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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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entsprechenden Motor auswählen und
    die Ansaugpumpe bedienen, bis die Zuleitungsrohre gefüllt
    sind.«
    Ich pumpte vorsichtig, und leichter Kerosingeruch erfüllte
    die Luft.
    »Was ist das für eine Hassliebe zwischen Lola und dir?«
    »Ach, das ist alles vorbei«, sagte er ablehnend. »Sie geht jetzt
    mit einem Burschen aus der Klasse für Fortgeschrittene Helden.«
    Als ich spürte, dass der Hebel auf Widerstand stieß, hörte ich
    auf zu pumpen. »So, jetzt haben wir Druck auf der Leitung. Was
    kommt als nächstes?«
    »Zündung und Anlass-Spule einschalten.«
    »Check.«
    »Startknopf drücken, und wenn der Motor läuft, Einspritzpumpe betätigen. Ist das verständlich?«
    »Versuchen wir's mal.«
    Ich drückte auf den Anlasser, und der Propeller begann sich
    langsam zu drehen. Randolph betätigte die Einspritzpumpe,
    und der Motor hustete. Erst einmal, dann noch einmal, und
    dann kam eine dicke schwarze Wolke aus dem Auspuff. Ein
    paar Uferläufer, die mit langen Schnäbeln im Schlamm herumstocherten, flogen auf, und einen Augenblick schien es, als
    würde der Motor gleich wieder absterben. Aber dann erfolgten
    weitere Zündungen. Rumpelnd setzte sich der Motor in Gang
    und schickte heftige Vibrationen durch den Rumpf der Maschine. Als er endlich fast rund lief, nahm ich das Gas weg und
    lächelte Randolph zu. Er grinste zurück.
    »Hast du auch eine Freundin?« fragte ich ihn.
    »Nein.«
    Er sah mich mit großen Augen an. Als wir uns kennen gelernt hatten, war er noch eine leere Hülle gewesen, ein glattes
    Gesicht ohne Persönlichkeit und Charakter. Jetzt war er ein
    Mann von fünfzig Jahren, aber emotional war er vollkommen
    unreif.
    »Ich kann mir ein Leben ohne Lola nicht vorstellen«, platzte
    er plötzlich heraus. »Ich denke in jeder Sekunde und jeder
    Minute an sie – jeden Tag, Thursday!«
    »Dann sag es ihr doch!«
    »Und mache mich damit zum Idioten? Sie würde es allen erzählen, ganz Tabularasa würde über mich lachen!«
    »Das ist doch egal. Dr. Fnorp sagt, deine Ausbildung leidet
    darunter. Willst du irgendwo als Statist enden?«
    »Ist mir doch egal«, sagte er wie ein trotziger Teenager. »Ohne Lola gibt es für mich keine Zukunft.«
    »Es gibt doch noch andere weibliche Rohlinge!«
    »Aber keine ist so wie sie. Sie ist so fröhlich. Wenn sie da ist,
    dann scheint die Sonne, und die Vögel singen.« Er unterbrach
    sich und hustete verlegen. »Sie verraten doch niemandem
    etwas?«
    Er war wirklich total verknallt.
    »Randolph«, sagte ich langsam. »Du musst ihr von deinen
    Gefühlen erzählen, schon um deiner selbst willen. Sonst erdrückt es dich mit der Zeit!«
    »Und wenn sie mich auslacht?«
    »Vielleicht lacht sie ja gar nicht. Es könnte durchaus sein,
    dass sie dich sehr mag.«
    Randolphs Schultern sanken herab. »Gut«, sagte er tapfer.
    »Ich werd' mit ihr reden.«
    »Fein«, sagte ich und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muss
    in zwanzig Minuten beim Jurisfiktion-Appell sein. Lass den
    Motor noch zehn Minuten laufen und stell ihn dann ab. Wir
    sehen uns dann heute Abend.«

    »Auf wen warten wir denn noch?« fragte der Protokollführer.
    »Godot«, sagte Benedict.
    »Fehlt der schon wieder? Weiß jemand, wo er ist?«
    Es folgte massives Kopfschütteln.
    Der Protokollführer machte sich einen Vermerk in seinem
    Notizbuch, läutete mit der Glocke und räusperte sich. »Jurisfiktion-Vollversammlung Nr. 40320 ist damit eröffnet«, sagte er.
    »Tagesordnungspunkt eins: Perkins und Snell. Zwei unserer
    besten Agenten sind in Ausübung ihrer Pflichten gestorben. Sie
    haben das höchste Opfer gebracht, und ihre Namen werden zur
    ewigen Erinnerung und zur Erbauung künftiger Generationen
    ins Boojumorial gemeißelt werden. Ich bitte um zwei Minuten
    Ruhe zum Gedächtnis an Perkins und Snell!«
    »Perkins und Snell«, wiederholten wir und erhoben uns in
    stillem Gedächtnis von unseren Plätzen.
    »Danke«, sagte der Protokollführer, als zwei Minuten vorbei
    waren. Die Leitung des Bestiariums übernimmt künftig Commander Bradshaw. Die Witwe von Mathias hat mich gebeten,
    allen zu danken, die ihr in den letzten Tagen ihr Mitgefühl
    ausgedrückt haben. Die Perkins-&-Snell-Serie wird von Klonen
    der Klasse B-2 aus einer Lizenzausgabe weitergeführt, und ich
    glaube, ich darf den beiden in Ihrer aller Namen viel Glück und
    Erfolg wünschen.«
    Er machte eine Pause und holte tief Luft.
    »Der Verlust dieser beiden Agenten war für uns alle ein großer Schock, und wir dürfen es nicht

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