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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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dir auch jetzt nur deshalb
    sagen, weil du inzwischen eine vollberechtigte Agentin bist. Du
    erinnerst dich, dass dich der Eid zur Wahrung aller Dienstge-heimnisse verpflichtet?«
    »Ich verstehe«, sagte ich langsam. »Und wie ist dieses UltraWord™ so?«
    »Ganz wie Libris gesagt hat: das ultimative Leseerlebnis. Das
    erste, was einem auffällt, sind die Musik und die Farben.«
    »Was ist mit den neuen Stoffen?«
    »Davon habe ich nichts mitgekriegt«, gab Miss Havisham zu.
    »Wir haben alle nur eine Kopie des Kleinen Prinzen gekriegt.
    Aber das neue Betriebssystem mit PageGlow™, WordBuddy™,
    PlottPlottPlus™ und ReadZip™ ist schon brillant. Es ist alles so
    einfach.«
    »Das freut mich.«
    »Aber irgendwas stimmt trotzdem nicht.«
    »Das ist schlecht.«
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich, und wir gingen das unterste Stockwerk entlang, bis der Korridor immer breiter und
    höher wurde und die TextSee vor uns erschien. Aus der Decke
    war ein stürmischer Himmel mit dunklen SatzzeichenWolken
    geworden, und im Hafen hatten Dutzende von KritzelKuttern
    festgemacht, während am Kai der nächtliche Wortfang verkauft
    wurde.
    »Was ist denn mit dem System? Gibt es da ein Problem?«
    »Genau das möchte ich auch gerne wissen«, sagte Miss Havisham. »Ich habe mir alle Mühe gegeben, aber ich konnte das
    Buch nicht dazu bringen, irgendwelche unerwarteten Dinge zu
    tun. Bei BOOK V7.2 konnte man noch eine spontane Übersetzung in Esperanto auslösen, wenn man ein High-g-Manöver mit
    dem Buch machte. Bei BOOK V6.3 kam es bei dem Verb essen
    jedesmal zu einem Konflikt mit der Beschreibung eines malaii-schen Schuppentiers, was die Zeiten völlig durcheinander
    brachte. Ich habe alles Mögliche versucht, um UltraWord™ zum
    Abstürzen zu bringen, aber es ist so stabil wie ein Felsen.«
    Wir gingen am Kai entlang, bis der Hafen hinter uns lag.
    Große Abflussröhren entließen einen schillernden Strom von
    gebrauchten Buchstaben zurück in die See. Starker Gummigeruch lag in der Luft. 19
    »Das ist die Stelle, wo die Wörter enden, die ihr in der AußenWelt ausradiert«, sagte Miss Havisham beiläufig, als wir
    vorbeiging. »Ist irgendwas?«
    »Ach, nur wieder diese Junkmails im Fußnotofon«, murmelte ich, während ich versuchte, Mrs. Jackson aus meinem Hirn
    auszublenden. »Irgendeine Betrügerei. Weshalb glauben Sie,
    dass es Probleme mit UltraWord™ gibt?«
    »Na ja«, sagte Miss Havisham langsam. »Am Abend, bevor er
    starb, hat Perkins mich angerufen. Er sagte, er hätte etwas sehr
    Merkwürdiges entdeckt, wollte aber am Fußnotofon nicht
    darüber reden.«
    »Hatte es denn mit UltraWord™ zu tun?«

    19 »… Lieber Freund, ich bin eine fünfzigjährige Witwe aus der Republik
    Gondal. Ich wende mich auf Empfehlung des GattungsRates an Sie. Mir
    wurde gesagt, Sie könnten mir vielleicht helfen. Mein Ehemann, Reginald
    Jackson, war der Rebellenführer in Gondal im Aufruhr (Sonderausgabe
    4.99). Kurz vor seiner Ermordung gab er mir zwölf Millionen Dollar. Damit
    flüchtete ich aus dem Buch und suchte mit meinen beiden Kindern Unterschlupf im Brunnen der Manuskripte. Kurz nach der Ankunft deponierte
    ich das Geld in einem Schließfach. Ich möchte Sie fragen, ob Sie mir
    gestatten, das Geld auf Ihr Konto im Außenland zu überweisen. Wenn
    dieses Angebot Ihre Zustimmung findet, lassen Sie es mich bitte wissen. Sie
    finden mich unter Mrs. R. Jackson im FußnotofonBuch...«
    Miss Havisham zuckte die Achseln. »Das weiß ich eben nicht
    genau. Es ist möglich, aber es könnte genauso gut mit Deane zu
    tun gehabt haben.«
    Die Straße endete und wurde zu einem Strand aus zerbrochenen Buchstaben. Hier fanden die Romane ihr Ende. Unter
    einem bleiernen Himmel wurden ihre hoch aufragenden
    Rümpfe abgewrackt und zerlegt. Zuvor allerdings wurden alle
    Erzähltechniken und Handlungselemente, die noch irgendwie
    brauchbar waren, ausgebaut und auf dem Schrottplatz verkauft.
    Der Rest wurde von Rohlingen auseinander genommen, die in
    gut organisierten Teams arbeiteten, aber keine komplizierteren
    Werkzeuge als Brechstangen, Ketten und Schneidbrenner
    einsetzten. Die Bruchstücke wurden mit Schubkarren weggefahren und in die TextSee gekippt, wo sie sich in Wörter und
    Buchstaben auflösten, während ihre Bedeutung als leichter
    Nebel über dem Strand waberte.
    Wir kamen zum Squire of High Potternews. Hier an der Küste
    der TextSee sah das Buch düster und groß aus. Wer im Außenland ein Exemplar hätte auftreiben wollen,

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