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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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soll er
    denn kosten?«
    »Dreihundert«, sagte Garcia.
    »Dreihundert?!«, rief Snell. »Dafür könnte ich drei Dutzend
    abgeschnittene Köpfe im Sack kaufen und hätte immer noch
    genug Wechselgeld für einen verschwundenen Goldschatz der
    Nazis.«
    »Kein Mensch benutzt mehr verschwundene NaziGoldschätze«, lachte Garcia. »Wenn Sie den Kopf nicht wollen,
    ist mir das auch recht. Den kann ich an jeder Straßenecke
    verkaufen. Ich bin nur deshalb zuerst zu Ihnen gekommen, weil
    ich Sie mag und weil wir schon so viele gute Geschäfte miteinander gemacht haben.«
    Snell dachte einen Augenblick nach. »Hundertfünfzig.«
    »Zweihundert.«
    »Hundertfünfundsiebzig.«
    »Zweihundert, und ich geh' Ihnen noch eine erstklassige Per-sonenverwechslung, eine hübsche Doppelagentin und einen
    gestohlenen Mikrofilm mit dazu.«
    »Abgemacht!«
    »Es ist immer ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen«, sagte Garcia, als er das Geld einsteckte und Snell den
    Kopf gab. »Bitte grüßen Sie Mr Perkins von mir.«
    Er lächelte, schüttelte uns beiden die Hände und ging.
    »Oh, boy!« rief Snell. Er war so aufgeregt wie ein kleiner Junge mit einem neuen Fahrrad. »Warten Sie nur, bis Perkins das
    sieht! Was meinen Sie, wo sollen wir den Sack finden?«
    Ehrlich gesagt war ich der Ansicht, dass abgeschnittene Köpfe ein bisschen überholt waren, aber ich war natürlich zu höflich, um das zu sagen. »Ich fand die Idee mit der Tiefkühltruhe
    nicht übel«, sagte ich deshalb.
    »Ich auch«, sagte Snell eifrig, während wir an einem Laden
    vorbeikamen, in dessen Schaufenster ein kleiner Junge aus Holz
    saß. Das Schild daneben besagte: Erstklassige Vorgeschichten.
    Ausschließlich Maßanfertigung. Erinnerungen an eine schreckliche Kindheit und Jugend sind unsere Spezialität.
    »Vorgeschichten?«
    »Ja, natürlich. Jede Figur, die einen Schuss Pulver wert ist,
    hat eine Vorgeschichte. Kommen Sie, wir gehen einfach mal
    rein.«
    Der Eingang war ziemlich niedrig, und ich bückte mich instinktiv, als wir hindurchgingen. Im Inneren fanden wir eine
    dunkle, verräucherte Werkstatt. Auf dem Arbeitstisch in der
    Mitte standen Dutzende von Retorten und Reagenzgläsern, ein
    Bunsenbrenner und eine Goldwaage, während auf den langen
    Regalen an den Wänden dicht verschlossene Flaschen und
    Gläser standen, die teils farblose, teils lebhaft schillernde Flüssigkeiten enthielten. Die Etiketten wiesen auf verschiedene
    Schicksale hin. Idyllische Kindheit in den Alpen stand auf dem
    einen und Heroische Taten im Kriege auf einem anderen.
    »Die hier ist ja fast leer«, sagte ich und zeigte auf eine große
    Flasche mit der Aufschrift Irregeleitete Schuldgefühle wegen
    eines Todesfalls vor zehn Jahren.

    »Ja«, sagte ein kleiner Mann in einem Samtanzug, der so weit
    geschnitten war, dass man dachte, der Schneider wäre noch
    drinnen, um Änderungen zu machen. »Ja, die war in letzter Zeit
    sehr beliebt. Andere werden fast überhaupt nie benutzt. Schauen Sie mal nach oben.«
    Ich warf einen Blick auf die obere Reihen, wo die Flaschen
    schon ziemlich verstaubt waren. Praktikum der Meeresbiologie
    stand da und Erfahrener Maulwurfsfänger aus Wales.
    »Nun, was kann ich für Sie tun?« fragte der Vorgeschichtsverkäufer vergnügt und rieb sich die Hände. »Vielleicht etwas
    für die Dame? Wie wäre es mit Misshandlungen durch sadistische Stiefschwestern? Traumatische Begegnung mit wilden
    Tieren? Nein? Unglückliche Liebesaffären sind im Sonderangebot diesen Monat. Wenn Sie eine kaufen, kriegen Sie einen
    jüngeren heroinabhängigen Bruder umsonst.«
    Snell zeigte ihm seine Dienstmarke. »Wir sind nicht privat
    da, Mr Grnksghty – das ist die Auszubildende Next.«
    »Ah!« sagte Grnksghty enttäuscht. »Jurisfiktion.«
    »Mr Grnksghty hat früher Vorgeschichten für Charlotte
    Brontё und Thomas Hardy gemixt«, sagte Snell, stellte seinen
    abgeschnittenen Kopf ab und setzte sich auf die Tischkante.
    »Na ja!« sagte der Mann und spähte über seine Brille zu mir
    herauf. »Aber das ist schon sehr lange her. Charlotte Brontё –
    ja, das war noch eine echte Schriftstellerin. Ich hab' eine Menge
    für sie gemacht. Das meiste ist noch ganz unbenutzt, und –«
    »Ja, am Apparat«, unterbrach Snell und starrte mit leerem
    Blick auf die Reagenzgläser. »Ja, ich bin mit Thursday im Brunnen … Was gibt's denn?«
    Er merkte, dass wir ihn beide anstarrten und erklärte: »Mein
    Mobilnotofon – Miss Havisham.«
    »Grässliche Flegelei, diese

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