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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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sorgfältig aufgeräumt hatten. Solche
    Rücksichtnahme ist immer ein gutes Zeichen bei Rohlingen. Sie
    zeigt, dass die Persönlichkeit sich entwickelt.
    »Wisst ihr, wo meine Großmutter ist?«
    »Sie hat gesagt, dass sie für ein paar Tage an den Hof der
    Medici müsste«, erwiderte Obb. »Sie hat einen Zettel für Sie
    hinterlassen.«
    Tatsächlich lag auf der Arbeitsplatte ein kleiner Papierschnipsel. Ich hob ihn auf und las. Aber die Botschaft, die nur
    aus einem Wort bestand, verwirrte mich eher.
    »Wir sind um fünf wieder da«, erklärte Ibb. »Brauchen Sie
    etwas?«
    »Was? Äh, nein«, sagte ich und las Grannys Botschaft noch
    einmal. »Bis heut' nachmittag dann.«
    Ibb und Obb verschwanden, ich machte mir noch etwas
    Toast und schlug dann das Prüfungsbuch für die Große Juris-fiktion-Dienstprüfung wieder auf. Nachdem ich mich eine
    halbe Stunde lang damit herumgeschlagen hatte, las ich Grannys Zettel noch einmal. Er war wirklich verwirrend. In ihrer
    kleinen, zittrigen Handschrift stand da nur ein einziges Wort:
REMEMBER!
    »Woran soll ich mich erinnern?« fragte ich mich und ging
    ein bisschen am See spazieren.
    Auf einem Fußweg am Ufer durchquerte ich ein kleines Birkenwäldchen, das direkt bis ans Wasser hinabreichte. Neben
    meiner alten Sunderland lagen noch andere Wasserfahrzeuge
    vor Anker. Das erste war eine konvertierte Pinasse, die mit
    Plastikplanen vor Witterungseinflüssen geschützt war, daneben
    lag ein verlassener Leichter, der mit Regenwasser vollgelaufen
    und gesunken war. Im Weitergehen überfiel mich ein dämonisch kreischendes Gelächter, gefolgt von Donnergrollen, einem
    eiskalten Windstoß und Schwefelgestank. Ich blinzelte und
    hustete, während mich dichter grüner Nebel umschloss. Als er
    sich lichtete, stellte sich heraus, dass ich nicht mehr allein war.
    Die Hexen tanzten und kicherten vor mir herum. Sie rieben
    ihre knotigen Hände und schwenkten die Beine so ungeschickt,
    dass man dachte, sie müssten gleich umfallen. Sie waren die
    schlechtesten Schauspielerinnen, die ich seit langem erlebt
    hatte.
    »Dreimal bellt der blinde Hund«, sagte die erste Hexe, griff
    einen Hexenkessel aus der Luft und stellte ihn mir in den Weg.
    »Der Igel bügelt drei und einmal«, sagte die zweite und zauberte ein Feuer unter den Kessel.
    »Passantin schreit: 's ist Zeit, 's ist Zeit!« kreischte die dritte
    und warf etwas in den Kessel, der augenblicklich zu brodeln
    begann.
    »Ich hab' wirklich keine Zeit für den Quatsch«, sagte ich
    grantig. »Warum verpisst ihr euch nicht und belabert wen
    anderes?«
    »Heringsstipp und Mohrenkopf«, fuhr die zweite Hexe fort,
    »brat und koch im Zaubertopf; Schwindel-Stig und Hundebellen,
    woll'ne Strümpfe, Nebelwellen, Fadda loch und Bing sein Lied,
    Propellerflügel, Teufelsglied. Mächt'ger Zauber würzt die Brühe,
    Höllenbrei im Kessel glühe!«
    »Tut mir leid, wenn ich euch unterbrechen muss«, sagte ich,
    »aber ich habe wirklich eine Menge zu tun. Von euren Prophezeiungen hat sich keine bewahrheitet. Dass ich in Swindon
    wohne, hab' ich schon vorher gewusst, und dass ich in der
    Ausbildung für Jurisfiktion bin, war auch kein Geheimnis.«
    Sie hörten auf zu gackern und sahen sich an. Dann zog die
    erste Hexe eine große Taschenuhr aus den Falten ihres schmutzigen Umhangs und studierte sie sorgfältig.
    »Wartet's ab, ungeduldige Thursday!« kreischte sie schließlich. »Heil Euch, Ms Next! Hütet Euch vor der Drei-Leser-Regel!«
    »Heil Euch, Ms Next! Das wieder Sehen tut uns Leid! Das Röslein ist nicht sehr gescheit!« gackerte die zweite.
    »Heil Euch, Ms Next!« fügte die dritte hinzu, die offenbar
    auch etwas beitragen wollte. »Trefft einen König, ohne selbst ein
    König zu sein, lest einen König, ohne ihn zu besuchen –«
    »Husch! Husch!« rief eine laute Stimme hinter mir. Die drei
    Hexen stoppten und starrten den Neuankömmling ärgerlich an.
    Es war ein alter Mann, dessen wettergegerbtes Gesicht so aussah, als wäre er mindestens ein dutzendmal um den Globus
    gesegelt. Er trug einen dunkelblauen Blazer und einen weißen
    Rollkragenpullover darunter. Auf seinem Kopf hatte er eine
    Kapitänsmütze, unter der ein paar weiße Haarsträhnen hervorlugten. Sein Mienenspiel war bewegt, und seine Augen sprühten
    vor Leben. Mir war sofort klar, dass das nur Captain Nemo sein
    konnte!
    »Fort mit euch, ihr alten Hexen!« rief er. »Verkauft euren
    Trödel woanders!«
    Er hätte sie womöglich mit dem Stock geschlagen, den er in
    der

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