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03_Im Brunnen der Manuskripte

03_Im Brunnen der Manuskripte

Titel: 03_Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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leichten Melonengeruch. Ich starrte
    die leere Stelle an, die auf der Straße zurückblieb.
    Die anderen Fahrer waren heilfroh, dass das Hindernis endlich weg war, und hupten mich an, ich solle verschwinden. Ich
    untersuchte die Fahrbahn noch einmal genau, fand aber keinerlei Hinterlassenschaft – bis auf eine einzelne Schraube, die
    genauso eckig war wie das ganze Fahrzeug: keinerlei Struktur,
    nur glatte Flächen. Ich steckte sie ein, ging zu meinem Wagen
    zurück und fuhr weiter.

    Jack wartete vor Mickey Finn's Boxfabrik auf mich. Die Sportschule befand sich über einer Reihe von kleinen Läden in der
    Coley Avenue im ersten Stock einer ehemaligen Lagerhalle. Wir
    sollten hier einen Box-Promoter verhören, der wegen Schiebungen bei wichtigen Kämpfen angezeigt worden war. Es war
    die beste Szene in Caversham Heights – schonungslos realistisch, mit guten Typen und beinhartem Dialog.
    Ich war immer noch früh genug dran, die Geschichte war
    noch mit einer Nebenhandlung beschäftigt, in der es um eine
    verschwundene Ketamin-Lieferung ging, und so hatte ich
    Gelegenheit, ein paar Worte mit Jack zu wechseln, ehe wir
    auftreten mussten. Caversham Heights war nicht in der ersten
    Person geschrieben, und ich glaube, das war auch gut so, denn
    der gute Jack Spratt hatte wohl nicht die Charaktertiefe, um eine
    Ich-Erzählung zu tragen.
    »Guten Morgen, Jack«, sagte ich, nachdem ich den Wagen
    geparkt hatte. »Wie geht's denn so?«
    Er sah sehr viel glücklicher aus als beim letzten Mal und lächelte freundlich.
    »Kaffee?« fragte er und reichte mir einen Pappbecher. »Mir
    geht's hervorragend, Mary. Das ist doch okay, wenn ich Sie
    Mary nenne? Es wäre blöd, wenn ich mich nachher noch verspreche. Hören Sie, ich war gestern Abend bei meiner Frau. Wir
    hatten einen heftigen Meinungsaustausch, sind aber doch zu
    einer Art Einverständnis gekommen.«
    »Gehen Sie zu ihr zurück?«
    »Na ja, das nicht«, sagte Jack und nippte an seinem Kaffee.
    »Aber sie hat gesagt, wenn ich mit der Sauferei aufhöre und
    mich nie wieder mit Agatha Diesel treffe, würde sie es erwä-gen.«
    »Na, das ist doch ein Anfang, nicht wahr?«
    »Ja, aber es ist nicht so einfach, wie Sie vielleicht denken.
    Heute Morgen hab ich diesen Brief hier gekriegt.«
    Er reichte mir ein Blatt Papier, und ich las:

    Sehr geehrter Mr. Spratt,
    es ist uns mitgeteilt worden, dass Sie möglicherweise versuchen
    wollen, den Schnaps aufzugeben und sich mit Ihrer Ehefrau zu
    versöhnen. Wir sind zwar der Meinung, dass auf diese Weise
    gewisse innere Konflikte und damit mehr Spannung erzeugt
    werden können, möchten Sie aber ausdrücklich davor warnen,
    die Angelegenheit zu einem guten Ende zu führen, da Sie andernfalls alle Ansprüche aus Ihrer Mitgliedschaft bei der Gewerkschaft
    Einsamer Detektive (GED im DGB) einbüßen und den Weiterbestand Ihres Erzählwerks in akute Gefahr bringen würden.
    Wir gehen davon aus, dass Sie Ihr unverantwortliches und
    unnormales Verhalten unverzüglich einstellen, und verbleiben
    mit freundlichen Grüßen
    (Unterschrift unleserlich)
    PS. Trotz wiederholter Aufforderungen haben Sie es bisher
    versäumt, einen klassischen Sportwagen zu fahren oder ein
    ungewöhnliches Steckenpferd zu entwickeln. Wir fordern Sie
    dringend auf, diesen Missstand zur Vermeidung einer Ordnungsstrafe unverzüglich abzustellen.

    »Hmm«, murmelte ich. »Wer hat das denn unterschrieben? Ein
    gewisser Poi–«
    »Ich weiß genau, wer das geschrieben hat«, sagte Jack trüb-sinnig und nahm den Brief wieder an sich. »Die Gewerkschaft
    ist wirklich sehr mächtig. Sie haben Einfluss bis hinauf zum
    Großen Panjandrum. Wenn ich weitermache, beschleunige ich
    womöglich noch den Untergang von Caversham Heights, statt
    ihn zu verhindern. Father Brown wollte tausendmal dem Priesterstand entsagen, aber die Gewerkschaft –«
    »Jack, was wollen Sie denn?«
    »Ich?«
    »Ja, Sie.«
    Er seufzte. »So einfach ist das nicht, Mary. Ich habe eine Verantwortung für die siebenhundertachtundsechzig Figuren in
    diesem Buch. Stellen Sie sich das doch mal vor – all diese Rohlinge, die verramscht oder zu Text reduziert werden müssten
    wie Weihnachtsgänse im Januar. Mir schaudert's ja, wenn ich
    bloß dran denke.«
    »Dazu kann es so oder so kommen, Jack. Wenn Sie etwas
    unternehmen, haben wir wenigstens eine Chance, uns dagegen
    zu wehren. Tun Sie, was Sie für richtig halten! Lösen Sie sich
    von den Klischees.«
    Er seufzte erneut und fuhr sich mit der Hand durch die

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