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03 - Keiner wie Wir

03 - Keiner wie Wir

Titel: 03 - Keiner wie Wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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innerhalb so kurzer Zeit derart viel erreicht wie Christina Hunt. Ohne die eine oder andere Gefälligkeit wäre sie unmöglich so weit gekommen, und sie hatte doch lediglich aus dieser peinlichen Sexabhängigkeit der Männer ihr Kapitel geschlagen. Ausschließlich mit einer guten Ausbildung oder Talent gelangte man nicht sehr weit und schon gar nicht an die Spitze.
    Sie war kein Opfer, hätte jedes Mal ablehnen können und tat dies auch häufig genug!
    All das würde Daniel natürlich niemals einsehen. Der pflegte ja mit Inbrunst seinen blöden Schutzkomplex, wenn es um sie ging, und sprach ihr dabei ganz nebenbei das Recht und die Fähigkeit ab, eigene Entscheidungen zu treffen und sie persönlich zu verantworten. Auch heute noch. Daran hatte sich nichts geändert.
    Möglicherweise würde es das nie.
    * * *

urück auf der belebten Boulevardstraße, sprach Tina ihn behutsam an, aber Daniel schüttelte den Kopf und weigerte sich, ihren Blick zu erwidern.
    Da wurde wohl soeben jemand von seinem schlechten Gewissen heimgesucht. Und damit nicht genug, vermutete Tina.
    Daniel trauerte einer imaginären Vergangenheit hinterher, von der niemand wusste, ob sie überhaupt stattgefunden hätte. Denn leider war es unmöglich, sich in eine andere Zeitschleife zu katapultieren, um nachzusehen, wie das Leben wohl verlaufen wäre, wenn man an einer entscheidenden Kreuzung statt der einen, eben doch die andere Richtung eingeschlagen hätte.
    Was Daniel gerade durchlebte, konnte sie ihm nicht ersparen. Um ehrlich zu sein, wollte sie das auch gar nicht.
    Sein Schmerz und die Trauer würden nicht annähernd so vernichtend wüten, wie das, was sie durchmachen musste, als er sie damals verließ.
    Ein Blinzeln genügte und alles war so präsent, als wäre es erst gestern geschehen. Inklusive brüllenden Magens, brennender Augen und dem grauenvollen, würgenden, klaustrophobischen Gefühl der totalen Ausweglosigkeit.
    Gefangener als Tina an jenem Tag in diesem weiten Wald konnte sich nicht einmal ein Mensch in der Todeszelle fühlen.
    Er hatte sie zurückgelassen, ganz allein mit ihrer Liebe, Sehnsucht und dem leicht pochenden Schmerz im Unterleib, der daran erinnerte, dass sie sich nur wenige Stunden zuvor leidenschaftlich geliebt hatten. Denn genau das war es gewesen, Tina hatte sich damals nicht geirrt. Und trotzdem gönnte er ihr nicht die geringste, klitzekleine Hintertür der Hoffnung, sondern vernichtete alles.
    All das war nicht vergessen, das würde es auch nie. Ja, Zeit heilte alle Wunden, aber immer blieb eine fragile Narbe zurück. Die wollte gehegt und gepflegt werden, damit sie in einem unbedachten Moment nicht unvermutet aufbrach. Tat sie es trotzdem, fand man sich in Lichtgeschwindigkeit in jener gefürchteten Hölle wieder, die man unerreichbar weit hinter sich geglaubt hatte.
    Nüchterner Realist, der Tina nun einmal war, wusste sie jedoch, dass die Vergangenheit mit all ihren Fehlern und Missverständnissen unwiderruflich verloren war. Ihnen blieb nur, in die Zukunft zu schauen, und vielleicht – vielleicht! – lag sogar ein gemeinsames Leben vor ihnen, das über eine reine, gute Freundschaft hinausging. Sie wünschte es sich, obwohl die Zweifel nicht gestorben waren und sie mahnend an all ihre Ängste erinnerten.
    Längst Vergangenes zurückholen? Tina wusste nicht, ob sie das tatsächlich wollte.
    Denn auch das wäre nur eine neue Variante von Hätte, Wenn und Aber …
    * * *
    A uch Daniel wusste, dass die alten Zeiten unwiderruflich verloren waren.
    Selten zuvor hatte er allerdings mehr bereut und wurde ihm schonungsloser vor Augen geführt, was ihm entgangen war. Egal, was Tina sagte und wie sehr sie die Dinge auch bagatellisierte, er kannte sie und wusste daher ganz genau, wie sensibel und anhänglich sie war.
    Andere hätten diese schauerliche Angewohnheit übrigens als Treue bezeichnet.
    Damals gab es gute Gründe, weshalb er sich so verbissen bemüht hatte, für sie den Richtigen zu finden. Okay, dabei war ihm dummerweise komplett entgangen, dass er für diesen Job in Wahrheit am geeignetsten war. Geistige Umnachtung war eine freundliche Untertreibung, wenn man bedachte, wie grausam ihm heute allein die Vorstellung zusetzte, dass sie mit einem anderen …
    Ha!
    Noch etwas irrer: Das war damals nicht anders gewesen! Möglicherweise lebte Chris nur noch, weil er Daniels Angebot in Ithaka weitsichtig abgelehnt hatte.
    Eine wirklich interessante These ...
    … aber in der Sache dämlich. Diesen speziellen Part

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