Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
Vom Netzwerk:
Sam Smith für niemanden eine Bedrohung dar.
    Dass Maria nicht erfreut war über den Verlauf des Abends, machte sie mit einem langen Seufzer unverhohlen deutlich. Sie sagte zwar nichts weiter, bedachte Sam jedoch mit einem giftigen Blick, als sie an Jasons Arm an ihm vorbeiging.
    Wenige Minuten später fuhr Jasons Kutsche die Straße hinunter und verschwand hinter der nächsten Biegung. Connor richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Sam Smith. „Sollte sich herausstellen, dass ich mit dir meine Zeit vergeude, werde ich ernstlich böse auf dich sein.“
    Sam gab ein Handzeichen, und plötzlich trat ein Mädchen hinter den Büschen hervor und eilte mit geschmeidiger Anmut auf Sam zu.
    „Das ist Annie, meine Schwester. Sie ist vierzehn.“
    Connor blickte von den schimmernden kastanienbraunen Locken des Mädchens zum ramponierten Gesicht des Jungen. Plötzlich begann die Geschichte Sinn zu ergeben, und heiße Wut packte ihn. Sam Smith wollte ihn nicht ausrauben. Stattdessen wollte er ihm seine Schwester verkaufen. So wie er aussah, war es auch nicht das erste Mal, dass er heute so etwas versucht hatte.
    Unsanft zwang er Sam, ihn anzusehen. „Mache ich auf dich den Eindruck, ich würde heute weibliche Gesellschaft suchen oder eher, dass mir auf romantischem Gebiet nichts mehr fehlt?“
    Schon wieder Rachel! Er benutzte dieselben Worte, die seine Verlobte angeblich über ihn geäußert hatte. Seine ehemalige Verlobte! Sie gehörte in seine Vergangenheit, und dennoch bestand er immer wieder darauf, sie in seine Gegenwart zu holen. Seine Wut nahm zu. Der Griff seiner Finger um Sams Kinn verstärkte sich, bis der Junge stöhnte.

    „So ist es nicht, Mylord. Ganz ehrlich. Sie ist meine Schwester, kein käufliches Mädchen, und ich bin alles andere als ihr Zuhälter. Deswegen hab ich doch ein blaues Auge verpasst gekriegt. Weil ich versucht habe, sie zu beschützen.“
    Connor gab ihn abrupt frei und musterte ihn misstrauisch. Das Mädchen rührte sich nicht. Immer noch hielt es den Kopf gesenkt und die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Annies Kleidung war schlicht und erinnerte ganz gewiss nicht an die eines Straßenmädchens.
    „Was hat das alles zu bedeuten?“
    Sams Antwort bestand ganz einfach darin, mit sanfter Hand das Kinn seiner Schwester anzuheben.
    Connor erstarrte. Sams Schwester Annie besaß eine verblüffend überirdische Schönheit, die im Vergleich zu den recht reizlosen Zügen ihres Bruders noch bemerkenswerter erschien. Ihre Haut war blass wie Elfenbein, die Augen waren rabenschwarz. Als Sam die Schleife in ihrem Haar löste, fiel es in schimmernden Locken über ihre Schultern. Sie erwiderte Connors fassungslosen Blick mit völlig ausdrucksloser Miene.
    „Ich schaff es nicht mehr. Ich kann sie nicht beschützen. Jeder Kerl, der sie sieht, will was von ihr haben, sogar die, die es eigentlich besser wissen sollten. Na ja, vor allem die.“
    Connor sah, wie die Augen des Jungen verdächtig schimmerten. „Und jetzt hab ich keine Arbeit und keine Unterkunft mehr. Wie lange wird es noch dauern, bis Annie auf der Straße ist? Ich meine, richtig auf der Straße.“
    „Wer hat dich geschlagen?“
    „Mein Onkel Nobby.“
    „Dein Onkel wollte sich an deiner Schwester vergreifen?“
    „Nein. Er wollte mich bloß prügeln, weil die alte Kröte neulich eine Schubkarre Gin verlangte, damit er uns keinen Ärger macht. Der Kutscher war an allem schuld!
    Konnte nicht die Klappe halten, oder? Er hat dem Richter gesagt, wer ich bin, weil er mich vom ‚Jolly Farmer‘ kennt, wo ich ab und zu mal ein Bierchen trinke. Und wer mein Chef ist, hat er auch gleich verraten. Mein Onkel war vielleicht gallig. Und jetzt hab ich keine Arbeit und kein Zuhause mehr. Annie hat gekocht und geputzt, also ließ Nobby sie auch bei ihm wohnen.“
    Connor überlegte einen Moment. „Wenn ich dich recht verstehe, wollte unser ehrenwerter Arthur Goodwin seinen Weinkeller mit Gin aufstocken, ohne dafür zu bezahlen. Im Gegenzug war er bereit, dir eine Ausschankerlaubnis auszustellen.“
    „Zuerst war es das, ja. Dann sah er Annie ...“
    Connor schloss kurz die Augen und seufzte. „Wo sind eure Eltern?“
    „Tot. Pa starb vor Jahren an der Lungenkrankheit und Ma letzten Michaelstag wegen zu viel Gin.“
    „Und was erwartest du jetzt von mir?“, fragte Connor sanft.
    „Ich vertraue Ihnen. Sie hatten es neulich nicht nötig, uns zu helfen, und trotzdem haben Sie’s getan. Sie haben ein gutes Herz. Nicht wie die hohen

Weitere Kostenlose Bücher