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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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verächtlich die Lippen, als er die geckenhaften Neuankömmlinge bemerkte.
    „Kommen Sie, setzen Sie sich, Harley“, schlug Connor liebenswürdig vor.
    Benjamin Harley schlenderte an den Spieltisch heran und verzog den Mund zu einem Schmollen. Er öffnete eine mit Juwelen besetzte Schnupftabaksdose, nahm eine Prise und meinte höhnisch grinsend: „Sie glauben doch sicher nicht, ich lasse mich auf ein Spiel mit Ihnen ein, oder? Man sagt, Sie hätten das gesamte Regiment beim Faro ausgenommen.“
    Connor mischte ungerührt die Karten. „Und das macht Ihnen Sorge, was? Dass ich gewinnen werde?“
    „Nein. Es macht mir Sorge, Sie könnten dafür sorgen, dass ich verliere.“
    „Sie werfen mir vor, ich würde betrügen?“
    Harley wurde rot, hob aber trotzig das Kinn und sagte: „Es ist schwer einzusehen, warum Sie nie verlieren.“
    „Werden Sie deutlicher“, bat Connor ihn, immer noch in völlig ruhigem Ton.
    „Was redet ihr hier von Betrügen?“, unterbrach eine weibliche Stimme die angespannte Stille. Maria Laviola schwebte in den Raum. Der Rock ihres weißen Kleides mit den tiefroten Verzierungen raschelte, während sie zu Connor eilte und ihm ihre von einem roten Handschuh umhüllte Hand auf die Schulter legte.
    „Sie haben gesungen wie ein Engel, meine Liebe“, schwärmte Harley, nur allzu froh darüber, aus der schwierigen Lage befreit zu werden.
    Weitere Gentlemen schlossen sich seinem Lob an, und Maria lächelte zufrieden.
    „Werden Sie Ihr Talent heute Abend noch einmal unter Beweis stellen?“, bat Harley.
    „Nicht hier. Vielleicht woanders ... später ...“ Ein verführerischer Blick heftete sich auf Connors Gesicht, und er lächelte amüsiert.
    „Ach, es ist so warm heute“, beschwerte sie sich und fächelte sich mit den Fingern Luft zu, so gut sie konnte.
    „Armer alter Devane. Ihm wird es nicht so erscheinen“, warf Harley selbstgefällig ein.
    „Ich wette, ihm ist noch ganz kalt.“
    „Warum?“
    „Dafür müssen wir Miss Meredith die Schuld geben. Ich fürchte, die Dame hat ihm die kalte Schulter gezeigt ... zum zweiten Mal.“
    Jason schob heftig seinen Stuhl zurück und erhob sich bedrohlich, doch Connor packte seinen Bruder am Ärmel und schüttelte ruhig den Kopf.
    „Gibt es noch Platz für jemanden?“
    Edgar Meredith betrat lächelnd den Raum, sein Schwager Nathaniel Chamberlain folgte ihm in sicherem Abstand, um nicht das Misstrauen seiner Frau zu erwecken, die mit der Familie der Merediths abgeschlossen hatte, wie sie sich gern dramatisch ausdrückte.
    „Hier, nehmen Sie meinen Platz“, bot Connor höflich an. Er steckte seine Gewinne ein, Jason bedachte Harley noch mit einem wütenden Blick und folgte seinem Bruder.
    Nathaniel Chamberlain musterte Edgar mitleidig. Edgar konnte seinen Kummer nicht verbergen, ebenso wenig wie sein Gastgeber Alexander Pemberton. Alle Anwesenden ahnten den Grund für Lord Devanes plötzlichen Aufbruch.
    „Du langweilst dich. Ich wusste es. Wir hätten zu Mrs. Crawford gehen sollen.“
    „Nein, ich langweile mich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich bin fasziniert“, gab Connor nachdenklich zu, während er mit Jason auf die Terrasse hinausging. Er lockerte sein Krawattentuch, nahm es ab und steckte es in die Jackentasche. Seine Gedanken gingen unaufhaltsam zurück zu Rachel ... Miss Meredith, korrigierte er sich mit einem spöttischen Lächeln.
    Was zum Teufel ging in ihr vor? Er hatte am heutigen Abend sehr viel heftigere Gefühlsregungen an ihr beobachten können als in den vier Monaten seiner Werbung um sie. Und da er recht sicher war, dass sie das Schauspiel nur ihm zuliebe inszeniert hatte, weigerte er sich, davon gerührt zu werden. Er war Zeuge ihrer Unruhe, ihrer Tränen und ihrer Verlegenheit gewesen. Selbst Scham und Reue waren Teil ihres Repertoires gewesen ... kurz bevor sie nach der peinlichen Bloßstellung durch Mrs.
    Pemberton ausgesehen hatte, als könnte sie diese vor Wut mit den bloßen Händen erwürgen. Seltsamerweise hatte er sich nicht an Rachels Lage erfreut. Vielmehr widerte ihn Pamela Pembertons Boshaftigkeit an.
    Vor sechs Jahren hatte er in den Tagen und Wochen nach der unseligen Trennung von Rachel wenigstens einen Brief von ihr erwartet, in dem sie sich bei ihm entschuldigte. Doch nichts kam. Nicht einmal einige unverbindliche Zeilen der Erklärung. Ihr Schweigen sprach allerdings Bände: Er war ihr nicht einmal diese kleine Mühe wert. Es reichte ihr, dass ihr Vater sich um die unbedeutende Angelegenheit gekümmert

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