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03 - komplett

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Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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auf die sie sich ganz langsam und verstohlen vorbereiten musste.
    Sie wagte es, ihn anzusehen, und wie sie befürchtet hatte, beobachtete er sie mit leiser Belustigung. Leider sah er auch heute ausgesprochen eindrucksvoll aus. Er war der Inbegriff des eleganten Gentleman in seinem marineblauen Gehrock mit den Goldknöpfen und den hellen Breeches, in die sein kräftiger Körper gegossen worden zu sein schien, und den tadellos glänzenden Stulpenstiefeln. Bisher hatte Rachel nie darauf geachtet, dass er das Haar länger trug, als die Mode gebot, und dass es im Sonnenlicht, das durch die Spitzenvorhänge drang, wie Ebenholz schimmerte. Er sieht also gut aus. Na und? wies sie sich ärgerlich zurecht. Er war doch schon immer ein attraktiver Mann gewesen. Kein Grund, jetzt darum so viel Aufhebens zu machen!
    Seine Lider verbargen die aufregenden blauen Augen halb, während er sie jetzt betrachtete, aber er machte nicht den Eindruck, als würde ihm Schlaf fehlen. Ihre Aufforderung an ihn, sie um elf Uhr morgens in Beaulieu Gardens aufzusuchen – zu einer Zeit, da kein Mitglied des ton , das etwas auf sich hielt, sich aus dem Bett begab, geschweige denn aus dem Haus – musste ihn gegen neun Uhr, also zu

    „nachtschlafender“ Stunde, erreicht haben. Und doch war er hier, pünktlich und in so tadelloser Erscheinung, dass er sich sofort bei Erhalt ihrer Nachricht erhoben haben musste.
    Aber auch sie hatte sich heute Morgen größte Mühe mit ihrer Erscheinung gegeben, nachdem sie gestern in jeder nur denkbaren Hinsicht einen Narren aus sich gemacht hatte. Sie musste in ihrem gestrigen Aufzug den Eindruck einer Schlampe erweckt haben, heute allerdings war sie die Würde selbst. Jeder nur denkbare Vorteil musste genutzt werden, also präsentierte sie sich dem Earl heute als elegante, weltgewandte Frau.
    Ihr gestreiftes Vormittagskleid war im nüchternen Empirestil geschnitten, schmiegte sich aber eng an ihren Busen, der somit aufs Vorteilhafteste zur Geltung kam. Der gerade Rock ließ die weiblich gerundeten Hüften ahnen. Zwar war ihr Gesicht blass vor Müdigkeit, doch sie hatte auf jegliches Rouge verzichtet. Sie wusste, dass die Blässe ihr seltsamerweise gut stand, und die Schatten unter ihren Augen betonten deren Blau. Heute Morgen hatte sie alles getan, um auf interessante Weise zerbrechlich zu wirken – und der Fürsorge und Umsicht eines starken Mannes bedürftig. Rachel schämte sich nicht, die Sorge, die er gestern Nacht um sie gezeigt hatte, zu ihrem Vorteil auszunutzen.
    Ein großer Teil der betonten Gelassenheit ihres verschmähten Verlobten musste gewiss dem Umstand zugesprochen werden, dass ihre fragilen weiblichen Reize ihn wider Willen rührten, das spürte sie. Und sie war entschlossen, eben diese Reize auszunutzen, um ihn sich zu unterwerfen. Was stand ihr auch anderes zur Verfügung?
    Ihr wurde bewusst, dass sie viel zu lange mit dem Tee auf sich warten ließ, und sie beeilte sich nun, ihm einzuschenken. „Ich hielt es für besser für uns beide, unser Treffen früh abzuhalten, bevor jemand unserer Bekannten unterwegs sein und Ihren Wagen vor dem Haus entdecken könnte. Es wäre mir sehr unlieb, noch mehr Klatsch über das Verhältnis zwischen den Merediths und dem Earl of Devane anzuregen.“
    „Ich verstehe.“
    „Ja, das dachte ich mir. Sahne und Zucker?“
    „Ja, danke.“
    Wortlos konzentrierte Rachel sich jetzt darauf, eine vollkommene Gastgeberin zu sein. Sie brachte die Tasse zu ihm, doch auf dem Weg wurde ihr klar, dass sie etwas zu großzügig gewesen war. Das Zittern ihrer Hand würde sehr wahrscheinlich den Tee in die Untertasse schwappen lassen. Verärgert den Kopf schüttelnd, blieb sie stehen und betrachtete bestürzt ihre vom heißen Tee geröteten Finger. „Ach, wie ungeschickt. Es tut mir leid, ich bringe Ihnen eine neue Tasse.“
    „Das ist nicht nötig ...“
    „Nein, ich schenke Ihnen neu ein“, widersprach Rachel ihm ein wenig zu schroff. „Es macht keine Mühe. Die Kanne ist noch fast voll.“ Sie wich einen Schritt zurück, die Tasse steif von sich haltend, als fürchtete sie, sie könnte den Rest des Tees auch noch verschütten.

    Ihr Blick war unverwandt auf das zart geblümte Porzellan gerichtet, doch Rachel spürte sofort, wann er seine lässige Pose am Kamin aufgab. Sie ging schneller rückwärts, da er sich ihr jetzt näherte. Das Geschirr in ihrer feuchten Hand klapperte verdächtig. Im nächsten Moment spürte sie seinen Griff an ihrem Handgelenk. Er hielt sie

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