03 - komplett
Dabei sind Sie vor nur zwei Wochen abgereist, und bis dahin schien es Ihnen eher gleichgültig zu sein, ob ich lebte oder nicht. Hat es womöglich etwas damit zu tun, dass ich Ihren Vater in einer Spielhölle um Ihr Erbe gebracht habe?“
Rachel wurde es eiskalt bei seinen Worten. „Sie waren mir nicht gleichgültig, und wenn es so schien, dann dürfen Sie nicht mir die Schuld daran geben, Sir. Es war Ihre Idee, den Leuten zu zeigen, wie wenig uns die Gegenwart des anderen ausmacht.“
Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „Und Sie hatten ja auch recht. Es war eine sehr kluge, vernünftige Idee. Und es wurde ja auch nicht über uns geklatscht. Sind Sie nicht zufrieden darüber?“
Er lächelte ebenfalls, sah sie aber nicht an, sondern betrachtete vielmehr seine Finger, mit denen er auf den Kaminsims trommelte. „Sind Sie nicht zufrieden?“, wiederholte er spöttisch. „Sie müssen ein wenig näher kommen, meine Schöne, wenn Sie das sagen, und zu mir aufschauen, als wäre Ihnen meine Antwort wirklich wichtig.“
Rachel stiegen Tränen der Wut in die Augen. Er schien entschlossen zu sein, sich so unausstehlich wie möglich zu benehmen. „Tatsächlich bin ich auch gekommen, um meiner Freundin Lucinda Saunders beizustehen, da sie guter Hoffnung ist. Glauben Sie bitte nicht, das Pech meines Vaters sei das Einzige, das mich herführt. Aber da wir die Sache schon angeschnitten haben ... Ich möchte wirklich gern darüber reden.
Und zwar wäre es mir lieb, wenn wir einen kurzen Pachtvertrag für mein Gut vereinbaren könnten, damit June trotzdem noch ihre Hochzeit auf Windrush feiern kann.“
„Windrush gehört mir.“
„Ja. Ich möchte es bis zum nächsten Monat pachten, wenn meine Schwester heiratet.“
Er betrachtete sie lange unter halb gesenkten Lidern, und Rachel zwang sich, seinem Blick ruhig zu begegnen. Sie brachte sogar ein Lächeln zustande. „Bis dahin werden Sie es doch sicher nicht brauchen. Sie haben Ihr Stadthaus in Mayfair. Die Saison wird bis dahin ihren Höhepunkt erreicht haben. Kaum einer wird sich auf dem Land aufhalten. Ich bin sicher, Ihre Freunde werden in London sein, also ...“
„Woher wollen Sie wissen, wer meine Freunde sind?“
„Verzeihung. Ich wollte nicht anmaßend sein, sondern lediglich eine Bitte vorbringen.“
„Das stimmt. Sie bitten, und ich habe Ihnen gesagt, Rachel, dass Sie näher kommen müssen, wenn Sie Erfolg haben wollen.“ Seine Stimme war sanft und honigsüß, ein leicht spöttisches Lächeln umspielte seine Lippen.
Rachel zuckte gelassen die Achseln und hoffte, er sah ihr ihre innere Aufregung nicht an. Genau vor ihm blieb sie stehen und setzte eine schelmische Miene auf. „Bitte sehr. Jetzt bin ich näher gekommen, Sir. Mir war nicht bewusst, dass nun, da Sie älter sind, Ihr Gehör und Ihre Sehfähigkeit nachgelassen haben könnten. Hören Sie mir gut zu“, sagte sie betont deutlich, während sie mit aller Kraft dagegen ankämpfen musste, ihn nicht mit den übelsten Schimpfworten zu bedenken. „Ich bin bereit, Ihnen für einen Monat Pacht für meinen ... Ihren Besitz zu zahlen. Es wird sich für Sie lohnen, da ich sogar daran denke, bis zu hundert Pfund ...“
„Ich will eintausend.“
Rachel schnappte empört nach Luft. „Eintausend?“
„Sie brauchen ja nicht darauf einzugehen.“
„Sie wissen genau, dass ich Ihnen von meinem Nadelgeld niemals so viel ...“
„Dann verschwenden Sie meine Zeit, Miss Meredith. Es sei denn, Ihnen fällt ein besserer Anreiz ein, der einen Mann ohne Moral locken könnte.“
„Sie haben die Absicht, die Hochzeit meiner Schwester zu ruinieren“, fuhr Rachel ihn wütend an. „Wie können Sie es wagen! Mein Vater besaß die Freundlichkeit, Sie zu der Zeremonie einzuladen, und Sie geben sich jede Mühe, alles mit Ihrer rachsüchtigen Gier zu zerstören! Sie brauchen das Pachtgeld wahrscheinlich gar nicht mal, oder? Sie wollen nur Vergeltung üben. Sie hassen mich! Warum lassen Sie meine Schwester leiden? Und der kleine Dummkopf war einmal sogar vernarrt in Sie.
Dabei sind Sie ein Schuft! Sie haben mit einem Betrunkenen Karten gespielt. Nur ein völlig verachtenswerter Mensch spielt um so hohe Einsätze mit einem sehr jungen oder betrunkenen Mann. Sie hatten nicht die geringsten Skrupel! Es ist mir egal, dass Papa behauptet, Sie hätten sich an die Regeln gehalten. Sie sind ein Betrüger! Ein ...
ein abscheulicher Geizkragen ... Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Sie in der Hölle schmoren werden,
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