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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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fest und befreite sie von dem, was noch übrig war von seinem Tee.
    Dann stellte er die Tasse ab und trocknete mit einem Taschentuch, das er ruhig hervorgeholt hatte, Rachel die Finger trocken. Doch selbst als er damit fertig war und das Tuch wieder weggesteckt hatte, ließ er sie nicht los. Und noch immer ruhte ihr Blick auf seiner starken Hand. Seine Nähe und seine sanfte Berührung erinnerten sie an den gestrigen Abend. Das Blut schoss ihr ins Gesicht bei dem Gedanken daran, wie schamlos sie sich in seiner Kutsche an ihn geschmiegt hatte, während er sie nach Haus brachte. Sie hatten allerdings kaum gesprochen. Rachel hatte ihm nur auf seine Fragen geantwortet, dass sie in Beaulieu Gardens wohnte und bis auf einige Bedienstete allein in London war.
    „Ich danke Ihnen, dass Sie mich gestern Abend sicher nach Hause gebracht haben“, brachte sie atemlos hervor. „Außerdem schulde ich Ihnen Abbitte und eine Erklärung für mein sonderbares Benehmen.“
    „Mir tut es leid, dass Sie so lange warten mussten und in meiner Abwesenheit so ungastlich behandelt wurden. Ich werde ein Wörtchen mit Joseph reden müssen.“
    „Joseph? Ihr Butler? Nein, Sie dürfen ihn nicht schelten“, warf sie hastig ein. „Wenn man bedenkt, wie ... dreist und anmaßend ich war, ist es ein Wunder, dass er mich überhaupt über die Schwelle gelassen hat. Und er servierte mir sogar einen kleinen Imbiss. Eigentlich hatte ich nur vorgehabt, eine Weile auf Sie zu warten, falls Sie Ihr Dinner zu Hause einzunehmen gedachten. Aber es ist allein meine Schuld, dass ich länger blieb und dann auch noch eingeschlafen bin. Sie wussten ja nichts von meinem Besuch, müssen sich also keine Vorwürfe machen.“
    „Sie haben recht, das werde ich auch nicht tun“, meinte er plötzlich leise. „Wenn ich es mir recht überlege, scheint es nur gerecht zu sein, dass Sie einen Abend lang vergeblich auf meine Rückkehr warteten. Ich erinnere mich an mehrere Abende, an denen ich in eben diesem Salon ungeduldig auf Sie gewartet habe – obwohl wir uns vorher verabredet hatten.“
    Rachel schluckte aufgeregt und versuchte, ihr Handgelenk aus seinem Griff zu befreien. Sein Mitgefühl war genauso kurzlebig wie ihre Höflichkeit heute Morgen.
    „Warum haben Sie es so oft getan, Rachel?“
    „Warum haben Sie es sich so oft gefallen lassen, Major Flint?“, entgegnete sie böse.
    Ihre Wut wuchs nur noch mehr, als sie das zufriedene Lächeln um seine sinnlichen Lippen sah.
    Er wollte also, dass sie den Grund für seine Rache zur Kenntnis nahm. Als ob sie den je vergessen könnte! Aber sie weigerte sich, dieses Spiel nach seinen Regeln zu spielen. Sie selbst würde bestimmen, was geschehen sollte. Und er würde ihr gefälligst gehorchen ... so wie er es immer getan hatte!
    „Ich stelle mir vor, meine derangierte Erscheinung muss Ihre Bediensteten misstrauisch gemacht haben“, bemerkte sie mit bewundernswerter Ehrlichkeit, um das Thema zu wechseln, und schaffte es, ihm ihr Handgelenk zu entwinden. Sie setzte sich, begann, die Blumen in einer Vase auf dem Tisch umzustellen, und sammelte Blütenblätter auf, die auf die glänzende Mahagoniplatte gefallen waren.
    Es kam keine Antwort, doch Rachel glaubte, seinen Blick auf ihrem Gesicht zu spüren, während sie überlegte, was sie mit den Blättern in ihrer Hand tun sollte. „Ich nehme an, auch Ihnen ist der Schlamm an meinem Saum aufgefallen ... mein Haar stand in alle Richtungen ab ...“, fügte sie kläglich hinzu.
    Als immer noch Stille herrschte, wurde Rachel bewusst, dass er ihr mit Absicht nicht dabei half, eine, wenn auch zaghafte, Annäherung zwischen ihnen zu erreichen. Und es gelang ihm auf diese Weise wirklich, ihr Selbstvertrauen zu zerstören. Sie versuchte es noch einmal. „Es tut mir leid, dass ich Sie heute Morgen stören musste.
    Sie haben sich kaum ausruhen können, nachdem Sie mich freundlicherweise nach Hause gebracht hatten, das ist mir bewusst. Ich hätte niemals Ihren Unwillen erregt, wenn es nicht so dringend notwendig wäre, dass ich mit Ihnen spreche. Ich weiß, Sie lägen lieber noch im Bett ...“
    Sie bekam endlich ihre Antwort, aber anders, als sie erwartet hatte. Sein unfreundliches Lachen ließ sie schaudern. „Ich habe nichts dagegen, von Ihnen erregt zu werden, Rachel. Aber Sie haben recht, ich läge wirklich lieber im Bett dabei.“
    Grimmig lächelnd sah er, wie Rachel aufhörte, sich mit den Blumen zu beschäftigen, und die Blütenblätter einfach auf den Tisch fallen ließ.

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