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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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annehmen, dass unsere kleine Sylvie, die erst zwanzig ist, sich diesen Plan ausgedacht hat.“
    Mr. Meredith bedachte seine Gattin mit einem flüchtigen Lächeln. „Ich denke, wir wissen beide ganz genau, wer diesen Plan ausgeheckt hat, Gloria. John liegt unserer Sylvie zu Füßen, sie kann ihn um den kleinen Finger wickeln. Es war ihre Idee, dessen kannst du dir gewiss sein.“
    Sylvie erwachte, als die ersten Sonnenstrahlen ihre Lider wärmten. Sie genoss diesen herrlichen Moment nur kurz, denn kaum war ihr Verstand wach, weckte er Erinnerungen, die sie lieber vergessen hätte.
    Sie setzte sich auf und betrachtete John, der leise schnarchend im Sessel schlief. Sein kastanienbraunes Haar war zerzaust und fiel ihm in die Stirn. Der Kopf war ihm auf die Brust gesackt, sein Mund leicht geöffnet. Er sah jungenhafter und verletzlicher aus als sonst, und sie fragte sich beim Anblick ihres schlafenden Freundes unwillkürlich, ob Adam Townsend seine ironische, charmante Art jemals ablegte, wenn er sich unbeobachtet glaubte. Vielleicht tat er das, aber sie war sich sicher, dass er niemals verletzlich aussehen würde, nicht einmal, wenn er bewusstlos war.
    Ärgerlich über sich selbst, dass sie über eine solche Nichtigkeit nachdachte, schwang sie die Beine aus dem Bett und ging zum Fenster. Dass der verflixte Mann immer noch nicht abgereist war, sah sie auf den ersten Blick. Seine noble Karriole stand im Hof, nur die wunderschönen schwarzen Pferde hatte man ausgeschirrt.
    Die feine Gesellschaft erhob sich selten in aller Frühe. Sylvie hoffte, dass sich Lord Rockingham auch in einem solch einfachen Gasthof an diese Maxime halten würde.
    Mit ein wenig Glück wären sie bereits meilenweit fort, wenn er aufstand, was ihr nur recht sein konnte, denn sie hegte nicht den Wunsch, ein weiteres Gespräch mit ihm zu führen, in dem er womöglich alles über ihre Hochzeit erfahren wollte.
    Rasch wandte sie sich vom Fenster ab und rüttelte John an der Schulter. Er zuckte zusammen und rieb sich die Augen.
    „Es ist Zeit, aufzubrechen, John“, sagte sie. „Lord Rockingham weilt noch immer im Gasthof. Wir sollten ihm möglichst aus dem Weg gehen.“
    Verschlafen grummelnd zog John sich die Stiefel an.
    „Begleiche du die Rechnung. In der Zwischenzeit werde ich mich fertig ankleiden“, sagte Sylvie, während sie etwas Geld aus ihrem Retikül nahm.
    John nahm die Münzen mit einer Hand entgegen, mit der anderen strich er über sein zerknittertes Hemd, in dem Versuch die Falten ein wenig zu glätten.
    Als er gegangen war, wusch sich Sylvie und schlüpfte in ihre Reisekleidung. Prüfend blickte sie dann in den fleckigen Spiegel. Ihre goldblonden Locken umrahmten ihr ovales Gesicht. Große veilchenblaue Augen blickten zurück. Sie kniff sich in die blassen Wangen, um ein wenig Farbe hineinzubringen. Wie das blühende Leben sah sie nicht gerade aus, und wenn sie ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass auch dies ein Grund war, warum sie Seine Lordschaft meiden wollte. Gereizt wandte sie sich vom Spiegel ab. Warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber, was er von ihr hielt? Doch sie konnte nicht länger nach einer Antwort auf diese Frage suchen, denn John trat ins Zimmer und riss sie abrupt aus ihren Gedanken.
    „Die Rechnung ist bezahlt“, verkündete er. „Mrs. Bragg hat uns sogar eine Mahlzeit für die Reise eingepackt.“ Er hob einen kleinen Beutel hoch. „Ich glaube, sie ahnt, wohin wir fahren. Sie hat mir zugezwinkert, als sie mir den Beutel gab.“
    „Nun, ich nehme an, wir sind nicht das einzige Paar, das nach Gretna Green durchbrennt, unterwegs bei ihr haltmacht und sich als Ehepaar ausgibt“, sagte Sylvie verlegen lächelnd. John wäre es nie in den Sinn gekommen, anzunehmen, dass die Wirtin sich vielleicht nur deswegen großzügig zeigte und ihm zuzwinkerte, weil er ausgesprochen attraktiv war. Mit seinen breiten Schultern und strahlend blauen Augen zog John die Aufmerksamkeit der Frauenwelt auf sich. Die weiblichen Dorfbewohner in Windrush sahen ihm stets mit schmachtenden Blicken nach, wie ihr bei mehr als einer Gelegenheit aufgefallen war.
    „Ich werde unten auf dich warten, damit du dich waschen und frisch machen kannst“, sagte sie. An der Tür blieb sie noch einmal stehen. „Aber bitte beeile dich.
    Ich möchte nicht, dass Lord Rockingham Zeuge unserer Abreise wird. Er wird zwei und zwei zusammenzählen, wenn er uns Richtung Norden aufbrechen sieht.“
    Der Hof lag leer und still, als Sylvie

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