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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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erst vollständig ankleiden, bevor er den Dieben nachsetzte. Nicht einmal ein solch vornehmer Gentleman wie Lord Rockingham.
    Leise fluchend kam er nun auf sie zu. Er hatte gesehen, wie das gestohlene Pferd im Dickicht verschwand. Das andere brachte der Stallbursche soeben zu seinem Herrn.
    Adam begann sogleich, beschwichtigend auf den aufgeregten Hengst einzureden und ihm sanft übers Maul zu streichen. Als das Tier ruhiger wurde, wandte er sich mit grimmiger Miene an den Burschen: „War es etwa zu viel verlangt, dass du für den Lohn, den ich dir dafür zahlte, die Tiere auch bewachst?“
    Der junge Mann errötete vor Scham. „Es tut mir leid, Mylord. Ich ... ich bin eingeschlafen ...“ Er holte die glänzende Münze, die er erhalten hatte, aus seiner Tasche und drehte sie in der Hand.
    „Wenn du das Geld behalten willst, dann mach dich nützlich und hilf, das andere Pferd zurückzubringen“, sagte Adam, während er sein Hemd zuknöpfte.
    Der Junge nickte und lief eilig davon.
    Sylvie starrte derweil unverwandt auf Adams schlanke Finger. Als er den obersten Knopf geschlossen hatte, sah sie auf und gewahrte, dass er sie belustigt musterte.
    Ihre Blicke verfingen sich, einen langen Augenblick sahen sie sich schweigend an, und ihr wurde unvermittelt bewusst, wie attraktiv er war.
    Bei ihrer letzten längeren Begegnung vor zwei Jahren hatte sie seinem Aussehen kaum Beachtung geschenkt. Zwar war ihr auch damals schon aufgefallen, dass er ein gut aussehender, stattlicher Gentleman war, der Charme und Autorität ausstrahlte.
    Doch viel mehr als sein Äußeres hatte sie eine Ausfahrt in seiner schicken Karriole interessiert, weil sie glaubte, wenn sie ihn dazu überreden könnte, würde sie so erwachsen und elegant wirken wie ihre älteren Schwestern. Nun indes bemerkte sie, dass sein Gesicht schmal geschnitten war, sein Kinn ausgeprägt, seine Nase klassisch.
    Seine Augen hatten eine ganz eigenartige Farbe. Braun oder grün, beides traf irgendwie zu. Die Farbe erinnerte sie an das Seegras am Strand von Lyme Regis.
    Seine Haut war golden gebräunt, ebenso wie die ihre, da sie, zum Ärger ihrer Mutter, ihr Gesicht nicht mit einem Hut schützte, wenn sie sich mit ihrem Vater und John im Freien aufhielt. Den größten Eindruck hinterließ bei ihr aber sein rabenschwarzes Haar. Schließlich fiel ihr Blick auf seinen schön geschwungenen Mund, und sie zuckte zusammen, als er plötzlich zu ihr sprach.
    „Verzeihen Sie mein schockierendes Aussehen, Madam. Außerdem möchte ich Ihnen danken. Wie Mrs. Bragg mir sagte, hätte ich beide Pferde verloren, wären Sie nicht rechtzeitig eingeschritten.“
    Sylvie winkte bescheiden ab. „Ich bedaure, dass ich nicht mutig genug war, den Versuch zu unternehmen, die beiden aufzuhalten.“
    „Ich halte Sie für außerordentlich mutig, wenn Sie ein solches Unterfangen überhaupt in Betracht zogen, Mrs. Vance“, erwiderte er.
    Von ihm zum zweiten Mal als verheiratete Frau angesprochen zu werden, war so, als hätte er ihr unverhofft einen Eimer kaltes Wasser übergeschüttet. Abrupt löste sie sich von seinem faszinierenden Anblick und wies mit der Hand zum Wald. „Wenn Sie gleich aufbrechen, werden Sie die beiden vielleicht noch einholen.“ Für eine Weile hatte der Diebstahl der Pferde sie von ihrer eigenen misslichen Lage abgelenkt. Seine Bemerkung erinnerte sie jedoch wieder daran, dass es an der Zeit war, die Straße nach Schottland zu nehmen, um die Lüge, die sie sich zum Schutz ihres Rufes ausgedacht hatten, aus der Welt zu schaffen.
    „Ich helfe Ihnen bei der Suche, wenn Sie möchten“, bot John unvermittelt an.

    Entgeistert schaute Sylvie zu John, seine Gedankenlosigkeit innerlich verfluchend.
    Doch er lächelte sie nur unbekümmert an. Erst als sie ihn finster musterte, schien er zu verstehen und setzte eine zerknirschte Miene auf.
    „Bedauerlicherweise müssen wir unverzüglich aufbrechen“, sagte Sylvie so freundlich, wie es ihre gegenwärtige Stimmung zuließ.
    „Ja, natürlich, wir sollten unverzüglich aufbrechen“, stimmte John verlegen zu und rieb sich das unrasierte Kinn. Verstohlen musterte er Adam und kam zu dem Schluss, dass er nicht wie ein Mann aussah, der Hilfe benötigte, um das zurückzuholen, was ihm gehörte.
    Die Spannung zwischen den beiden gewahrend, blickte Adam spöttisch von Sylvie zu John. „Es ist zu früh am Morgen, um Schurken zu jagen. Nach dem Frühstück werde ich mich an die Verfolgung machen und auch die Behörden

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