03 - komplett
Dorf geprügelt. Ich war ganz in der Nähe, als es geschah. Die Burschen haben Robinson keineswegs provoziert, soweit ich sehen konnte. Robinson schien mir einfach nur vor seinen Freunden angeben zu wollen.“
Entsetzen stand in Mrs. Merediths Gesicht, dann aber tat sie die Nachricht ab, indem sie meinte: „Ach was, junge Männer sind halt manchmal recht ungestüm. Zweifellos ist Hugo sich anschließend ziemlich dumm vorgekommen, dass er sich in seinem Alter noch geprügelt hat. Ich nehme an, es war ein Streich.“ Nachdenklich den Kopf neigend fuhr sie fort: „Mir gegenüber ist er immer sehr höflich und charmant.“
„Dessen bin ich mir sicher“, sagte Mr. Meredith trocken.
„Oh, du machst aus einer Mücke einen Elefanten, nur um mir Verdruss zu bereiten“, erwiderte Mrs. Meredith schnippisch. „Außerdem bringt es nichts, wenn wir uns über Hugo den Kopf zerbrechen. Wir sollten uns lieber Gedanken machen, wie wir Sylvie zurückholen, bevor alle Welt von ihrer dummen Eskapade erfährt. Ich möchte nicht, dass wir zum Gespött der Leute werden, nur weil sich unsere Tochter nicht ihrer Stellung entsprechend benehmen kann.“
„Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Soll ich die Familie um Hilfe bitten, um sie zurückzuholen?“ Auch Mr. Meredith war daran gelegen, seine jüngste Tochter nicht in einen Skandal verwickelt zu sehen. „Wenn ich einige Jahre jünger und besser bei Gesundheit wäre, würde ich mich selbst auf die Suche machen, aber ich glaube, in meinem derzeitigen Zustand wäre ich eher ein Hindernis denn eine Hilfe.“
„Connor ist in Irland. Etienne in Suffolk, nur William ist in der Stadt“, führte Mrs.
Meredith die derzeitigen Aufenthaltsorte ihrer Schwiegersöhne entmutigt auf.
„Nun, dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als selbst loszureiten“, sagte Mr. Meredith mit der ergebenen Stimme eines Märtyrers.
„Nein, nein, auf keinen Fall“, begehrte Mrs. Meredith auf. „Der Arzt hat gesagt, dass du dich nicht anstrengen darfst, wenn du einen weiteren Herzanfall vermeiden willst.“ Besorgt schaute sie zu ihrem Gatten, der sich Halt suchend an der Lehne seines Sessels festklammerte, um aufzustehen. „Ach, was kümmert’s mich, wenn sie ihr Leben ruinieren will!“, sagte sie schließlich verstimmt. „Sie war schon immer ein ungestümer, eigensinniger Fratz. Nun, ganz sicher wird sie in einigen Monaten mitleidheischend in den Schoß der Familie zurückkehren und ihren Fehler eingesehen haben. Dann wird sie das nächste Mal vielleicht überlegter handeln. Sie hat sich die Suppe eingebrockt, nun soll sie sie auch auslöffeln.“
„Ich bin mir sicher, dass sie nicht von zu Hause hat fortgehen wollen. Es kam mir nie so vor, als sehnte sie sich nach einem Gatten.“
„Alle Mädchen wünschen sich einen Ehemann“, behauptete Mrs. Meredith nachdrücklich. „Es ist die natürliche Bestimmung einer Frau, einen Gentleman zu finden, der ihrer Liebe wert ist, sie freundlich und fürsorglich behandelt und sie mit schönen Dingen versorgt.“
„Ah, da haben wir es also. Seine finanziellen Werte sind also wichtiger als alles andere. Hast du deine Bestimmung im Leben gefunden, Gloria?“, fragte Mr.
Meredith milde.
Mrs. Meredith warf ihrem gebrechlichen Gatten einen liebevollen Blick zu. Äußerlich erinnerte er kaum noch an den stattlichen jungen Mann, der er einst gewesen war.
„Meine Erwartungen wurden weit übertroffen“, antwortete sie lächelnd. „Ich kann mich als sehr glücklich schätzen.“
„Das ist sehr freundlich von dir, meine Liebe“, sagte Mr. Meredith, und die Freude über ihre Bemerkung ließ seine Brust vor Stolz schwellen.
„Ich nehme an, es ist zwecklos, sich auf die Suche nach den beiden zu machen“, sagte Mrs. Meredith schließlich resigniert. „Sie sind schon zu lange weg, sodass Sylvie ohnehin bereits kompromittiert ist. Selbst wenn wir sie einholen könnten, müssten wir sicherstellen, dass John Vance sie ehelicht, ob er nun will oder nicht.
Wir können nur hoffen, dass diese Eskapade nicht bekannt wird.“
„Johns Eltern sind über diesen Vorfall ebenso unglücklich wie wir, Gloria.“ Mr.
Meredith, der inzwischen aufgestanden war, ging im Zimmer bedächtig auf und ab.
„Frank Vance hat angeboten, mich zu begleiten, sollte ich mich auf die Suche machen wollen. Doch er ist noch schwächlicher, als ich es bin. Ich glaube, er gibt unserer Tochter die Schuld.“
„John ist bereits zweiundzwanzig. Wie können sie auch nur
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