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03 - komplett

03 - komplett

Titel: 03 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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hinaustrat und die noch kühle Frühlingsluft tief einatmete. Nun, da ihre Abreise unmittelbar bevorstand, war ihr schon ein wenig leichter ums Herz als am vergangenen Abend, an dem sie durcheinander und besorgt in einen unruhigen Schlaf gefallen war. Die Morgenröte am Horizont und der klare blaue Himmel stärkten ihre Zuversicht. Gewiss würde der Tag gut werden.
    Die Stille des Morgens genießend, blieb sie vor dem Eingang zum Gasthof stehen, die Arme wohlig über den Kopf gereckt, als plötzlich auf der anderen Seite des Hofes etwas ihren Blick gefangen nahm und sie reglos verharren ließ.
    Zwei Männer kamen aus dem Stall. Beide führten ein prächtiges Pferd am Zügel.
    Sylvie erkannte die Tiere sofort, und ihr Herz sank. Wenn man die schwarzen Hengste holte, konnte das nur bedeuten, dass Lord Rockingham aufzubrechen gedachte. Ganz gewiss würde man seiner edlen Kutsche beim Anschirren den Vorrang geben, und sie und John würden mit ihrer gemieteten Droschke und den müden alten Gäulen warten müssen, bis er abgefahren war.
    Die beiden Männer kamen näher, und Sylvie sah, wie sie sich stumme Zeichen gaben und sich verstohlen umsahen. Nun fiel ihr auch auf, dass sie nicht wie die Stallburschen aussahen, die sie am vergangenen Abend bei ihrer Ankunft gesehen hatte.
    Einer der Männer hatte ein Tuch um seinen Kopf gebunden, der andere trug einen goldenen Ohrring. Ihr ganzes Verhalten wirkte, als hätten sie etwas zu verbergen. Sie hielten die Pferde am kurzen Zügel und schauten sich bei jedem Schritt argwöhnisch um. Sylvie wurde von einer dunklen Vorahnung überfallen, die sie ganz flau im Magen werden ließ. Das waren gar keine Stallburschen, sondern Schurken, die Lord Rockinghams Pferde stehlen wollten! Ihr Verdacht bestätigte sich, als die edlen Tiere nicht zu der Karriole geführt wurden, sondern zu dem Dickicht, das sich hinter dem Brunnen befand.
    Sylvie war sich gewiss, dass sie und John Lord Rockinghams ungewollter Aufmerksamkeit nicht mehr entgehen konnten, wenn sie Alarm schlug. Allerdings erlaubte es ihr Gewissen nicht, tatenlos einem Verbrechen zuzusehen. Resigniert seufzte sie und holte noch einmal tief Luft, ehe sie aus voller Kehle rief: „Haltet die Diebe!“

3. KAPITEL
    Der Halunke mit dem bunten Kopftuch zuckte bei Sylvies Schrei zusammen. Als sie dann auch noch mit wehendem Mantel auf ihn zulief, lockerte er vor Schreck die Zügel, und das Pferd riss sich los. Er versuchte noch, es aufzuhalten, doch das Tier preschte in hohem Tempo davon, und er musste ausweichen, damit es ihn nicht überrannte.
    Als sie die unheilvollen Blicke der Männer gewahrte, wich Sylvie zurück. Doch die Nähe des Gasthofes und die Möglichkeit, geschnappt zu werden, hielt die Diebe davon ab, ihr nachzusetzen und sie dafür büßen zu lassen, dass sie ihren Plan vereitelt hatte. Sie sah, wie der eine den anderen, dem das Pferd entlaufen war, knuffte und hörte, wie die beiden sich in einer fremden Sprache kurz unterhielten.
    Dann sprang der Mann auf das Pferd und zog seinen Kumpanen hinter sich auf den Rücken des Hengstes. Gleich darauf galoppierten sie auf die Büsche zu.
    Mit wehenden Röcken rannte Sylvie zum Gasthof und winkte der Wirtin zu, die mit vor Erstaunen weit aufgerissenem Mund an der Tür stand. „Mrs. Bragg, so holen Sie doch Hilfe! Rasch. Das sind Diebe!“, rief Sylvie. Endlich kam die Wirtsfrau in Bewegung. Nach einem Moment hörte man Geräusche aus dem Inneren. Fenster wurden geöffnet, einige Männer brüllten, sie solle Ruhe geben, während andere wissen wollten, was zum Henker los sei. John war der Erste, der schließlich im Hof erschien. Er stellte ihren Handkoffer zu ihren Füßen ab, und sie berichtete ihm hastig von den Geschehnissen. Noch bevor sie ihren Bericht beendet hatte, erschien Adam mit offenem Hemd an der Tür.
    Der ungewohnte Anblick seiner nackten Brust ließ Sylvie mitten im Satz innehalten.
    Ein seltsames Kribbeln überlief sie, als sie ihn anstarrte, unfähig den Blick von ihm abzuwenden.
    In den vielen heißen Sommern hatte sie John bereits oft ohne Hemd gesehen. Auch ihr Bräutigam war athletisch gebaut und hatte muskulöse Arme, ganz ähnlich wie Adam, doch bei seinem Anblick hatte sie sich bisher nie so merkwürdig gefühlt wie jetzt. Sie spürte, wie brennende Röte ihre Wangen verfärbte, und senkte, ärgerlich über sich selbst, rasch den Kopf. Kein Mann, der feststellte, dass er im Schlaf beraubt worden war, würde die Regeln der Schicklichkeit beachten und sich

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