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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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hinunterführen, und ich einen der nördlichen«, sagte er. »Ich treffe dich dann am Auto.«
    »Du meinst wohl, ich treffe dich«, erwiderte Merri und lächelte. Dann bewegte sie sich übernatürlich schnell.

30
    IM AUGE DES STURMS
    New Orleans, an Bord der Winter Rose · 26. März
    Justine Aucoin erwachte. Sie starrte ins Dämmerlicht der Kabine. Das Flussschiff knarzte, als der Mississippi leise dagegen plätscherte. Jenseits der zugezogenen Vorhänge vor dem Fenster stand die Sonne knapp über dem Horizont. Es war noch nicht Abend, doch es begann, kühl zu werden und eine geheimnisvoll gefährliche Atmosphäre breitete sich aus. Die Welt war in Mitternachtsblau, Schwarz und Dunkelviolett getaucht.
    Was hatte sie geweckt?
    Justine setzte sich in ihrem Bett mit der Satinbettwäsche und der Samtdecke auf und lauschte. Das Holz des Schiffs knarzte, Wasser spritzte, und sie hörte die ungeschützten Gedanken der Bediensteten und Apprentis – ebenso wie die Stille der im Schlaf liegenden Vampire.
    Sie sondierte die Räumlichkeiten mit allen Sinnen, suchte nach Gefahr, nach etwas, was nicht ganz zu passen schien oder jemanden, der nicht hierhergehörte. Doch nichts störte das sichere Spinnennetz, das Guy Mauvais’ Bewusstsein im Schlaf errichtet hatte. Ah – er lag gar nicht mehr im Schlaf . Ihr Père de sang war auch aufgewacht.
    Justine strich ihr langes Haar zurück und wollte sich gerade wieder hinlegen, als ihr schlagartig bewusst wurde, was nicht stimmte. Es traf sie wie ein Pfeil mitten im Herzen, und einen Augenblick lang stockte ihr der Atem.
    Erneut hatte sie Abwesenheit geweckt. Eine schreckliche Leere, wo einmal ein kühler Körper im Schlaf neben ihr gelegen hatte.
    Justine schloss die Augen. Selbst nach einem Monat quälten sie immer wieder Trauer und das Gefühl von Verlust. Sie wollte sich nicht umdrehen und das leere Bett anstarren. Sie wollte das Bild von Etiennes schwarzen Zöpfchen, die sich auf dem Kopfkissen ausbreiteten, wenn er im Schlaf lag, nicht vergessen – ebenso wenig wie das seiner glatten milchkaffeebraunen Haut, die sich so hübsch von ihrer burgunderroten Satinbettwäsche abhob.
    Sie wollte nicht hinsehen, sondern lieber so tun, als läge er noch im Schlaf , wie sie das den ganzen vergangenen Monat über getan hatte. Sie wollte sich einreden, er warte auf ihren Kuss, der ihn aus seinen Träumen und für die Nacht wecken würde.
    Ehe Dante Prejean ihn vernichtet hatte.
    Sie strich sich über das lange, dunkle Haar und stand auf. Gedankenversunken nahm sie ihren roten Seidenmorgenmantel von dem Haken hinter der Kabinentür und schlüpfte hinein. Sie band den Gürtel und setzte sich dann an die Frisierkommode aus poliertem Ahornholz, wo sie ihre Bürste zur Hand nahm.
    Während sie diese durch ihr dickes, kaffeebraunes Haar führte, betrachtete sie ihr Spiegelbild: weiße Haut, volle, blasse Lippen, große dunkle Augen, die noch voller Schlaf und ein wenig benommen wirkten. Schneewittchen, ehe es sich am Apfel verschluckte. Sie berührte das schwarze Samtband an ihrem Hals, an dem eine weiße Rosenkamee befestigt war.
    Bonsoir, ma belle fille, sendete Guy und breitete sich warm in Justines Bewusstsein aus. Ich habe aufregende Nachrichten. Komm zu mir.
    Was für Nachrichten?
    Guys Belustigung erfasste sie. Ungeduldig wie ein Kind vor Weihnachten, neckte er. Ich verrate dir so viel: Es geht um Dante.
    Justine legte die Bürste mit zitternden Fingern auf die Kommode. Ich bin sofort da, mon père .
    »Ich habe Prejean eine Ladung zustellen lassen«, sagte Mauvais und richtete den Blick von dem schwarzen Wasser, das um den Bug der Winter Rose plätscherte, auf Justines hübsches, mondbeschienenes Gesicht.
    »Er wird sie ignorieren. Wie jedes Mal.«
    Mauvais nickte. »Höchstwahrscheinlich. Aber diesmal wird es ihn etwas kosten.«
    Er atmete den Duft seiner Fille de sang ein – wilde Rosen, stachelig und süß –, der sich mit dem Geruch des Flusses nach kaltem Wasser, Schlamm und Fischen vermischte. Justines scharlachroter Morgenmantel wirkte im Sternenlicht fast schwarz. Die schwarze Spitze am Dekolleté unterstrich ihre vollen, weißen Brüste und ihre Schultern.
    »Warum ist Renata Alessa Cortini deiner Meinung nach an diesem abscheulichen kleinen Mörder interessiert?«, wollte sie wissen.
    Mauvais zuckte die Achseln. »Vielleicht hat der abscheuliche kleine Mörder noch jemanden umgebracht, den er nicht hätte umbringen sollen?«
    In Gedanken ging er noch einmal seine Unterhaltung

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