03 - Nur ein einziger Biss
die Wolfstöle am Steuer erbost an. »Bring mich innerhalb der nächsten Viertelstunde zu dieser Lagerhalle, sonst verspeise ich dein Herz zum Frühstück!«
KAPITEL 13
D arcy schob das Handy in ihre Tasche und betrachtete vorsichtig die Frau, die an dem Geländer über ihr stand. Du liebe Güte. Sie sah nicht wie die Art von Frau aus, die sich in dreckigen Lagerhallen vermuten ließ. Nicht mit diesem hochgewachsenen, gertenschlanken Körper und dem glänzenden schwarzen Haar, das ihr perfektes ovales Gesicht mit den schräg stehenden Augen einrahmte. Sie wirkte eher wie ein exotisches Partygirl, das mit Seide und Champagner überhäuft werden sollte.
Trotzdem war Darcy intelligent genug, nicht auf die äußere Erscheinung hereinzufallen. Die letzten Tage hatten ihr mehr als einmal klargemacht, dass die schönsten, elegantesten Wesen der Welt gleichzeitig auch die tödlichsten waren.
Und diese Tatsache wurde nur noch einmal untermauert, als die fremde Frau die Treppe herunterglitt. Ja, sie gleitet wirklich, dachte Darcy mit einem Schauder. Es gibt kein anderes Wort dafür. Die Frau war kein Mensch. Oder wenigstens nicht vollkommen menschlich.
Hastig wich Darcy zum nächstliegenden Fenster zurück. Einen Fluchtweg in der Nähe zu haben schien eine nützliche Sache zu sein. Natürlich nicht so nützlich wie eine Schusswaffe, aber da sie sowieso nicht glaubte, dass sie
je würde abdrücken können, musste das Fenster einfach genügen.
»Ihr seid also die mysteriöse, so ungeheuer faszinierende Darcy Smith«, meinte die Frau gedehnt, und ihre Stimme ließ Darcy die Nackenhaare zu Berge stehen. »Ich nahm an, dass die Fotos Euch wohl unvorteilhaft dargestellt hätten, aber ich sehe, dass Ihr wahrhaftig so … gewöhnlich seid, wie ich dachte.«
Gewöhnlich? Darcy war mit Sicherheit schon mit schlimmeren Begriffen bedacht worden. Aber nicht mit diesem eindeutigen Anflug von Boshaftigkeit oder diesem Hass, der in den dunklen Augen schimmerte. Irgendwie hatte sie es geschafft, diese Frau sehr wütend zu machen, und jetzt war diese entschlossen, Darcy dafür büßen zu lassen.
»Sind wir uns schon mal begegnet?«, murmelte Darcy.
»Ihr wäret bereits tot, wenn wir uns schon begegnet wären!«, knurrte die Frau, und in ihren dunklen Augen begann ein seltsames Licht zu glühen.
Darcy lief erneut ein kalter Schauder über den Rücken, und sie streckte instinktiv die Hand aus, um nach dem zerbrochenen Fenster hinter ihrem Rücken zu tasten. Sie kannte dieses charakteristische Glühen: Die Frau war eine Werwölfin.
Das bedeutete, dass Salvatore mit seinen perfekten weißen Zähnen gelogen hatte. Und dass Darcy sehr, sehr tief in der Tinte saß. Sie mochte sich ja gegen die meisten Menschen behaupten können, aber sie glaubte keinen Moment lang, dass sie es schaffen könnte, einen wütenden Wolf abzuwehren.
»Ich wage einfach mal einen Schuss ins Blaue. Sie mögen mich nicht besonders.« Darcy versuchte das Wesen
abzulenken, das immer näher kam. »Wie wäre es, wenn Sie mir erzählen würden, was ich Ihnen getan habe, um Sie zu beleidigen?«
Um den schlanken Körper herum war schimmernde Energie zu sehen. »Ihr seid mir ein Dorn im Auge.«
»Bin ich Ihnen einfach nur ganz allgemein ein Dorn im Auge, oder könnten Sie das ein bisschen einschränken?«
»Ihr seid ein Mensch!« Die Frau drehte den Kopf, um auf den Boden zu spucken.
Darcy schluckte. »Das ist alles? Ich bin Ihnen ein Dorn im Auge, weil ich ein Mensch bin?«
»Ihr seid mir ein Dorn im Auge, weil Salvatore Euch mir vorzieht!«, fauchte ihr Gegenüber.
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Eine psychopatische Exfreundin, und zwar eine, die zufällig noch Werwölfin war.Vielen herzlichen Dank auch, Salvatore!
Heimlich fing Darcy an, das zerbrochene Fenster nach oben zu schieben. Ihr wäre es lieber, sich nicht durch die gezackten Glasscherben zu stürzen, wenn es sich vermeiden ließ.
»Dann weiß Salvatore nicht, dass Sie hier sind?«, konterte sie.
»Natürlich nicht.« Das Glühen in den mandelförmigen Augen wurde ausgesprochen gespenstisch. »Der Dummkopf ist so vernarrt in Euch, dass er mich töten würde, wenn er erführe, dass ich auch nur Euren kostbaren Weg gekreuzt habe!«
Also hatte Salvatore doch nicht gelogen. Eine Woge der Erleichterung überkam Darcy. Das war natürlich nicht sehr schlau, so wahrscheinlich wie es war, dass sie von seiner wütenden Exfreundin verspeist werden würde. Sie schob das Fenster noch ein paar Zentimeter weiter
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