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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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großen Augen zu. Als Lord Vere seine Geschichten beendet hatte, sagte sie.
»Aber viele Häuser, die älter als dieses sind, haben grausame und unglückselige
Ereignisse gesehen. Ich glaube nicht, dass sie später einen Einfluss auf die
Bewohner des Gebäudes ausüben, es sei denn, diese sind selbst grausam und
unglückselig oder sie haben besonderes Pech.«
    »Da hast du es,
Gilbert«, sagte der Marquis mit liebenswürdigem Lächeln. »Genau das, was ich
sage.«
    »Und Sie glauben
solche Sachen auch nicht, Lord Vere«, sagte Harriet lachend.
    »Oh, doch«,
antwortete der Marquis boshaft. »Er ist ein mit allen Wassern gewaschener
Spieler, und alle Spieler schauen ständig nach Zeichen und Omen aus.«
    Lord Vere warf dem
Marquis einen vernichtenden Blick zu. »Würde es Ihnen Freude machen, mit mir
morgen in den Park zu fahren, Miss Metcalf?« fragte er.
    »Danke«, erwiderte
Harriet mit heiterem Lächeln. »Wir könnten uns nichts Schöneres vorstellen.«
    Lord Vere sah
Beauty ängstlich von der Seite an. »Verzeihen Sie mir, Madam, aber ist das Tier
überhaupt an Kutschenfahrten gewöhnt?«
    »Ich habe natürlich
nicht Beauty gemeint«, lachte Harriet. »Ich gehe davon aus, dass Ihre Einladung
auch meinen beiden Schützlingen gilt.«
    »Nein, ehrlich
gesagt, nicht«, sagte Lord Vere und zupfte verlegen an seiner Halskrause, wobei
ihm sehr wohl bewußt war, dass der spöttische Blick seines Freundes auf ihm
ruhte. »Ich habe einen Phaeton, der eigentlich nur zwei Leuten bequem Platz
bietet, und deshalb -«
    »Und deshalb wird
Miss Metcalf meine Gesellschaft auf sich nehmen müssen«, sagte der Marquis.
»Ich habe einen Landauer, in dem wir alle sehr bequem unterkommen.«
    »Ich könnte eine
Kutsche mieten«, meinte Lord Vere schmollend.
    »Es besteht keine
Notwendigkeit zu derartigen Geldausgaben«, sagte Harriet. »Wir werden Lord
Huntingdons Einladung bei dieser Gelegenheit annehmen, und vielleicht wird eine
von den Misses Hayner ein andermal mit Ihnen ausfahren.«
    »Ich habe die
Misses Hayner noch nicht einmal kennengelernt«, sagte Lord Vere nicht ohne
Bitterkeit.
    Harriet schaute
verwirrt. Belustigt wurde dem Marquis klar, dass sie sich ihres eigenen
Aussehens überhaupt nicht bewußt war und dachte, die Attraktion seien ihre
beiden Schutzbefohlenen. Dann stellte er mit einigem Bedauern bei sich fest,
dass Harriet so naiv sein müsse, wie sie aussah, denn wie könnte sie sonst auf
die Idee kommen, dass sich zwei Herren darum rissen, zwei Fräulein auszuführen,
die sie nicht einmal gesehen hatten? Darin tat er Harriet unrecht. Es war
Harriet von früher Jugend an eingepaukt worden, dass der Reiz einer Frau einzig
und allein auf der Höhe. ihrer Mitgift beruhte. Sie dachte, der Marquis und
Lord Vere hätten vom Reichtum der Hayners gehört und verhielten sich daher
genau so, wie sie es von zwei vornehmen Herren erwartet hätte.
    »Macht nichts«,
sagte der Marquis freundlich. »Wenn das Wetter schön bleibt, werden wir eine
nette Spazierfahrt machen.« Er erhob sich. »Guten Tag, Miss Metcalf. Ich freue
mich darauf, Sie heute abend auf dem Ball zu sehen.«
    Harriet stand
ebenfalls auf und machte einen Knicks.
    »Darf ich mir
Hoffnungen auf einen Tanz mit Ihnen machen?« fragte Lord Vere und warf seinem
Freund einen ärgerlichen Blick zu.
    Harriet errötete.
»Ich habe nicht vor, selbst zu tanzen«, sagte sie. Ach werde bei den
Anstandsdamen sitzen.«
    Lord Vere begann
leidenschaftlich dagegen zu protestieren, dass jemand, der so schön sei, dazu
verdammt sein sollte, bescheiden im Abseits zu stehen, aber der Marquis sagte
besänftigend: »Miss Metcalf wird sich nicht vernachlässigt fühlen, Gilbert. Ich
werde mit Freuden bei ihr sitzen.«
    Harriet machte
einen tiefen Knicks. Rainbird, der hinter der offenen Tür in der Halle
gestanden hatte, sprang herbei, um die Haustür für die Herren zu öffnen.
    Die beiden Männer
standen auf der Eingangstreppe und streiften ihre Handschuhe über.
    »War es notwendig,
mich so rücksichtslos auszustechen?« fragte Lord Vere wütend. »Du bist ein
Frauenverführer und Draufgänger, und ich möchte, dass du diese Frau in Frieden lässt.«
    »Ja, ich habe mich
schlecht benommen«, gab der Marquis gutmütig zu. »Bitte nimm meine
Entschuldigung an. Ich war nahe daran, mich in sie zu verlieben. So etwas von
Zartheit, so eine taufrische Schönheit. Aber viel zu einfältig für meinen
dekadenten Geschmack. Ich werde Miss Metcalf und ihre Schützlinge morgen mit in
den Park

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