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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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schüchtern am Ende der Empfangsreihe
gestanden hatte.
    »Das Mädchen ist
nicht verletzt, aber es ist ohnmächtig geworden.«
    Rainbird kam
herbeigeeilt. »Erlauben Sie mir, Mylord«, sagte er und nahm dem Marquis Lizzies
leichten Körper aus den Armen. »Ich bringe sie nach unten.«
    »Jawohl«, sagte
Harriet. »Und bringen Sie uns einen kleinen Imbiss in das Empfangszimmer.« Sie
hatte gelernt, den vorderen Salon mit diesem besser klingenden Namen
auszuzeichnen. »Sagen Sie Mrs. Middleton, dass ich so bald wie möglich
hinunterkomme, um das Mädchen zu besuchen. Wie heißt sie?«
    »Lizzie.«
    »Wenn Sie meinen,
dass Lizzie einen Arzt braucht, dann holen Sie auf alle Fälle einen. Mylord,
stehen Sie nicht in der kalten Halle herum.« Sie ging ihm in den Salon voraus.
    Harriet trug ein
Nachthemd mit einer der schicken Schürzen darüber, die als Hauskleid in Mode
gekommen waren. Das Nachthemd war nicht ausgeschnitten und hatte lange Ärmel.
Harriet hatte herausgefunden, dass man im Bett mehr zu tragen pflegte als
außerhalb des Bettes. Sie hob die Arme und drehte ihre Haare geschickt zu einem
Knoten auf dem Oberkopf zusammen.
    »Bitte setzen Sie
sich«, sagte sie zum Marquis, »und erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    »Ich bin mit einer
gewissen Mrs. Romney die Row entlanggeritten ...« Er unterbrach sich und zog
die schmalen Augenbrauen in die Höhe, weil er bemerkte, dass sich Harriets
Wangen mit einer sanften Röte überzogen und ihr sonst so weicher Mund eine
harte Linie bildete. »Ihr Hund ist auf das Pferd losgegangen, und sie wurde
abgeworfen.«
    »Ist sie schwer
verletzt?« fragte Harriet.
    »Mrs.
Romney hat Glück gehabt, Miss Metcalf. Nur in ihrem Stolz.«
    »Und Lizzie?«
    »Meine Begleiterin
war natürlich sehr aufgebracht. Sie drohte, Ihr Hausmädchen ins Gefängnis
werfen zu lassen.«
    »Die arme Lizzie.
Sie ist doch fast noch ein Kind.«
    »Ein krankes Kind,
fürchte ich. Haben Sie die unnatürliche Blässe ihrer Haut bemerkt?«
    »Nein«, sagte
Harriet und fühlte sich ganz abscheulich. »Ich gehe nie in die Wirtschaftsräume
hinunter. Ich habe das Mädchen nur einmal bei meiner Ankunft gesehen. Oh, wie
gedankenlos und lieblos ich Ihnen erscheinen muss. Zuerst Beauty und jetzt
Lizzie. Und Miss Romney? Vielleicht sollte ich sie aufsuchen und mich bei ihr
entschuldigen.«
    »Das glaube ich
nicht, Madam.«
    »Nein, nein,
natürlich nicht«, stammelte Harriet unglücklich. »Miss Romney ist Ihre
Mätresse, nicht wahr?«
    »Nehmen Sie Ihre
Zunge in acht, Miss Metcalf, oder können Sie sie sowenig im Zaum halten wie
diesen vertrackten Hund?«
    Beauty stand auf
und leckte dem Marquis die Hand, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Dann
verzog er seine schwarzen Lefzen zu einem äußerst verräterischen Lächeln.
    Der Marquis rieb
sich den Handrücken mit einem Taschentuch ab. »Das Tier sieht fast menschlich
aus. Lächelt er immer so?«
    »Ich habe es noch
nie bemerkt. Ich glaube nicht, dass Tiere lächeln können. Ich denke, es sieht
nur so aus.«
    »Wo haben Sie das
ungewöhnliche Schoßhündchen denn aufgetrieben?«
    »Es war, nachdem
meine Eltern gestorben waren. Sie hatten beide Typhus. Papa wollte die
Versitzgrube nicht leeren lassen. Er sagte, feine Leute ständen über solchen
Dingen. Papa sagte immer derartige Sachen. Darüber musste Sir Benjamin sehr
lachen, und ich erinnere mich, dass ich mir damals gewünscht habe, Sir Benjamin
würde Papa zwingen, etwas Praktisches zu tun, statt immer nur über ihn zu
lachen. Auf jeden Fall starben Mama und Papa, und ich erfuhr, dass ich alles
verkaufen und in ein kleines Cottage ziehen musste und mir keine Dienstboten
mehr leisten konnte. Ich bin sehr wohl imstande, allein zurechtzukommen,
aber... aber ich habe mich trotzdem so einsam gefühlt, und ich habe Beauty mit
einem Wurf anderer junger Hunde in einem Sack am Flussufer gefunden. jemand
hatte den Sack mit den jungen Hunden von der Brücke geworfen, aber er war nicht
ins Wasser gefallen. Nur Beauty lebte noch ...« Die Stimme versagte ihr, und
sie schaute auf ihre Hände hinunter.
    »Sie haben gesagt,
Sie waren sehr einsam«, forderte der Marquis sie zum Weiterreden auf, »aber
bestimmt haben Sie doch von den Misses Hayner Besuch bekommen.«
    »Ich konnte ja wohl
nicht erwarten, dass sie mich in meinem kleinen Cottage besuchten«, sagte
Harriet. »Aber ich habe sie gesehen, wenn Sir Benjamin zu Hause war, denn er
hat mich immer zum Dinner nach >Chorley Hall< eingeladen.«
    »Aber es gibt

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