03 - Saison der Eifersucht
frisches
Brot, Honig aus der Wabe und starken Tee -, Dinge, die das kleine
Küchenmädchen neben Joseph am meisten schätzte.
Die Row war leer,
da sich wenige Mitglieder der feinen Gesellschaft vor zwölf Uhr aus den Betten
erhoben.
Aber plötzlich
hörte Lizzie das Getrappel von Pferdehufen und blickte auf. Zwei Leute, ein
Mann und eine Frau, kamen die Row heruntergaloppiert. Lizzie erhielt einen
flüchtigen Eindruck von einem großen, gutaussehenden Mann und einer hübschen
Frau im scharlachroten Reitkostüm, bevor das Unglück hereinbrach. Beautys
Halskrause stellte sich auf, und er schoss davon wie der Blitz. Mit den Zähnen
fletschend schnappte er nach den Hinterfüßen des Pferdes der Lady, das sich in
wildem Schrecken aufbäumte und sie abwarf. Der Gentleman brachte sein eigenes
Pferd zum Stehen und sprang herab. Lizzie schoss herbei und packte den
zähnefletschenden, knurrenden Beauty, nahm ihn an die Leine, band ihn an einen
Baum und rannte unglücklich zurück zu der Stelle, an der der Gentleman neben
der Lady niederkniete .
Zwei wütende haselnussbraune
Augen schauten sie böse an, und eine Stimme wie Eis sagte: »Kannst du auf
deinen Hund nicht besser aufpassen?« Der Gentleman wandte sich an die Lady und
fragte: »Bist du verletzt, Belinda?«
Die Lady mit Namen
Belinda zischte gereizt- »Nein, aber das ist nicht diesem ordinären Stück
hier-zu verdanken. Ruf die Wache, Huntingdon, und lass sie ins Gefängnis
werfen.«
Lizzies große Augen
wurden vor Angst noch größer, und sie versuchte eine Entschuldigung
hervorzubringen, fiel aber zum Ärger des Marquis in Ohnmacht.
»Du bist doch zu
unbesonnen, Belinda«, sagte er. »Lass mich dir aufhelfen. Die Angelegenheit ist
nicht so bedeutend, dass du kleine Dienstmädchen mit Gefängnis bedrohen musst.«
Belinda Romney
sprang auf und klopfte sich den Schmutz von ihrem Reitkostüm. »Das ist der
Gipfel«, tobte sie. »Erst behandelst du mich auf dem Ball der Phillips wie Luft
und machst dich mit dieser Metcalf lächerlich, und jetzt, wo ich mir fast das
Genick gebrochen hätte, nennst du mich unbesonnen. Der Hund soll die
Peitschenhiebe bekommen, die er verdient.«
Sie ging mit
erhobener Reitpeitsche auf Beauty zu. Aber der Marquis erkannte Harriets Hund.
Er war Belindas Ansicht, dass der Hund Prügel verdiente, aber aus irgendeinem
Grund konnte er es nicht ertragen, dass seine Mätresse Harriet Metcalfs
Liebling schlug. Er nahm ihren Arm und drehte sie zu sich herum. »Nein,
Belinda«, sagte er. »Keine Szenen. Die, die ich letzte Nacht zu ertragen hatte,
war gen ug.«
Lizzie bewegte sich
zu seinen Füßen und stöhnte leise. Er kniete neben ihr nieder und hob ihren
Kopf aus dem Gras.
Er bemerkte, wie
Belinda stürmisch davonstiebte, und war sich bewußt, dass es ihr gutes Recht
war, wütend auf ihn zu sein.
Lizzie kam wieder
zu Bewusstsein. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie. »Der Hund... er war so
ruhig. Ich hatte keine Ahnung, dass er so böse sein kann.«
»Du kannst von
Glück reden«, sagte der Marquis grimmig, »dass ich den Hund kenne und weiß,
dass er krank war. Komm, ich bring dich auf den Weg.«
Er half Lizzie auf
die Beine, aber sie schwankte wieder und wäre gefallen, wenn er sie nicht
festgehalten hätte.
Er stieß einen
ärgerlichen Laut aus und rief nach seinem Stallburschen, der sich gewöhnlich in
diskreter Entfernung hielt, wenn er mit Belinda ausritt. »Hol meine Kutsche«,
rief er. »Das Dienstmädchen ist krank.«
»Es ist ja gut,
Kind«, sagte er und schüttelte Lizzie ein wenig, »keiner wirft dich ins
Gefängnis. Du wirst jetzt wohlbehalten zurück in die Clarges Street 67 gebracht
- da arbeitest du doch, oder?«
»Ja, Sir«,
flüsterte Lizzie. »Als Küchenmädchen.«
Der Marquis of
Huntingdon erwartete nicht, dass Harriet schon wach war - denn es war
erst zehn Uhr morgens, als er mit Lizzie und Beauty in der Clarges Street
eintraf -, waren doch Londons Reiter, zu denen auch Mrs. Romney gehörte,
die einzigen, die so früh aufstanden. Aber als er Lizzie in die Halle trug, kam
Harriet die Treppe heruntergerannt; die Haare hingen ihr lose auf die
Schultern. Er ertappte sich dabei, wie er sie anstarrte, und sagte barsch: »Ihr
Hund, Madam, hätte beinahe einen schlimmen Unfall verursacht.«
»Das Mädchen!«
brachte Harriet mühsam hervor. »Sie gehört zu meiner Dienerschaft.« Rainbird
hatte ihr bei ihrer Ankunft sämtliche Diener vorgestellt, und sie erinnerte
sich an das kleine Küchenmädchen, das so
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