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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Rainbird hoffte darauf, dass sie ihre Ansicht ändern würde.
Während der Saison hatte er allerdings keine Möglichkeit, einen Tag
freizubekommen, um nach Brighton zu fahren.
    Er beschloss,
Lizzie zu einem Apotheker in der City zu bringen, wenn sie nach ein paar Tagen
immer noch leidend aussah. Diener gingen nur im äußersten Notfall zum Arzt, da
ein einziger Arztbesuch, auch wenn der Arzt ganz unbedeutend war, den Lohn
eines ganzen Jahres kosten konnte.
    Es war ein warmer
und sonniger Tag, aber in der weichen Luft war noch ein leichter Hauch von
Kälte zu spüren, der die Londoner daran erinnerte, dass der Winter ohne
weiteres noch einmal zurückkommen konnte, auch wenn es so aussah, als ob sich
der Frühling durchgesetzt hätte.
    Lizzie fand, dass
sie sich bereits besser fühlte. Sie nahm ihren Schal vom Kopf und wickelte ihn
sich um die Schultern; dabei genoss sie die Wärme der Sonne auf ihren Haaren.
Beauty war solch ein sanftmütiger, liebenswerter Hund, und es war angenehm,
Gesellschaft zu haben.
    Sie beschloss,
nicht den Piccadilly in Richtung Green Park zu überquer-en, sondern
Beauty mit in den Hyde Park zu nehmen, wo sie sich daran freuen konnte, die
Mitglieder der Aristokratie in der Row reiten zu sehen.
    Beauty, der
schwerfällig neben ihr einhertrottete, fühlte ebenfalls die warme Sonne auf
seinem Fell. Vorsichtig schüttelte er den Kopf. Er spürte überhaupt keinen
Schmerz mehr. Er schüttelte ihn heftiger. Er war nicht nur von diesem
stechenden, bohrenden Schmerz befreit, sondern er konnte auch wieder
ausgezeichnet hören. Sein Magen gab ein gesundes, Knurren von sich. Er war
hungrig, und dieses menschliche Wesen neben ihm roch köstlich nach Markknochen.
Langsam rollte sich sein lächerlicher Büschel von einem Schwanz den Rücken
hinauf. Sein Kopf richtete sich auf, und seine bösen kleinen Bärenaugen schweiften,
nichts Gutes im Schilde führend, umher.
    Nichts ahnend von
der Verwandlung, die sich irgendwo unten in Kniehöhe abspielte, setzte Lizzie
ihren Weg in Richtung Hyde Park fort und genoss stolz das angenehme Gefühl von
Luxus, das ihr ein Paar neue Lederschuhe verschaffte. Als Rainbird die frohe
Botschaft von der Lohnerhöhung der Diener gehört hatte, war er doch nicht so
sehr in Gedanken an Felice verloren, dass er vergaß, die Dienerschaft zu
belohnen. Alice und Jenny bekamen Seidenbänder, Mrs. Middleton eine neue Haube.
Dave wurde eine neue Lederweste zugestanden, Joseph ein seidenes Taschentuch
und Angus MacGregor ein neues Tranchiermesser aus Sheffield-Stahl. Und
Lizzie, die immer nur Holzpantinen getragen hatte, wurde mit einem Paar
glänzender schwarzer Lederschuhe mit billigen Blechschnallen bedacht.
    Lizzie war sehr
religiös, und der Herr, ihr Gott, war ein furchtbarer Gott, der da oben in den
Wolken nur darauf wartete, den eitlen Sünder zu verderben. Wenn Lizzie sich
später an die schrecklichen Ereignisse dieses Morgens erinnerte, war sie
sicher, dass Er sie für ihren Stolz bestraft hatte.
    Sie überquerte die
Park Lane und betrat den Hyde Park. Die Bäume waren mit einem zarten Hauch von
Grün bedeckt, und der Geruch der Kirschblüten machte sie angenehm schwindlig.
Sie bückte sich hinunter und ließ Beauty von der Leine los, wickelte den
Markknochen aus und gab ihn dem Hund, breitete ihren Schal auf dem Gras neben
der Row aus und setzte sich. MacGregor hatte Lizzie aus Versehen den falschen
Knochen gegeben. Der, den sie mit auf den Weg bekommen hatte, war dazu
bestimmt, Brühe zu kochen, und es hing noch viel Fleisch daran. Beauty kaute
und zog an dem Knochen; dabei fühlte er, wie das Fleisch seinen mageren Bauch
erwärmte, und er spürte die Sonne auf seinem Fell; gelegentlich schüttelte er
den Kopf, um sich zu überzeugen, dass der furchtbare Schmerz wirklich nicht
mehr da war.
    Er leckte das
letzte Restchen Mark vom Knochen, rollte sich dann herum und legte seinen Kopf
in Lizzies Schoß. Dabei blickte er mit Augen zu ihr auf, die ganz feucht vor
Liebe waren. Denn diese Göttin war doch sicherlich für sein Wohlbefinden
verantwortlich. Lizzie streichelte ohne rechte Anteilnahme seinen schmalen Kopf
und dachte, was für ein gewöhnliches, hässliches Tier er doch war, und sie
wunderte sich, dass eine so schöne und liebliche Lady wie Miss Metcalf ein
solches Haustier besaß. Miss Metcalf, überlegte Lizzie, die sie erst einmal
gesehen hatte, war so hübsch und reizend, dass sie einen an all die guten,
sicheren Dinge im Leben erinnerte - wie Frühlingsblumen und

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