03 - Saison der Eifersucht
die Unterbringung der Kutsche
und der Pferde, und dann standen sie alle um Harriet herum.
»Mr. Rainbird will
jemanden besuchen, aber was möchten die anderen machen?« fragte Harriet.
Es folgte ein
kurzes verlegenes Schweigen, während die Diener den Butler anstarrten; Rainbird
schaute weg.
Vor lauter
Aufregung über den Ausflug hatten sie Felice ganz vergessen, diese
heimtückische Ausländerin, die das Herz des armen Rainbird gestohlen hatte.
Mrs. Middleton senkte den Kopf, um den verletzten Ausdruck in ihren Augen zu
verbergen. Sie hegte die heimliche Hoffnung, dass Rainbird sie eines Tages,
sollten sie je frei von den Fesseln des Dienens sein, heiraten würde -
denn Diener durften nicht heiraten.
»Ich habe von einem
Laden gehört, in dem sie alle möglichen wunderbaren Sachen aus Muscheln
verkaufen«, sagte Angus MacGregor in die Stille hinein.
»Lizzie geht mit
mir«, sagte Joseph, und es war für alle deutlich zu erkennen, dass der Lakai
für seine großzügige Herablassung die entsprechende Anerkennung erwartete.
Lizzie sah aber gar nicht glücklich aus.
Aliceundjenny
brannten darauf, an der See entlang zu promenieren und nach Verehrern Ausschau
zu halten. Dave wollte am Strand spielen. Mrs. Middleton sagte leise, sie wolle
Miss Metcalf begleiten.
»Ich glaube, ich
würde gerne mit Mr. MacGregor gehen und die Muscheln anschauen«, sagte Lizzie
mit piepsender Stimme.
»Ja, klar, du bist
herzlich eingeladen«, sagte der Koch und warf Joseph einen boshaften Blick zu.
Joseph machte auf
dem Absatz kehrt und stürzte ohne ein weiteres Wort davon.
Sie kamen überein,
sich um vier Uhr in dem Gasthaus wieder zu treffen. Harriet ging mit Mrs.
Middleton; Beauty zog begeistert an der Leine.
Rainbird machte
sich allein auf den Weg. Als er in die Lanceton Street einbog, in der Felice
lebte, klopfte sein Herz laut. Wenn er nur Zeit gehabt hätte, ihr zu schreiben.
Felice Laurent
wohnte bei einer Witwe, einer Mrs. Peters, in Nummer II. Es war ein kleines
Haus, das genauso aussah wie die anderen Häuser, die die Straße säumten. Er
blieb mit der Hand auf dem niedrigen Gartentor stehen.
Ein Fliederbusch
neben dem schmalen Gartenweg stand in voller Blüte, sein süßer Geruch
vermischte sich mit dem Salzgeruch der See.
Er stand nur kurze
Zeit da, aber für ihn war es wie eine Ewigkeit. Dann nahm er all seinen Mut
zusammen und ging zum Haus, um den Türklopfer zu betätigen.
Es blieb lange
still, dann hörte er jemanden auf die Tür zukommen.
Sie öffnete sich.
Er erkannte Mrs. Peters wieder, die dastand und ihn, geblendet vom Sonnenlicht,
anblinzelte. Sie war genauso, wie er sie in Erinnerung hatte, kräftig und von
mittlerem Alter.
»Felice«, sagte
Rainbird. »Ich bin gekommen, um Felice zu besuchen!«
»Sie wohnt nicht
mehr hier«, sagte Mrs. Peters. »Sie ist/mit einem Mr. Malin verheiratet und
wohnt auf der anderen Seite in der Bishop Row.«
Rainbird stand ganz
still. Er sah die abblätternde Farbe auf der Haustür, da, wo sie von der Sonne
ausgetrocknet war; er sah eine Raupe auf einem Rosenblatt im Blumenbeet neben
der halboffenen Tür; er fühlte den Hauch des warmen Windes auf seiner Wange.
»Vielen Dank«, sagte er.
»In der Bishop Row
5. Nummer 5«, rief ihm Mrs. Peters noch nach.
Rainbird ging weg,
so schnell er konnte.
Wo in Brighton, so
fragte er sich, kann ein Butler mit gebrochenem Herzen hingehen, um sich
ungestört auszuweinen?
Weit weg, im >Star and Garter< in
Richmond, benahmen sich unterdessen zwei Gentlemen äußerst höflich und
charmant. Keiner von ihnen ließ auch nur durch ein Wimpernzucken seine
Überraschung und Bestürzung darüber, dass Harriet Metcalf nicht dabei war, erkennen.
Miss Spencer sollte diesen Tag noch lange in Erinnerung behalten. Sie wußte
damals noch nicht, was nicht stimmte. jedermann benahm sich absolut vollendet.
Die Hayner-Mädchen waren dämliche junge Dinger, aber schließlich waren
alle anderen Debütantinnen, die Miss Spencer kennengelernt hatte, genauso. Die
Herren waren unterhaltsam und reizend. Aber irgendwo unter dieser Oberfläche brodelte
es. Miss Spencer hatte das merkwürdige Gefühl, dass der Marquis of Huntingdon
hinter seinen lächelnden Augen und den liebenswürdigen Manieren vor Wut kochte,
aber sie führte ihr Unbehagen auf ihr Milzleiden zurück. Sarah und Annabelle
konnten sich einer großen Mitgift rühmen, und die Männer der ersten Kreise
achteten gewöhnlich nur auf Herkunft und Geld bei den Damen, die sie zu ihren
Gattinnen
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