03 - Saison der Eifersucht
Joseph wurde
weggeschickt, um seine Mandoline aus der Kutsche zu holen, und er unterhielt
sie gegen Ende des Dinners mit gefühlvollen Balladen. Die Heimfahrt war
entspannt und fröhlich. Es war eine müde, aber glückliche kleine Gesellschaft,
die schließlich in der Clarges Street Nummer 67 aus der Kutsche kletterte.
Sarah und Annabelle
hatten sich schon zurückgezogen. Harrtet wollte gerade nach oben gehen, um
nachzusehen, ob sie noch wach waren, und sich zu erkundigen, wie es ihnen in
Richmond ergangen war, als sie auf dem Tablett in der Eingangshalle zwei
Briefe, die an sie gerichtet waren, entdeckte. Sie bat Rainbird, ihr Tee zu
bringen, und zog sich in den hinteren Salon, der gemütlicher als der vordere
war, zurück, um die Briefe zu öffnen. Ihr Herz klopfte heftig, als sie den
Inhalt las.
Lord Vere schrieb,
dass er sie am nächsten Morgen um elf Uhr aufsuchen wolle, um sie um ihre
Erlaubnis zu bitten, sich zu erklären.
Der andere Brief
stammte vom Marquis of Huntingdon. Er wollte am nächsten Tag um zwei Uhr
nachmittags kommen, um eine ernste Angelegenheit, die seine Zukunft betraf, zu
erörtern. Er fügte beiläufig hinzu, dass es in seinem hohen Alter allmählich
Zeit werde, einen eigenen Hausstand zu gründen. Harriet spürte, wie ein
Triumphgefühl ihre Wangen rötete. Sarah und Annabelle würden sich mit zwei sehr
respektvollen Männern verloben, bevor die Saison richtig begonnen hatte.
Sie lief die Treppe
hinauf, klopfte an Sarahs Tür und ging hinein. Die beiden Mädchen saßen vor dem
Kamin. Harriet zeigte ihnen beide Briefe und umarmte sie herzlich. Dann wandte
sie sich an Sarah.
»Bist du sicher, liebe
Sarah«, fragte sie, »dass du dich richtig entscheidest, wenn du einen Mann wie
den Marquis of Huntingdon heiratest? Du bist so furchtbar jung und sein Ruf -«
»Pah!« lachte
Sarah. »Den Hauptgewinn auf dem Heiratsmarkt soll ich abweisen? Mach dich nicht
lächerlich, Harriet.«
»Nun... wenn du
meinst«, sagte Harriet. »Annabelle, ich werde dich als erste wecken. Warte auf
deinem Zimmer, bis ich Lord Vere meine Erlaubnis gegeben habe, dann werde ich
dich holen lassen.«
Sarah und Annabelle
schlangen ihre Arme um sie, nannten sie ein kluges Kätzchen und sagten, sie
seien nicht überrascht, weil sich die beiden Herren in Richmond schon so gut
wie erklärt hätten. Keiner von beiden hatte irgend etwas in dieser Richtung
unternommen, aber die Zwillinge waren von einer solch anmaßenden Eitelkeit,
dass sie Komplimente und Heiratsanträge hörten, die gar nicht geäußert wurden.
Harriet ging wieder
hinunter, wo sie Rainbird antraf, der gerade das Teetablett auf den Tisch
stellte. »Es gibt wunderbare Neuigkeiten«, rief Harriet aus. »Lord Vere kommt
morgen Vormittag, um mich um die Erlaubnis zu bitten, sich Annabelle zu
erklären, und am Nachmittag besucht uns Lord Huntingdon mit der Absicht, um
Sarahs Hand anzuhalten.«
»Meine
Glückwünsche«, sagte Rainbird leise. »Im Namen der Diener, Madam, möchte ich
Ihnen für den wundervollen Tag in Brighton danken.«
»Es hat mir auch
Spaß gemacht«, erwiderte Harriet geistesabwesend, während sie schon eifrig
Pläne schmiedete. »Haben Sie Ihre Freundin getroffen, Rainbird?«
»Nein, Miss
Metcalf. Sie hat offenbar geheiratet und ist weggezogen. Darf ich Ihnen eine
Tasse Tee eingießen?«
-ja,
Rainbird. Bitten Sie MacGregor, seine kleinen Gewürzkekse zu backen. Lord Vere
mag sie furchtbar gern.«
Rainbird beugte
sich über das Tablett und goss den Tee ein. Ein Tropfen fiel auf Harriets Hand.
Sie schaute rasch auf. Die Kerze auf dem Kaminsims beleuchtete nur den Tisch
und ließ das Gesicht des Butlers im Dunkeln.
»Weinen Sie etwa,
Rainbird?« fragte Harriet.
Der Butler drehte
sich um, mit steifem Rückgrat ging er auf die Tür zu.
»War das alles für
heute, Madam?«
»Ja, Rainbird«,
sagte Harriet traurig. »Das war alles.« Der arme Rainbird, dachte sie. Er weint
wirklich.
Tiefe
Niedergeschlagenheit befiel sie, und sie war sich nicht bewußt, dass es sie
schmerzte, dass der Marquis of Huntingdon Sarah heiraten wollte; sie schob ihre
ganze Trauer auf das Mitgefühl für ihren Butler.
Achtes Kapitel
Vielleicht hätten die Ereignisse dieses
Tages den endgültigen Ruin von Miss Harriet Metcalfs Ruf bewirkt, wenn es da
nicht eine kleine Geste der Freundlichkeit von ihrer Seite gegeben hätte.
Trotz der
Aufregungen, die ihr bevorstanden, ließ Harriet nämlich Lizzie holen und begann
mit den Unterrichtsstunden des Mädchens. Sie
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