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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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erwählten. Deshalb war Miss Spencer auch nicht erstaunt, dass weder die
Augen des Marquis noch die Lord Veres vor Verliebtheit leuchteten.
    Nach ihrer Meinung
hatten Sarah und Annabelle die Tatsache, dass die »liebe Harriet« mit einem
Pack Diener einen Ausflug machte, allzu sehr ins Lächerliche gezogen; den
ganzen Tag ritten sie auf diesem »Scherz« herum. Aber vielleicht war sie,
Josephine Spencer, auch zu anspruchsvoll, denn die Herren lachten über
sämtliche Geistesblitze der Mädchen herzlich und schienen alles in Ordnung zu
finden.
    Miss Spencer war
beeindruckt von Lord Huntingdon und fand es bedauerlich, dass die arme Harriet
nicht genug Mitgift hatte, um solch einen wunderbaren Mann für sich zu
gewinnen. Dass manche Männer sich schlicht und einfach verlieben, kam Miss
Spencer nicht in den Sinn, zynisch wie sie war. Da sich der Krieg gegen
Napoleon immer länger hinzog, hatten die Preise ein bis dahin nie gekanntes Niveau
erreicht, und jedermann, gleich welche Ideale er sonst auch haben mochte, war
sich des Geldwerts bewußt geworden.
    Es war ein goldener
Tag, das Essen war köstlich, und es blieb Mrs. Spencer verborgen, dass zwei
Gentlemen, jeder auf seine Art, dachten, es wäre ein idealer Tag für eine
romantische Liebelei. Das einzige, was fehlte, war die Dame.
    Lord Vere beschloss,
Harriet so bald wie möglich um ihre Hand zu bitten. Er hatte das Gefühl, er
habe ein Leben lang nur auf sie gewartet. Der Marquis fragte sich, ob Miss
Metcalf so gerissen war, dass sie absichtlich weggeblieben war, um ihn leiden
zu lassen; denn zu seiner Überraschung litt er wirklich. Er lächelte Sarah an und
träumte dabei davon, Harriet gleichzeitig den Hals umzudrehen und. sie zu
küssen.

    Die Diener von der Clarges Street Nummer 67
waren nie zuvor von ihrem Butler so hingerissen gewesen. Nie zuvor, da waren
sie sich einig, war Mr. Rainbird so unterhaltend gewesen. Er jonglierte mit
Orangen, zauberte aus Daves Ohren hartgekochte Eier hervor und beschenkte Miss
Metcalf mit einem Rosenstrauß, den er aus seinen Rockschößen hervorzauberte. Er
schlug Räder und machte einen Handstand, und das alles in dem kleinen Salon.
Harriet lachte und klatschte Beifall, erstaunt über das Talent des Butlers; sie
wußte ja nicht, dass Rainbird einen Teil seiner Jugend als Akrobat auf
Jahrmärkten verbrachte hatte. Und sie war nur zu glücklich, dass die
artistischen Künste dieses merkwürdigen Butlers die etwas gedrückte Stimmung,
die zunächst geherrscht hatte, als sich die Diener zum Essen versammelten,
weggezaubert hatten.
    Dave war voller
blauer Flecken und blutend angekommen. In dem Hochgefühl, für einen Tag ein
Gentleman zu sein, war er auf drei Pagen des Seepavillons zu stolziert und
hatte versucht, sie von oben herab zu behandeln. Die Pagen hatten den
frühreifen kleinen Cockney erstaunt gemustert und sich darangemacht, ihm
nachdrücklich zu zeigen, dass mit den Pagen des Seepavillons des Prince of
Wales nicht gut Kirschen essen ist.
    Joseph hatte einen
einsamen Spaziergang gemacht und die ganze Zeit unter der Zurückweisung durch
Lizzie gelitten. Es machte ihm einfach keinen Spaß, wenn Lizzie nicht neben ihm
herging und jedes seiner Worte begierig einsog.
    Jenny und Alice
hatten ein nettes Stündchen mit zwei Verehrern verbracht, aber es hatte ihnen
eigentlich nur wieder einmal klargemacht, dass sie Dienerinnen waren und nicht
die Freiheit hatten, Liebhaber zu haben oder zu heiraten. Unzufriedenheit hatte
sich ausgebreitet, und sogar die sonst so gelassene und heitere Alice war davon
betroffen.
    Mrs. Middleton und
Harriet waren ebenfalls ein bisschen aufgewühlt. Beauty hatte sich zunächst so
benommen, wie es seinem Namen entsprach, bis er auf einen stolzen, mit
Schleifen geschmückten Pudel traf und versuchte, ihn zu demütigen. Der Pudel
gehörte einer gewissen Lady Parsons, die prompt einen Anfall bekam. Der Vorfall
hatte eine Menschenmenge angezogen, und Harriet hatte den fei Weg
eingeschlagen, indem sie Beauty am Halsband packte und ihn wegzog. Dabei
tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass Lady Parsons ein großes Gefolge von
Dienern bei sich hatte, die sich um sie kümmern konnten,
    Nur der Koch und
das Küchenmädchen hatten einen ungetrübten Nachmittag verbracht.
    Da begann Rainbird
seine Kunststücke vorzuführen. Harriet lächelte, als die kleine Gruppe von
Dienern sich wieder einander näherte, vereint durch die gemeinsame Heiterkeit
und den gemeinsamen Stolz auf die Kunstfertigkeit ihres Butlers.

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