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03 - Saison der Eifersucht

03 - Saison der Eifersucht

Titel: 03 - Saison der Eifersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Ihren Brief
    »Annabelle!« rief
Lord Vere aus und umklammerte Harriets kleine Hände mit schmerzlichem Griff.
»Wie konnten Sie so etwas denken? Sie sind es, die ich liebe. Ich liebe Sie bis
zum Wahnsinn.«
    Harriet zog
unglücklich ihre Hände aus der Umklammerung. Sie stand auf, und Lord Vere
richtete sich ebenfalls unsicher auf.
    »Lord Vere«, sagte
Harriet, und es war ihr ganz elend dabei zumute, »wenn ich unbewusst irgend
etwas getan habe, irgend etwas gesagt habe, das Sie in dem Glauben bestärkt
hat, dass meine Zuneigung Ihnen gehört, dann tut es mir aufrichtig leid. Ich
bin in London einzig und allein in meiner Eigenschaft als Anstandsdame der
Misses Hayner. Ich habe keine Mitgift, und deshalb war es mir auch nicht
möglich zu glauben, dass ein Gentleman mir einen Heiratsantrag machen könnte.«
    »Aber es spielt gar
keine Rolle, dass Sie keine Mitgift haben«, rief Lord Vere aus. »Miss
Metcalf... süße Harriet... bitte nehmen Sie meinen Antrag an.«
    »Ich kann nicht«,
sagte Harriet und schaute ihm traurig ins Gesicht. Dabei dachte sie, wie jung
er aussah, obwohl sie wußte, dass er älter als sie war. »Ich habe niemals daran
gedacht, mich zu verheiraten.«
    »Dann darf ich
hoffen? Wenn die Saison vorbei ist ...?«
    »Nein, Mylord«,
sagte Harriet bestimmt, auch wenn sie einen Klumpen in der Kehle aufsteigen
spürte. »Ich fürchte, da gibt es keine Hoffnung.«
    Er ergriff ihre
Hände noch einmal und küsste sie leidenschaftlich. Dann drehte er sich um und
rannte aus dem Zimmer.
    Sarah und
Annabelle, die an der Tür gelauscht hatten, konnten gerade noch rechtzeitig
zurückprallen. So groß war sein Kummer, dass er sie nicht einmal sah. Die
Zwillinge liefen die Treppe zu Annabelles Zimmer hinauf.
    »Da haben wir's!«
rief Sarah und warf die Tür ins Schloss. »Hast du je ...«
    Zwei hellrote
Flecken brannten auf Annabelles Wangen. »Dieses verlogene, intrigante
Frauenzimmer«, zischte sie.
    »Warum in aller
Welt hat sie ihn abgewiesen?« fragte Sarah.
    »Weil sie hinter
deinem Marquis her ist, darum.«
    Aber Sarahs
Selbstgefälligkeit war nicht zu erschüttern. »Du hast dir nur eingebildet, dass
Lord Vere hinter dir her ist, Annabelle. Aber ich weiß sicher, dass Lord
Huntingdon mich zu seiner Frau machen möchte.«
    »Ach, wirklich?«
fragte Annabelle, die so wütend und erbost war, dass sie geradezu lebhaft
wurde. »Warte nur, bis es zwei Uhr ist!«
    »Pscht!« machte
Sarah. »Da kommt sie.«
    Annabelle nahm ein
Buch zur Hand und Sarah eine Handarbeit. Als Harriet zögernd das Zimmer betrat,
sahen die, Mädchen nett, ruhig und unschuldig aus.
    »Es tut mir so
leid, Annabelle«, sagte Harriet unglücklich. »Er will nicht um deine Hand
anhalten.«
    »Warum hat er dann
so einen Brief geschrieben?« fragte Annabelle, die Augen fest auf das Buch
geheftet.
    »Er... Lord Vere
hatte die irrige Vorstellung, dass ausgerechnet ich seinen Antrag annehmen
würde. Ich habe ihn natürlich abgewiesen. Oh, meine lieben Mädchen«, sagte
Harriet, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, »nach all den Hoffnungen, die
ich mir für euch gemacht habe!«
    »Es gibt ja
immerhin noch Huntingdon«, bemerkte Sarah mit einem boshaften Blick auf ihre
Schwester.
    »Das ist richtig«,
sagte Harriet, und ihre Miene hellte sich auf. Sie verdunkelte sich aber gleich
wieder. »Aber Lord Vere war so passend für Annabelle.«
    Annabelle nahm sich
zusammen und sah Harriet an. »Mach dir keine Sorgen, liebe Harriet«, sagte sie.
»Die Saison hat noch nicht einmal richtig begonnen, und ich hätte Lord Veres
Antrag nur wegen seines Titels angenommen. Meine Gefühle waren nicht ernsthaft
beteiligt.«
    »Ach, du bist ja
das beste Mädchen«, rief Harriet aus und umarmte sie. »Du kannst dir nicht
vorstellen, wie viel besser ich mich jetzt fühle. Sarah, ich werde Rainbird auf
der Stelle schicken, wenn Lord Huntingdon mich um meine Zustimmung gebeten hat.«
    »Wie überaus
reizend«, schluchzte Annabelle, sobald sich die Tür hinter Harriet geschlossen
hatte. »Ich wollte auf keinen Fall, dass sie merkte, wie sehr meine Gefühle
verletzt sind. Ich könnte sie erwürgen!«
    »Beruhige dich,
Schwesterchen, überleg einmal, was ich dir für Verehrer bieten kann, wenn ich
die Marquise of Huntingdon bin.«

    Lord Huntingdon hatte sich nach dem
schrecklichen Ausflug nach Richmond zu der Entscheidung durchgerungen, Harriet
Metcalf zu heiraten. Er und Lord Vere hatten nicht darüber gesprochen, welchen
Grund Miss Metcalf wohl gehabt haben

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