03 - Saison der Eifersucht
Himmels
willen wollen Sie dann?«
»Ich habe überhaupt
nicht daran gedacht, zu heiraten«, sagte Harriet. »Oh, aber ich würde schon
einen Mann wollen, der mich liebt und verwöhnt und der mir treu ist.«
Das wäre das
Stichwort des Marquis gewesen, bei dem er sich auf die Knie stürzen und
unsterbliche Liebe und Ergebenheit hätte schwören müssen, aber sein Hochmut
ließ ihn da stehen, wo er ,stand; sein Hochmut ließ ihn mit tonloser Stimme
sagen: »Dann verlangen Sie Unmögliches. Ich hatte das alles einmal zu geben und
gab es dieser herzlosen Dirne, die ich zu meiner ersten Braut machte.«
»Ich wußte nicht,
dass Sie schon einmal verheiratet waren«, flüsterte Harriet.
»Ich bin
zweiunddreißig.«
»Aber wo Sie doch
einen solchen Ruf als Frauenverführer -« begann Harriet.
»Genug«, sagte er.
»Ich hatte Ihr freches Mundwerk vergessen. Ich muss von Sinnen gewesen sein,
als ich erwog, meinen Namen mit einem ordinären Mädchen vom Land, wie Sie es
sind, zu verbinden.«
»O)a«, stimmte ihm
Harriet von ganzem Herzen zu. »Und jetzt, wo Sie wissen, dass, ich Ihrer nicht
wert bin, können wir ja wieder im guten miteinander auskommen.«
»Im guten!« Er
griff sich in die Locken und riss energisch daran. »Madam, tun Sie so, als ob
wir einander nie begegnet wären.«
Und noch einmal
erlebte Nummer 67 den überstürzten Aufbruch eines abgewiesenen Lords. Wieder
rannten Annabelle und Sarah Hals über Kopf die Treppe hinauf, um ihre Wunden zu
lecken und die vor Zorn brennenden Wangen zu verbergen.
»Da siehst du es!«
rief Annabelle aus. »Da siehst du es!«
»Ich sehe es«,
sagte Sarah, »oh, da kommt sie schon. Sag ihr, ich hätte mich mit Kopfschmerzen
hingelegt und würde später mit ihr reden.«
Sarah lauschte in
düsterer Stimmung an der Schlafzimmertür.
»Und er hat ihr
tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht?« fragte
sie als Harriet
hinuntergegangen war.
Annabelle nickte.
»Sie hat es wieder
gemacht«, sagte Sarah. »Jeden, der uns mag, schnappt sie uns rücksichtslos vor
der Nase weg, und dann steht sie da, die Augen voller Tränen, mit einem Blick,
als ob sie kein Wässerlein trüben könnte, und sagt, sie hat nichts damit zu
tun. So geht es doch immer, oder?«
»Sie war furchtbar
bekümmert - oder wirkte jedenfalls so«, sagte Annabelle. »Aber sie hat
auch seinen Antrag nicht angenommen.«
Sarah klingelte
nach der Kammerzofe, und als Emily erschien, sagte sie: »Bring uns Champagner.«
»Darf ich den Damen
gratulieren?« fragte Emily.
»Nein, du darfst
uns nicht gratulieren«, entgegnete Sarah. »Wir müssen uns stärken. Die liebe
Harriet hat zwar Heiratsanträge von unseren Verehrern bekommen, aber sie haben
um ihre Hand
angehalten.«
»Ich habe es Ihnen
ja gesagt, Madam«, erwiderte Emily hitzig. »Man kann ihr nicht trauen.«
»Tu, was ich dir
befohlen habe«, sagte Sarah müde. Als Emily hinausgegangen war, murmelte Sarah:
»Ich könnte Harriet umbringen.«
»Warum bringen wir
Emily nicht dazu, jetzt doch irgendein schlimmes Gerücht über sie zu
verbreiten?« fragte Annabelle. »Im Grunde brauchen wir nur die Wahrheit zu
sagen. Sie hat es von Anfang an darauf angelegt, uns Papas Liebe zu rauben. Das
hat sie!«
»Hat sie das
wirklich?« fragte Sarah. »Weißt du, Schwesterchen, vielleicht ist Harriet
deshalb so eine gefährliche Rivalin, weil sie nie beabsichtigt, etwas Schlechtes
zu tun. Sie hat nichts anderes mit Huntingdon und Vere gemacht, als die ganze
Zeit versucht, sie in unsere Arme zu treiben.«
»Aber du hast
gesagt -«
»Ich habe gesagt,
ich habe gesagt«, schrie Sarah. »Lass uns die Angelegenheit weiter bereden,
wenn wir den Champagner getrunken haben.«
Als Emily an diesem Abend die Gesindestube
verlassen hatte, saßen die anderen eine Weile verblüfft da und besprachen dann,
was ihnen die Kammerzofe über Miss Metcalf erzählt hatte. »Emily war äußerst
bekümmert, aber ich kann es nicht glauben«, meinte Mrs. Middleton. »Die
reizende Miss Metcalf soll die Geliebte von Sir Benjamin Hayner gewesen sein
und die Gelegenheit genutzt haben, das Vermögen der Mädchen auf die Seite zu
schaffen?«
»Emily wirkte aber
überzeugend«, sagte Rainbird düster.
»Sie hat alles nur
mühsam und Stück für Stück herausgebracht, wir mussten ihr das meiste aus der
Nase ziehen.«
»Die Blonden sind
immer besonders hinterhältig«, sagte Joseph, der grundlos Miss Metcalf die
Schuld an Lizzies abweisender Haltung gab.
»Ich finde, das ist
sehr unhöflich von dir,
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