03 - Sarggeflüster
hatte langes braunes Haar und olivfarbene Haut. Sie war klein und zierlich, mit großen, leuchtenden braunen Augen und einer niedlichen Nase. Früher war sie mal in Jack verliebt gewesen (wer nicht?), inzwischen war sie aber eine Klientin bei Dead End Dating. Eine meiner schwierigsten, um genau zu sein.
Versuchen Sie mal, einen Partner für einen Wer-Chihuahua zu finden.
Zum Glück war sie nicht nur ein Wer-Geschöpf, sondern auch noch geduldig.
Sie strahlte. „Vielen Dank für den Hundekuchen.“
„Vielen Dank, dass Sie mit dem Müllmann ausgegangen sind. Ich wusste ja, dass er eigentlich gar nicht Ihr Typ ist.“
Sie zuckte mit den Achseln. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“
Braves Mädchen.
„Hätten Sie Lust, kurz reinzukommen und was zu trinken?“
„Ich hab jetzt gleich eine Verabredung“, fing ich an, und sie machte ein enttäuschtes Gesicht, „aber ich schätze, ein kleiner Drink kann nicht schaden.“
„Sie kommen genau richtig“, sagte sie. „Es ist Apfel-Abend.“
„Apfel-was?“
„Wissen Sie, die Mädchen von der Arbeit und ich, wir treffen uns jeden Montag. So eine Art Feier, dass wir den ersten Tag einer neuen Woche überstanden haben. Früher gab es immer Nachos und Schokoladenkuchen, aber dann hat Denise zwanzig Pfund zugenommen. Darum versuchen wir jetzt immer etwas zu machen, das gesund ist. Und heute Abend gibt es Appletinis und Apfelkuchen.“
„Wieso ist das gesund?“
„Appletinis sind flüssig, also zählen sie nicht, und der Apfelkuchen ist mit wenig Fett und mit Süßstoff gemacht.“ Hey, das ergab Sinn.
Ich folgte ihr in eine Wohnung, die genauso wie die meines Bruders geschnitten war, durch das Wohnzimmer in eine kleine Küche.
„Die anderen sind noch nicht da. Nur Suzie. Suze“, sie zeigte auf ein Mädchen um die zwanzig, mit kurzem braunem Haar, Stupsnase und braunen Augen,
„das ist Lil. Lil, Suze.“
Unsere Blicke trafen sich und... nichts. Ich konnte nicht das kleinste bisschen in ihr lesen, was hieß, dass sie kein Mensch war. Allerdings fühlte ich mit einem Mal das dringende Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen und zu knuddeln, was mir verriet, dass sie definitiv ein Wer-Geschöpf sein musste.
Ein Chihuahua wie Rachel?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Sie trug ein gelbes T-Shirt und eine weiße Caprihose. Ihre Fingernägel leuchteten pfirsichfarben. Ich sah zu, wie sie pinkfarbene Handschuhe anzog und einen frisch gebackenen Apfelkuchen aus dem Backofen holte.
Sie stellte den heißen Kuchen auf einen Untersetzer, zog sich die Handschuhe aus und ging zum Küchentisch, an dem sie die Äpfel entkernt hatte. Sie schnupperte an einem Granny Smith, bevor sie ihn in Viertel zerteilte und eins davon an den Mund hob. Dann begann sie daran zu knabbern, indem sie mit ihren beiden Vorderzähnen an dem Stück Obst nagte.
Ich kann's nicht erklären, aber einfach so kam mir auf einmal Word in den Sinn. Verrückt, oder? Was könnten die beiden schon gemeinsam haben?
„Backen Sie gern?“
Sie strahlte. „Ich liebe es.“ Sie knabberte weiter. „Was ist mit Pizza?“
„Ich fürchte, ich habe noch nie selber eine gemacht.“ „Ich meine, essen Sie gerne Pizza?“
Sie verzog das Gesicht. „Zu fettig. Seit Räch und ich uns gesund ernähren, habe ich Junkfood komplett gestrichen.“
Womit jede einzelne Leibspeise eliminiert war, die auf Words Profil auftauchte.
„Was ist mit Bier?“ „Zu viele Kalorien.“ „Musik?“
Ihre Augen leuchteten auf. „Ich liebe Boybands. Backstreet Boys. „NSYNC.
Sogar die älteren, wie Bell, Biv, DeVoe und Marky Mark and the Funky Bunch.“
Das würde nie im Leben funktionieren.
Trotzdem hatte sie etwas an sich, das mich nicht in Ruhe ließ. Die Fragen strömten nur so aus meinem Mund. „Lieblingsfarbe?“
„Ich kann mich zwischen Gelb und Mango-Orange nicht entscheiden.“
„Was halten Sie von Piercings?“ „Barbarisch.“
„Männer, die Eyeliner tragen?“ „Schwul.“
„Männer, die Brille tragen?“ „Langweiler.“
Sie knabberte weiter an ihrem Apfel, und ich hätte den Wink mit dem Zaunpfahl hinnehmen, meine Befragung beenden, das Mädchen vergessen und meinen Appletini trinken sollen.
Ich starrte Suze an, meine Gedanken überschlugen sich geradezu. „Sie sind ein Wer-Geschöpf, nicht wahr?“
Sie sah für den Bruchteil einer Sekunde nervös aus, ihr Blick raste zu Rachel, die in der einen Hand einen Martini-Shaker und in der anderen ein Glas hielt.
„Ist schon in Ordnung. Sie
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