03 - Sarggeflüster
hinunter, oder?“
Niemals. „Aber sicher.“
Sie lächelte und schloss die Augen wieder. „Funktioniert es?“
„Wir machen eindeutig Fortschritte.“ Ich sortierte acht von den insgesamt zweiunddreißig Kleidern aus, schob sie zur Seite und ließ die verbliebenen vor uns hängen. „Was für ein Stoff? Satin oder Seide?“
„Ja. Ich meine, ich könnte mir sowohl das eine als auch das andere vorstellen.
Oder beides.“ „Damit fällt Taft schon flach.“
Ich ging die Kleider noch mal durch und zog sieben weitere hervor, um sie zu denen der Kategorie „Um nichts auf der Welt“ zu hängen.
„Wie ist es mit Spitze?“
„Ja, aber nicht zu viel.“
Das ließ fünf weitere Exemplare aus der „Zurück in die 1980er“-Kollektion verschwinden. „Tuntige Schleifen?“
„Ich stehe eigentlich nicht so wahnsinnig auf Schleifen. Oder auf Perlen. Ich will nicht so viel Firlefanz.“
Das eliminierte fünf weitere. Ich musterte die drei verbleibenden Kleider. „Mit Ärmeln oder schulterfrei?“
„Definitiv schulterfrei.“
Adios drei amigos.
Erleichterung überkam mich, und ich lächelte. „Geschafft.“
„Wirklich? Welches hab ich denn -“ Ihre Augen öffneten sich, sie starrte die leere Kleiderstange an. „Aber da ist ja gar nichts mehr übrig.“
„Ich würde sagen, wir nehmen dies als einen Fingerzeig Gottes.“ Upps, hatte ich das wirklich gesagt? Mein Fehler. „Ich mache uns einen Termin bei Vera Wang. Ich bin sicher, sie haben dort was ganz Wunderbares.“
„Aber da kann ich nicht hingehen.“
„Natürlich kannst du das. Ich habe Verbindungen. Ich kann einen Termin nach Ladenschluss für uns machen. Wir werden Champagner trinken, die Kleider ansehen und uns fabelhaft amüsieren.“
Sie schüttelte den Kopf. „Wir versuchend noch mal.“
„Du machst Witze, oder?“
„Ich muss mir hier irgendwas aussuchen.“ Ihr zum Äußersten entschlossener Blick traf auf meinen. „Shirley gehört zur Familie. Sie hat sich schreckliche Mühe gegeben, so viele Kleider wie möglich zu bekommen, damit ich jede Menge Auswahl habe. Und sie ist extra für uns länger geblieben. Und sie macht all diese Jell-0 Shots für uns und die Einheits-Kerze gibt sie noch gratis dazu. Ich kann hier doch nicht einfach so rausmarschieren und ihre Gefühle verletzen.“
„Ich schon.“
„Wirklich?“
„Äh, ja, klar. Ich werd's ihr sagen.“
Mandys Augen leuchteten hoffnungsvoll auf. „Das würdest du tun?“ ,
„Ich bin ein böser Vampir. Wir plündern und rauben so wie andere joggen oder Tennis spielen. Jemandem seine Hoffnungen und Träume zerschmettern? Ihm die Lebensgrundlage zerstören?“ Ich lächelte. „Genau mein Ding.“
Das war das, was ich sagte. Aber irgendwo zwischen Plündern und Rauben verlor ich irgendwie meinen Enthusiasmus.
Als Shirley mit einer weiteren Runde Drinks und hoffnungsfroher Miene wiederkam, verlor ich dann auch noch den Mut.
„Habt ihr euch schon entschieden?“
Mandy und ihre Mutter starrten mich an. Ich räusperte mich. Du schaffst das.
Lass deinen inneren Vampir frei. Mach einfach den Mund auf, lass vielleicht einen Fangzahn aufblitzen und leg los. „Sie möchte alles mindestens noch ein Mal anprobieren“, hörte ich mich selbst sagen. „Dann wird sie eine Nacht drüber schlafen und als Erstes morgen früh ihren Favoriten aussuchen.“
„Tu ich das?“
„Tut sie das?“
Mandy und Mrs Dupree fragten gleichzeitig. Inzwischen warf ich ihnen einen Blick zu, der ihnen übermitteln sollte: Hallo? Lügen! Macht mit.
„Das mach ich“, stieß Mandy hervor.
„Ganz sicher“, stimmte Mrs Dupree zu.
Ah, der Blick. Funktioniert jedes Mal.
„Ausgezeichnet“, erwiderte Shirley. „Dann können wir zu Schleier, Schuhen und Accessoires übergehen.“ „Wir Glückspilze.“
„Das seid ihr tatsächlich. Ich habe eine ganze Reihe neuer Lieferanten, die mir jede Menge Zeug schicken. Gerade erst habe ich diese Muschelkette reinbekommen, die zu dem Kleid mit den kleinen marineblauen Schleifchen bildschön aussehen wird.“
Ich lächelte. „Toll.“
Shirley strahlte und hielt das Tablett hoch. „Noch einen Shot?“
„Bitte.“ Mandy streckte die Hand hastig nach dem mit Limone aus. Ich nahm grünen Apfel, und Mrs Dupree entschied sich für einen mit Wassermelone und einen mit Himbeere.
An die nächsten paar Stunden kann ich mich nur noch verschwommen erinnern. Es ging um Kleider und Tequila und Selbstmitleid (meinerseits). Je mehr ich die Spitze und die
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