03 - Sarggeflüster
und würde sich mit keiner anderen Dating-Expertin als Ihnen zufriedengeben.“ Das hatte Evie mir jedenfalls erzählt.
Ich hatte mich ganze fünf Minuten lang diebisch gefreut - hey, ich war verdammt gut -, bevor ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkam.
Reporter. „Heißer Vampir mit wirklich heißen Schuhen“. Eine üble Schlagzeile lauerte da auf mich.
Ich beäugte den fünften Ordner in meinem Stapel. Gwen Rowley. Teilzeit-Privatdetektivin und Vollzeit-Männerhasserin. Ich wandte mich meinem Computer zu und suchte nach Männern, die sich für Amateurfotografie interessierten. Ich wurde gleich zweimal fündig. Dann startete ich eine weitere Suche nach Männern mit grauenhaften Müttern. Die Hälfte der Namen in meiner Datenbank scrollte über den Bildschirm. Okay, engen wir die Suche auf Männer mit grauenhaften Müttern ein, die bei der Stadt beschäftigt sind.
Ein Treffer.
Drei Möglichkeiten. War ich gut oder was?
Ich bat Evie, mir die drei Akten zu bringen, damit ich mir die Typen noch mal genauer ansehen konnte, bevor ich mich dann den Dinnerkreuzfahrt-Frauen widmete. Ich wollte gerade mit der nächsten Suche anfangen, als mir die Erleuchtung kam.
Wieso rief ich eigentlich irgendwelche wildfremden Schneiderinnen an? Ich sollte zuallererst doch meine eigene Datenbank anzapfen und nach jemandem suchen, den ich schon mal verkuppelt hatte. Jemand, der mir sein Glück verdankte und das Gefühl hatte, dafür für alle Zeit in meiner Schuld zu stehen, ließe sich sicherlich dazu überreden, an einem von Shirleys Kleidern hier etwas wegzunehmen und da etwas hinzuzufügen.
Ich tippte das Wort „nähen“ ein und wartete auf die Vielzahl von Möglichkeiten, die gleich auf meinem Bildschirm zu sehen sein würden.
Ein einziger Name tauchte auf - ich stöhnte.
Esther Crutch. Esther war eine gewandelte Vampirin, mit der ich befreundet war, seit ich mein Geschäft eröffnet hatte. Seitdem bemühte ich mich, einen geeigneten Partner für sie zu finden, aber das war nicht gerade leicht. Problem Nummer eins? Esther war damals im neunzehnten Jahrhundert gewandelt worden, als Schönheit noch mit zehn bis zwanzig Pfund Übergewicht und fehlendem Make-up gleichbedeutend gewesen war. Wenngleich sie auch genug Geld in MAC investiert hatte, um sogar mich zu beeindrucken, gab es doch absolut nichts, was sie wegen des Übergepäcks tun konnte, das sie auf den Hüften mit sich herumschleppte. Problem Nummer zwei? Sie wollte die Ewigkeit mit einem gewandelten Vampir verbringen, der vollschlanke Frauen zu würdigen wusste und sieh gerne Wiederholungen von Bonanza ansah. Die Sache war nur die: Kein männlicher gewandelter Vampir wusste irgendetwas zu schätzen, das vollschlank war. Sie wollten sich alle lieber mit Jennifer Lopez oder Jessica Biel vergnügen. Und da sie über jede Menge Charme und Sex-Appeal verfügten (lesen Sie mal im Lexikon unter Vamp nach), konnten sie das auch. Und da sie so sehr damit beschäftigt waren, sich zu vergnügen, hatten sie auch keine Zeit zum Fernsehen.
Ich holte mir Esthers Profil auf den Bildschirm und überflog noch einmal ihre Vorlieben und Abneigungen. Und da war es auch schon: Sie hatte Nähen unter „Hobbys“ angegeben. Zusammen mit Häkeln, Makramee und Töpfern (gähn).
Ich nahm das Telefon hoch und tippte ihre Nummer ein.
„Hey, Es. Hier ist Lil.“
„Lil? Ich bin so froh, dass du anrufst! Danke für die Gesichtscreme, die du mir geschickt hast. Die ist einfach wunderbar.“ „Hat's funktioniert?“
„Nein, aber sie riecht toll. Nach Gurke. Und schmeckt gut.“
„Hast du sie gegessen?“
„Nein, aber eine meiner Katzen.“
Okay, ich weiß, ich sollte darüber ausflippen, dass so ein blödes Katzenvieh einen zweihundert Dollar teuren Topf Creme aufgeschleckt hatte, aber das Zeug war immerhin organisch und absolut harmlos. Was bedeutete, dass ich wegen des eigentlichen Desasters ausflippte. „Du hast eine Katze?“
„Ah, ja. Genau genommen habe ich sogar vier. Früher hasste ich Tiere. Ich hatte mir sogar geschworen, mir niemals eins zuzulegen, aber dann habe ich so einen Streuner gefunden, und der ist mir bis nach Hause gefolgt.“
Auweia. Wieso kam mir diese Geschichte bloß so bekannt vor?
„Eins führte zum anderen, und da saß ich dann auf einmal auf der Couch und kuschelte mich an Mindy. Jetzt habe ich vier von der Sorte. Was ist mit dir?“
Ich dachte an Killer. „Nö, keine Katzen.“ Ich habe Ihnen ja schon berichtet, dass ich im Leugnen
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