03 - Schatten Krieger
mischte sich Dardan unvermittelt ein. »Wollt Ihr sagen, dass sie uns eine Falle stellen?« »Im Namen der Mutter, nein!« Coireg schien überrascht. »Nein, hört zu. Weil die Ushralanti vom Thron und von Sejeends Kaufleuten gleichermaßen sehr geschätzt werden, konnten sie Roldur, den Majordomus von Sejeend, überzeugen, den Wächtern freies Geleit zu garantieren. Dafür haben sie versprochen, ihm zu helfen, diese Invasion zurückzuschlagen.«
»Traust du ihnen?«, fragte Calabos.
»Ich war dabei, als Qothan, der beste Kundschafter der Ushralanti, sich mit Roldur einig geworden ist.« Coireg sah die drei der Reihe nach an. »Ja, ich traue ihm, und das nicht ohne Grund.«
Dardan blieb skeptisch. »Für meine Ohren klingt das nicht sehr Vertrauen erweckend.«
»Wenn ich Euch in eine Falle hätte locken wollen«, erklärte Coireg, »warum sollte ich dann die Magier überhaupt erwähnen? Ich hätte Euch einfach in ihre Fänge führen können.«
Sounek lachte trocken. »Da ist was dran. Ich denke, wir sollten es riskieren.«
»Das denke ich auch«, meinte Calabos.
»Wenn es sich so verhält, wie Ihr sagt«, gab sich Dardan nicht geschlagen, »warum schleichen wir dann hier so herum?«
»Wegen der Abteilungen der Ehernen Garde, die noch in Sejeend geblieben sind. Ihnen und einigen Patrouillen der kaiserlichen Armee wurde befohlen, alle Wächter zu verhaften und einzusperren, derer sie habhaft werden können. Das ist der Grund für diese Geheimniskrämerei.«
»Mir genügt das«, meinte Calabos. »Lasst uns keine Zeit mehr verschwenden.«
Die Verteidiger auf den Barrikaden sahen die vier Männer sofort. Angespannt warteten die Wächter, während Coireg zu der improvisierten Schanze ging und verhandelte. Calabos konnte in der Ferne Kampfgeräusche und Schreie hören. Danach brandete lautes Gebrüll auf, allerdings noch immer weit entfernt. Schließlich tauchte Coireg wieder auf und winkte sie zu sich. Die Barrikaden waren von etwa dreißig Soldaten besetzt, von denen vielleicht ein Drittel mit Bögen bewaffnet war. Neben ihnen standen einige Männer in dunklen Roben, die finster beobachteten, wie man Calabos, Dardan und Sounek über die Barrikade aus Kisten, Fässern, Möbeln und Holzbohlen half. In zwei von ihnen erkannte Calabos Tangaroths Magier. Er lächelte sie strahlend an. Besonders auffallend war ein strenger Mann mit einem grauen Vollbart in einer blau gemusterten, formellen Robe. Auf dem Kopf trug er eine eng anliegende Kappe. Er wurde von einigen Assistenten und weniger hohen Beamten flankiert. Calabos vermutete, dass es sich bei ihm um Roldur dor-Mar, den Majordomo von Sejeend handelte. Er verbeugte sich feierlich und bedeutete den anderen, es ihm gleichzutun.
»Herr Calabos.« Der Majordomo klang gelassen. »Die Umstände Eures Erscheinens sind wahrlich höchst einzigartig. Ich habe erst in den letzten Tagen erfahren, dass die Wächter, die ich stets für eine Stadtlegende gehalten habe, tatsächlich existieren. Dann fand ich heraus, dass an ihrer Spitze der berühmte Dramaturg Beitran Calabos steht. Anschließend erklärte Erzmagier Tangaroth sie zu einer Gefahr für den Thron und befahl vor seinem Aufbruch, sie in Gewahrsam zu nehmen.« Er lächelte kaum merklich. »Vor nunmehr kaum einer Stunde erhielt ich dann den Besuch einer Abordnung der hochverehrten Ushralanti, die mir ihren Rat und Beistand gegen diese fürchterliche Invasion anboten, falls ich Euch und Euren Wächtern sicheres Geleit und Amnestie garantieren könnte.
Das schien mir ein kleiner Preis für eine so wertvolle Unterstützung, also seid willkommen, Calabos, auf dem Höhepunkt dieser seltsamen Zeiten.«
»All unsere Leben sind nur Fäden im großen Gobelin der Zeit, Majordomo«, erwiderte Calabos. »Wir danken Euch für Eure Freundlichkeit.«
»Gobelin, hm? Ich neige stark zu der Vermutung, dass Ihr und Euresgleichen die Weber oder der Schuss dieses Gobelins seid … Aber die Zeit verrinnt, und die Gesandten der Ushralanti erwarten Euch. Herr Coireg wird Euch zu ihnen führen.«
Mit einem kurzen Nicken waren Calabos und seine Freunde entlassen. Der Majordomo drehte sich um und vertiefte sich in ein Gespräch mit seinen Beamten. Coireg winkte Calabos und den anderen, die ihm über den Pfad in eine kleine Taverne folgten. Der Schankraum lag in einem einstöckigen Gebäude, das auf niedrigen Pfählen ruhte, aus dessen Schlot im Spitzdach grauer Rauch leckte und hinter dessen winzigen Fenstern bunte Lampen brannten. An der
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