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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Hafenkaschemme. Sie hatte es aufgestoßen, und gelegentlich fegte ein Windstoß Regentropfen hinein, unter denen die Flamme in der verzierten Lampe auf ihrem Tisch zischte. Ayoni war schlecht gelaunt und angespannt von Furcht. Vor einer kurzen Weile hatte sie in ihrem Gemach im Obergeschoss ein ausführliches und beunruhigendes Gespräch in Gedankensprache mit Calabos geführt. Er hatte sie beruhigt, dass alle Wächter noch am Leben waren. Dann berichtete er ihr von dem Hexer Jumil und dem unseligen Hauptmann Ondene und warnte sie vor den Geisterwirten. Sie informierte ihn in einem kurzen Bericht über das groteske Ritual, welches sie und Chellour im zerstörten Kaiserlichen Palast mitangesehen hatten, von dem grauen Pesthauch, den es hervorgerufen hatte, und beschrieb ihre Flucht und ihr Eintreffen in Besh-Darok. Jetzt warteten sie auf ein Schiff, das frühestens am folgenden Tag eintreffen sollte.
    Ihr Dialog endete abrupt, als Calabos ihr mitteilte, dass Tashil in Gefahr schwebte. Sie wurde von einer Armee der Untoten angegriffen, und er musste ihr beistehen. Als das Band der Gedankensprache abgebrochen war, nahm sie sich vor, Chellour, Jarryc und Klayse zu überreden, nach Sejeend zurückzukehren und Calabos und den anderen zu helfen. Als sie in den Schankraum kam, war jedoch von den Männern nichts zu sehen. Der Wirt zuckte mit den Schultern, als sie ihn fragte, und murmelte etwas vom »Helling-Markt.« Aber in einem so widrigen Wetter herumzuirren, war nicht sehr verlockend, also setzte sie sich lieber ans Fenster und nippte an einem Becher Silberwasser, während sie gedankenverloren der Gischt nachsah, die der Wind über den langen Kai fegte, wenn die Brecher gegen die Mauern schlugen.
    Sie musste nicht lange warten, bis der Erste ihrer Gefährten zurückkam. Es war Chellour. Der Regen tropfte von seinem durchnässten Umhang und seiner Hose. Als er Ayoni sah, grinste er, legte den Umhang ab und hängte ihn über die hohe Lehne eines Stuhles neben ihrem Tisch. Dann wischte er sich das feuchte Haar aus den Augen und setzte sich ihr gegenüber.
    Ayoni berichtete von ihrem Gespräch mit Calabos und erklärte, dass sie es sich anders überlegt hätte und nach Sejeend zurückkehren wollte. Chellour lehnte sich bei ihren Worten nachdenklich zurück.
    »Ich muss zugeben, dass ich mich gefreut hätte, den Besitz von Markgraf Tergalis zu sehen, aber Ihr habt Recht. Wir sollten den anderen Wächtern helfen, so gut wir können.« Er warf einen skeptischen Blick aus dem Fenster. »Wenn wir nur rasch nach Sejeend kommen könnten. Zudem müssen wir auch noch Euren hochgeschätzten Gatten und den Baron überreden.«
    »Ich kann Jarryc gewiss dazu bringen, mir zuzuhören«, erwiderte sie. »Damit wäre diese Schlacht bereits halb gewonnen.«
    Zwei verhüllte Gestalten hasteten über den Kai zu der Hafentaverne. Sie gingen gebückt, um sich vor dem Regen zu schützen. Chellour warf Ayoni einen amüsierten Blick zu.
    »Wir werden gleich herausfinden, wie überzeugend Ihr seid.«
    Sie hob hoheitsvoll eine Braue. »Mein Herr, ich hege vollstes Vertrauen in meine Argumente!« Sekunden später flog die Tür der Herberge auf, und ein kalter Windstoß fegte zwei Männer hinein. Lachend schlössen Jarryc, Graf von Harcas, und Baron Klayse die Tür, hängten ihre Kastenlaterne an einen Haken, zogen die triefenden Umhänge aus und warfen sie auf den Tisch neben Ayoni.
    »Das nenne ich wahrhaftig einen Sturm!«, meinte der Graf.
    »Allerdings, Mylord«, sagte Ayoni mit schmeichelnder Stimme. »Und sich in die Gewalt der Elemente hinauszuwagen, ist wahrhaft sehr männlich.«
    Jarryc warf ihr einen halb argwöhnischen, halb amüsierten Blick zu, während sie sich bemühte, gleichzeitig unschuldig und geheimnisvoll zu lächeln.
    »Meine teure Gemahlin, selbstverständlich habt Ihr vollkommen Recht. Es ist ein wilder Sturm, vor allem, wenn man ihn auf den alten Bastionen auf dem Festland erlebt.«
    »Habt Ihr von diesem Aussichtspunkt aus etwas Interessantes gesehen?«
    Jarryc und der Baron sahen sich an und grinsten.
    »Nun, es flogen eine Menge Zweige durch die Luft«, erwiderte er.
    »Vergesst die Kleider nicht«, hakte der Baron ein. »Ich sah unter anderem eine Mönchskutte im Wind flattern, freilich ohne Mönch …«
    »Und diese fliegenden Fische …«
    «… und der Korb mit Gemüse …«
    »… und die Maus!« Jarryc runzelte die Stirn. »Oder war es eine Katze? Aus der Entfernung war das schwer zu sagen … wie bei dem Drachen, der

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