03 - Schatten Krieger
grünlichen Aura umgeben, die den Ausdruck hilfloser Wut auf seinem Gesicht noch verstärkte. Jumil dagegen schien gelassen. Sein Blick war ruhig, beinahe amüsiert, obwohl Vorik eine dünne Schweißschicht auf seinem kahlen Schädel bemerkte. Er trat noch einen Schritt vor und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
»Verzeiht mir, Ihr Herren, wenn ich Euch störe …«
Der Ondene-Schattenkönig warf ihm einen giftigen Blick zu. »Ich habe Fragen, auf die ich Antworten verlange. Vielleicht seid Ihr ja hilfreicher als Euer Meister.«
Vorik lächelte kalt. »Es ist eher unwahrscheinlich, dass der Student mehr weiß als sein Lehrer.« »Mich interessiert mehr, wie bereitwillig Ihr seid.«
Vorik sah Jumil an, der den Wortwechsel mit einem rätselhaften Lächeln verfolgte. Er schien weder besorgt, noch lag eine Warnung in seinem Blick, also beschloss Vorik, die Grenzen seines Wissens herauszufinden. »Einverstanden.« Er verschränkte die Arme. »Stellt Eure Fragen.«
»Wem seid Ihr und Euer Meister Rechenschaft schuldig?«, fragte Ondene-Schattenkönig. »Wessen Pläne erfüllt Ihr?«
»Die des Großen Schatten.«
»Und? Ist er der Herr des Zwielichts?«
»Ja«, erwiderte Vorik. »Jedenfalls glaube ich das.«
Der Ondene-Schattenkönig trat näher zu ihm. Seine Miene war finster und undurchdringlich. »Ich fühle die Essenz des Herrn des Zwielichts in meinem Verstand, in meinem Blut und meinen Knochen. Euer Meister hat bereits angedeutet, dass dieser Große Schatten und ich nur Fragmente eines größeren Ganzen sind. Glaubt Ihr das auch?«
Die Intensität seines Blickes legte sich wie eine Klammer um Voriks Gedanken.
»Das könnte sein«, antwortete er. »Aber ich weiß es nicht genau. Vielleicht… kommen die Graue Eminenz und der Große Schatten ja nicht von demselben Ort…«
Er suchte stammelnd nach weiteren Erklärungen, aber bei seinen letzten Worten weiteten sich Jumils Augen. »Aus dem Nachtreich?«, fuhr der Ondene-Schattenkönig fort. »Ist das ein anderer Name für das Reich der Dämmerung? Nun, das habe ich gesehen. Ich habe in diese Domäne geblickt, oder vielmehr das, was davon übrig geblieben ist. Von einer großen Macht habe ich dort keine Spur gesehen.« Er schnaubte verächtlich. »Also, was ist er, dieser Große Schatten? Ein Gott ohne Wohnstatt?«
»Die Domäne der heiligen, unsterblichen Nacht«, hub Jumil plötzlich an, »ist ebenso real wie diese Existenz, die Zwischenwelt. Erwartet dort in seiner ganzen funkelnden Majestät, wartet darauf, dass die Schattenkeime Wurzeln schlagen und damit die unerbittliche Eroberung dieser Länder beginnt.« Das Lächeln des Hexers strahlte die glühende Begeisterung unerschütterlicher Überzeugung aus. »Für Euch beide sind hohe Positionen in dem Pantheon vorgesehen, das diese Welt regieren wird.«
»Schöne Worte und große Versprechungen«, gab der Ondene-Schattenkönig zurück. »Luftblasen für Kinder! Ich werde nicht dienen, und ich werde mich nicht unterordnen!«
Mit diesen Worten schritt er zur Tür und klopfte beiläufig mit den Knöcheln gegen das Holz. Es knackte scharf, und die Tür flog in einer Wolke aus Splittern auseinander. Fast ohne innezuhalten trat er hindurch und verschwand. Hinter ihm fielen einige größere Holzsplitter aus dem Rahmen zu Boden.
»Was wird er tun?«, fragte Vorik.
»Sich mit uns vereinen«, antwortete Jumil. »Letzten Endes.« Er nahm einen geschnitzten Stock in die Hand und trat neben Vorik. »Jetzt ist die Zeit beinahe gekommen.«
Vorik straffte sich erwartungsvoll. »Meine Herde Nacht-Geschöpfe wird sich sehr bald am verabredeten Ort versammeln, Erlauchter.«
»Gut, gut… Machen wir uns auf den Weg.«
Er füllte rasch einen Sack mit einigen Gegenständen, kleinen Figürchen aus Gold und Silber, Kräuterbündeln, einer Schachtel mit Kienspan und einem Päckchen mit Pergamentstreifen. Danach schritt Jumil ruhig voran. Im Flur sprach Vorik kurz mit einem der Zimmerleute des Palastes, der bereits herbeigeeilt war, um den Schaden zu betrachten, und bat ihn, die Tür so schnell wie möglich zu ersetzen. Als Grund für den Schaden führte er die unberechenbaren Launen der Magier an. Dann beeilte er sich, um Jumil einzuholen, der zügig weitergegangen war.
Von einem der oberen Stockwerke des Frieds erstreckte sich eine Brücke zur Spitze des nahe gelegenen Felsens. Früher einmal hatte eine filigrane, von Magie gestützte Steinbrücke diesen Abgrund überspannt, aber Unruhen und sporadische
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