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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Aufstände unter der Herrschaft Taurics TV. hatten zu ihrem Einsturz geführt. Sie war von einer soliden Holzbrücke ersetzt worden, die in den ersten Jahren von Magramons Regentschaft errichtet worden war. Die Sonne ging auf und riss die Wolkendecke auseinander. Lichtstrahlen drangen durch die Lücken und fielen auf die Stadt und das Wasser in der Bucht.
    Am anderen Ende der Brücke wurden sie von Wachsoldaten empfangen, die eine schlichte, zweispännige Kutsche bereithielten. Offenbar hatte Jumil dafür gesorgt. Als sie schließlich durch die wohlhabenden Bezirke auf der Klippe fuhren, konzentrierte sich Vorik ausschließlich auf das bevorstehende Ritual. Er war Zeuge der Lügen gewesen, mit denen Jumil die Anführer der anderen Herden eingelullt hatte, und ihm stand das schmerzhafte Schicksal vor Augen, das sie alle in den letzten Tagen ereilt hatte. Zuerst Lymbor in Besh-Darok, dann Rugilo in Adnagaur, Skotan in Oumetra und Amaj in Alvergost. Jeder hatte sich ahnungslos als Gefäß für die Lebensessenz seiner Herden missbrauchen lassen, wodurch sie sich in lebende Portale zwischen dieser Welt und dem Nachtreich des Großen Schatten verwandelt hatten.
    Vorik selbst hatte Jumil ebenfalls beschwichtigt. Er wäre der wertvollste seiner Schüler, für ihn würde das Ritual ganz anders verlaufen, und am Ende würde die Macht des Brunn-Quell in seinen Geist eingebrannt sein. Er glaubte Jumil kein einziges Wort. Deshalb hatte er versucht, so viel wie möglich von dieser Zeremonie in Erfahrung zu bringen, aus den beiläufigen Bemerkungen, die Jumil ab und zu machte, und aus Abschriften der Zaubersprüche, die er heimlich in den Büchern des Hexers gesucht hatte. Wie sich herausstellte, war das, was Jumil über das Einbrennen der Macht des Brunn-Quell in seinen Geist gesagt hatte, durchaus möglich, vorausgesetzt allerdings, es gab einen intensiven Fluss dieser Macht, wozu es ebenfalls während des Schattenkeim-Rituals kommen würde. Voriks Problem war, dem Strom des Brunn-Quell nahe zu kommen, ohne zu seinem Opfergefäß zu werden. Er hatte eine sehr einfache Lösung dafür gefunden. So hatte er einem Mitglied seiner Herde heimlich das echte Brunn-Quell-Amulett gegeben, während er selbst nun ein sehr gut gemachtes Duplikat trug.
    Als die Kutsche über die Kala-Brücke rumpelte, setzte er sich bequemer zurecht und berührte dabei mit den Armen das gefälschte Amulett in einer Tasche unter seinem Mantel. Er blickte auf das bewaldete Tal und lächelte.
    »Hüte dich vor zu großem Selbstvertrauen, Vorik«, ermahnte ihn Jumil. »Bis das Ritual vollendet ist, haben wir nur Pläne und Stückwerk. Versagen bedeutet immer vollkommenes Scheitern.«
    »Sowohl wahr als auch weise, Erlauchter.« Vorik bemühte sich, demütig zu klingen.
    Kurz darauf fuhr die Kutsche durch die Tore eines großen Stadthauses, das dicht an der Grenzmauer des Kaiserpalastes lag. Sein Besitzer Lusad, ein korpulenter Mann mit feisten Hängebacken, trat aus dem Haupteingang, um sie zu empfangen. Ihm folgten die anderen von Voriks Nacht-Geschöpfen. Sie begrüßten Vorik ernst und feierlich und verhielten sich Jumil gegenüber beinahe unterwürfig. Als Vorik Lusad die Hand schüttelte, wechselten sie einen verschwörerischen Blick, denn der fette Hausbesitzer war derjenige, der das echte Amulett unter seinem Hemd trug.
    Vorik musterte seine Herde und war erfreut, dass sie alle ordentlich als Novizen des Erden-Mutter-Tempels gekleidet waren. Es handelte sich um sieben Männer und drei Frauen, die alle in braune Kutten gehüllt waren und Kapuzen trugen.
    »Brüder und Schwestern«, sagte er. »Auf zu unserer großen Aufgabe!«
    Mit diesen Worten führten Jumil und er sie von dem Haus fort und durch die Tore. Es war nur ein kurzer Weg an den Gärten vorbei, in denen Statuen von Helden zwischen blühenden Sträuchern oder neben friedlichen Teichen standen, die im Schatten von uralten Bäumen lagen. Insekten summten, und Federschwänze huschten zwischen den Zweigen hin und her. Als sie an die kleine Ausfallpforte in der Südmauer des Palastes kamen, hatten sich alle die Kapuzen übergezogen. Zwei Wachen standen gähnend davor, während sie ein Dritter von einem kleinen Türmchen mit einem Spitzdach aus beobachtete. Während sich die verhüllte Prozession der Pforte näherte, blieb Jumil plötzlich stehen und blickte finster zur Stadt zurück.
    »Stimmt etwas nicht, Erlauchter?«, fragte Vorik.
    Jumil schüttelte den Kopf. Zunächst nachdenklich, dann

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