03 - Schatten Krieger
abgewendet ist, dann seid versichert, dass ich alles daran setze, sie zu nutzen. In dem Fall werdet Ihr eine Geschichte zu hören bekommen, die ihresgleichen sucht.«
Er streckte die Arme hoch, und die Dämonenbrut hob ihn in die Luft. Tashil rief ihm ein Lebewohl hinterher, während ihr die Tränen in den Augen brannten. Sie und die anderen Magier blieben auf den Zinnen stehen, während die kleine Gruppe nach Süden flog und hinter den grauen Klippen aus ihrem Blickfeld verschwand. Die Trauer über diesen Abschied erinnerte sie an ihren Bruder Atemor, an ihren Vater und ihre Familie. Sie lehnte sich an den kalten Stein und flüsterte ein Gebet für sie. Sie richtete es an die Erden-Mutter, aber sie hatte das Gefühl, dass ihre Worte ungehört in einem gähnenden Abgrund verhallten.
Wann sonst sollen wir von den Göttern etwas erflehen?, dachte sie und gesellte sich zu der Gruppe, die sich um den Majordomo scharte, um sich an den Diskussionen über die Vorbereitung auf die Invasion zu beteiligen. Ein Soldat schrie vor Qual laut auf, als Helfer ihn von den Barrikaden wegzogen, zurück zum Lager. Ayoni saß auf einem halb zerschmetterten Fass und fragte sich, ob von den Verwundeten, die ins Zelt der Heiler gebracht worden waren, jemand überlebte. Der Oberste Heiler war im blutigen Chaos vom Vortag gestorben, welches das Festland überschwemmt hatte.
Chellour beendete seine mühsame Heilung der Fleischwunden der Soldaten, taumelte zu ihr und sank neben ihr ins Gras. Er ließ vollkommen erschöpft den Kopf hängen.
»Die Offiziere bezweifeln, dass wir sie das nächste Mal aufhalten können«, meinte er. »Vor allem dann nicht, wenn wir nicht die Truppen zurückbekommen, die wir ins Tal geschickt haben.«
»Es war eine verzweifelte Lage, Chellour«, antwortete Ayoni. »Jarrycs Hauptleute brauchten diese Verstärkung dringend. Und selbst mit ihnen hätte es auch leicht anders ausgehen können. Wir haben einfach Glück gehabt, dass die Mogaun ihre Angriffe offenbar nicht gut koordinieren.«
Chellour hob den Kopf. Die dunklen Ränder unter seinen Augen deuteten auf viel zu wenig Schlaf hin. »Ich frage mich, wie viele Häuptlinge sie verloren haben, nachdem Ihr Huzur Marag erledigt habt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist zu früh, um das sagen zu können. Aber ich hoffe das Beste. Wenigstens werden wir immer stärker, je mehr Überlebende eintreffen …«
»Aber von Ilgarion ist bisher noch nichts zu sehen«, meinte Chellour und lächelte schwach. »Die Hoffnung stirbt zuletzt«, murmelte sie. »Habt Ihr irgendwelche Nachrichten in Gedankensprache aufgeschnappt, seit wir herübergekommen sind?«
»Vor dem letzten Angriff glaubte ich, Fetzen einer Nachricht von Calabos empfangen zu haben, und nicht lange danach eine Antwort von Tashil. Aber ich war zu müde, um mich darauf zu konzentrieren. Das bin ich immer noch.«
»Irgendetwas geht da vor«, sagte Ayoni. »Ich frage mich, ob sich die Fäulnis überall so rasch ausbreitet…« Chellour lachte freudlos, aber bevor er etwas sagen konnte, hastete ein Läufer der Infanterie heran, salutierte und reichte Ayoni ein Nachrichtenbrett.
»Vom General, Mylady.«
Ayoni widerstand der Versuchung, Jarrycs neuesten Titel mit einem Lächeln zu kommentieren, und drehte den Deckel an seinem Scharnier herum. Die Nachricht enthielt nur wenige Worte.
Komm rasch, Neuankömmlinge.
Darunter befand sich das Siegel ihres Ehemannes. Mit dem Daumen drückte sie den Lehm flach, bevor sie das Tablett schloss und es dem Läufer zurückgab. Der schob es in eine Gürteltasche neben einige andere, verbeugte sich und verschwand hastig.
»Ich werde im Zelt des Generals benötigt«, sagte sie und stand auf.
»Sagt Jarryc, dass wir diese Truppen dringend brauchen«, meinte Chellour.
Sie nickte und machte sich auf den Weg an der Schlucht entlang. Dieser führte zu einem kleinen, bewaldeten Plateau, das im Norden von steilen Klippen eingegrenzt wurde, nach Süden in einem langen, mit Büschen bestandenen Abhang abfiel und sich in ein sumpfiges Tal erstreckte, das sich nur sehr schwer verteidigen ließ. Daneben lag das Ufer des Kanals, das zum größten Teil am Fuß einer steilen, zerklüfteten Felswand entlangführte und in zwei kleine Buchten mündete. Dieses ganze Gebiet musste mit den aufgeriebenen Resten von zwei Kompanien verteidigt werden. Diese hatte Ilgarion vor zwei Tagen zur Verteidigung der Belagerungsmaschinen zurückgelassen, bevor er den Rest seines Heeres auf die Insel
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