03 - Schatten Krieger
Süd über den Himmel jagten. Sie konzentrierte sich auf winzige Segel, die aus den Nebelwänden auftauchten, als könnte sie deren Erscheinen allein durch ihren Willen beschwören. Aber sie sah keine, so sehr sie sich auch bemühte, selbst als sie eine neue Nachricht in Gedankensprache ausschickte.
Dardan knurrte, gleichzeitig ärgerlich und besorgt.
»Wir können genauso gut hoffen, dass Ilgarion mit einem Generalpardon und Herzogtümern für uns alle im Säckel hier auftaucht«, meinte er.
»Allerdings. Auf der Waagschale der Wahrscheinlichkeit«, meldete sich eine gebildete Stimme zu Wort, »wäre diese Möglichkeit tatsächlich sehr leichtgewichtig.«
Tashil warf Dardan und Sounek einen resignierten Blick zu, während sie sich zu Roldur herumdrehten, dem Majordomo von Sejeend. Der Mann war in ein makelloses, blassblaues und gelbes Gewand mit Zobelbesatz gekleidet, unter dem er ein feines Wams mit dem Rosen-und-Schlüssel-Emblem seines Ranges trug. Sein graues Haar war sorgfältig frisiert, und er war glatt rasiert. Aber seine distinguierte Erscheinung konnte nicht über seinen eisernen Charakter hinwegtäuschen, der sich in seinem Blick zeigte.
»Eine Erklärung wäre wünschenswert«, sagte er und deutete auf das formlose, gefräßige Grau, das den ganzen Norden überzog. »Und zwar dafür.«
Sounek spreizte die Hände. »Erlauchter Herr, diese ernste Tragödie konnte niemand vorhersehen. Wir haben es mit einem Feind zu tun, dessen Verachtung für alles Leben nahezu bodenlos ist.«
»Er meint, dass es uns vernichten wird, wenn wir ihm nicht zuvorkommen.« In Dardans Stimme lag nicht die geringste Ehrerbietung. Tashil knirschte mit den Zähnen und widerstand dem Impuls, ihm einen wütenden Blick zuzuwerfen.
Roldur musterte ihn mit einem strengen Blick.
»Aber Ihr, mein Herr, und die Lady hier sind in den Palast gekommen und haben ein beeindruckendes Ritual an den Rändern dieser Widerwärtigkeit durchgeführt. War an dieser Vorstellung in Wahrheit auch nur das Geringste wirkungsvoll?«
Dardan sah ihn an. »In Wahrheit, Herr, nur sehr wenig, obwohl wir dabei feststellen konnten, dass unsere Feinde sehr mächtig sind.«
»Eine Schlussfolgerung, die Ihr nicht mit mir teilen mochtet, nein?«
»Wir hielten das nicht für weise.«
»Weise?«
Tashil hielt es für angeraten, sich einzumischen.
»Ehrwürdiger Roldur«, sagte sie, »obwohl wir sehr wenig von den wahren Fähigkeiten des Feindes wussten, hatten wir keinen Grund anzunehmen, dass sie dieser alles verzehrenden Fäulnis erlauben könnten …« »Das genügt, Lady Tashil«, unterbrach sie der Majordomo und hob die Hand. »Ihr habt mir nichts Bedeutungsvolles mitzuteilen, so viel ist klar. Ich war bereit, Eurer Hilfe zu vertrauen und mich auf Calabos' Rat, seine Weisheit und Hilfe zu stützen. Es scheint, dass mein Vertrauen fehl am Platze gewesen ist, wofür ich mir allein die Schuld geben muss.« Sein Blick wurde kalt. »Aber für die Unfähigkeit und den schlechten Ratschlag mache ich die Wächter verantwortlich! Allmählich glaube ich, dass Tangaroth mit seiner Äußerung Recht gehabt haben könnte, dass man Euch schon vor langer Zeit die Zügel hätte anlegen sollen …!«
Während Roldur anfing, ihre Verfehlungen aufzulisten, erregte Inryk, der an der zur See hin gerichteten Mauer lehnte, unbemerkt Tashils Aufmerksamkeit. Sie fing seinen Blick auf. Er schaute aufs Meer hinaus und in den Himmel. Tashil starrte ihn gereizt an.
Was?
Sieh einfach hin, ja?
Unter dem missbilligenden Blick des Majordomo drehte sie sich um und spähte in den Himmel. Sie erkannte einen dunklen Punkt. Sie konzentrierte ihre Magiersicht, um die Entfernung zu verringern … Der Punkt wuchs zunächst, teilte sich dann und wurde zu einer Gruppe von Gestalten, von denen drei mit Flügeln eine Vierte trugen, die offenbar keine Schwingen besaß. Sie kamen näher und flogen zur Mündung des Vaale. Der Majordomo ließ von seiner Strafpredigt ab und schaute mit den anderen nach oben. Als Tashil in dem Passagier Calabos erkannte, wurde auch ersichtlich, wer seine Träger waren. Dämonenbrut.
Die drei reptilienartigen Kreaturen schlugen mit ihren mächtigen Schwingen, setzten Calabos behutsam auf einer Ecke des Turmdaches ab und landeten dann auf dem nördlichen Teil des Seeportals, das zum Teil noch offen stand. Wie die anderen war auch Tashil von dem Anblick dieser legendären Bestien gleichzeitig eingeschüchtert und fasziniert.
Jetzt standen sie auf dem Steg, der über
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