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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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von Wissen wieder an seinen Platz. Obwohl sich das Dämmerlicht in seinem von Pfeilern gestützten Verlies nicht änderte, bemerkte er die Veränderungen draußen, wie zum Beispiel das silberne Strahlen aus den schmalen, hohen Fenstern plötzlich undurchsichtig wurde und eine feuchte Kälte in die Gewölbekammern drang. Draußen herrschten Tag und Nacht, dessen war er sich sicher.
    In einer dieser eisigen Nächte ereilte eine willkommene, zerstörerische Katastrophe das Gefängnis. In einem der Säulengänge gellten laute Schreie, und er sah Gestalten, die im silbernen Licht der Lampen hin und her huschten. Kurz darauf rannten Wachen mit Knüppeln vorbei, um einen Aufstand niederzuschlagen. Die beiden Wächter, die seinen abgesperrten Bezirk bewachten, schlössen sich ihnen an. Dann übertönte ein schwerer Schlag von oben das Brüllen aus den schattigen Höhen des Verlieses. Steinbrocken fielen klickend zu Boden, und eine Staubfontäne zischte hinterher. Ein zweiter Aufprall ertönte, danach ein Krachen und das Donnern von zerborstenen Mauern, deren Trümmer auf den Steinboden prallten. Inmitten von panischem und gequältem Geschrei und der gewaltigen Staubwolke kauerte er sich hin und kehrte diesem unglaublichen Aufruhr den Rücken zu, als jemand ihn an den Schultern packte und wieder herumdrehte.
    »Calabos, Ihr seid jetzt in Sicherheit.«
    Calabos.
    Das war der Name gewesen, sein Name, der Schlüssel zum Schloss, der Riss im Damm, die Kerze im Abgrund, der Funke für den Kienspan.
    »Qothan.« Mehr konnte er nicht sagen, weil die Emotionen ihm die Kehle zuschnürten, als der große Kundschafter und die beiden anderen der Dämonenbrut ihre Hände zu ihm hinabstreckten. Seine Befreier hoben ihn mit wuchtigen Flügelschlägen empor und aus dem zerklüfteten Loch in der Decke hinaus in eine neblige Nacht.
    Einen Moment lang huschte eine leere, gepflasterte Straße, die von Steinmauern umschlossen wurde, unter ihm vorbei und blieb zurück. Sie stiegen weiter auf und flogen rasch durch den wabernden Dunst. Manchmal riss die Nebelbank auf und gab den Blick auf die Dächer zahlloser, eng zusammengepferchter Gebäude frei. Die verlassenen Straßen ähnelten schattigen Schluchten, deren Dunkelheit nur vom silbrigen Glühen einer einsamen Lampe unterbrochen wurde. Ihr Schimmern zeigte immerzu dieselbe Stadtlandschaft. Calabos fröstelte, als er sich an die Worte der Schlummernden Gottheit erinnerte. …
eine einzige ungeheure Landschaft

in dem Territorium des Nachtreichs

Bezirke führen mit ungehemmter Wildheit Krieg gegen ihre Nachbarn …
Einige Momente später tauchte ein großer, breiter Turm aus dem aschfarbenen Nebel auf. Calabos' Träger schwenkten nach rechts ab, sanken und wurden langsamer, als ein breiter Spalt an der Seite des Turms in Sicht kam. Dahinter brannten Lampen, und es warteten sitzende und stehende Gestalten. Qothan und seine Brüder landeten sanft in dem Spalt und setzten Calabos behutsam auf dem gefliesten Fußboden ab. Calabos gelang es, einige Schritte zu taumeln, bevor die Beine unter seinem Leib nachgaben und er zu Boden sank. Ihm schwindelte, und seine verletzte Hand schmerzte.
    »Immer mit der Ruhe«, meinte eine weibliche Stimme, während einer der Dämonenbrut ihn wieder aufrichtete. »Du musst erst Kraft schöpfen und deine Hand versorgen lassen, dann kannst du spazieren gehen!« Keuchend und etwas verlegen schaute Calabos hoch. Qothan hockte neben ihm.
    »Wir hatten das Glück, Kerna und ihre Leute, die
Horngeister,
zu treffen, nachdem wir Euch verloren haben. Ohne ihre Hilfe hätte es erheblich länger gedauert, Euch ausfindig zu machen.«
    »Dann wärst du vermutlich Urkus' zärtlichen Aufmerksamkeiten erlegen«, meinte die andere Stimme. »Aber so war es höchst erfreulich, mit Wesen zusammenzuarbeiten, die zwar wie Nachthüter aussehen, aber keine sind.« »Ich stehe tief in Eurer Schuld«, begann Calabos, schaute seine Wohltäterin an und hielt überrascht inne. Ihr Haar war heller und länger, sie hatte eine frische Narbe am Kinn und einen Kratzer auf ihrer Wange, aber es war Keren. Jede Linie in ihrem Gesicht, ihr ruhiger, abschätzender Blick, ihre Ausstrahlung, all das tauchte aus den ältesten, tiefsten Erinnerungen auf, aus jenen, die ihm von Byrnak hinterlassen worden waren. »Keren?«, murmelte er.
    Sie runzelte die Stirn und lächelte. Eine Geste, bei der sein Herz höher schlug. »Kerna«, verbesserte sie ihn. »Ich bin die Anführerin dieser kleinen Schar

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