03 - Schatten Krieger
Stimme gellte in seinen Ohren, er hörte sein panisches Keuchen, ein Zischen und Röhren… Erst nach einem scheinbar endlosen Moment wurden diese Geräusche leiser und rhythmischer.
Er fand sich über einer verschneiten Landschaft wieder, deren unberührte weiße Decke nur durch Bäume, Bauernhöfe und Zäune unterbrochen wurde, und er hörte nur noch das rhythmische Schlagen der Schwingen der Dämonenbrut. Vor ihm ragte die gewaltige Masse von Keshada in den Himmel auf, und unter sich sah er eine frische, breite Spur, die eine große Anzahl von Reitern hinterlassen haben musste. Sie hatten den Schnee in Matsch verwandelt, und die Spur führte direkt in die breiten, offenen Portale der Festung.
»Sollen wir hineinfliegen?«, fragte Besarl.
Coireg deutete fröstelnd nach oben. »Auf die Wälle … das ist schneller.«
Sie landeten auf einer verlassenen Brüstung, auf der graue Banner in der eisigen Brise wehten. Coireg wärmte sich auf, indem er die Hände gegen Arme und Beine schlug, und dachte an die Reise, die vor ihm lag. Durch ganz Keshada bis zu den Gewölben, von denen aus das Reich des Herrn des Zwielichts sich angeschickt hatte, die Welt zu erobern. Von dort würde er durch das Reich der Dämmerung zu den Bornbergen fliegen, wo er bald feststellen würde, ob der Befehl der Schlummernden Gottheit sie alle zu den Todeszuckungen der Alten führen würde und sie in den Schwarzen Traum von einer zerstörten Welt brachte…
Ikarno Mazaret würde da sein und um sein Leben kämpfen, zusammen mit Bardow, Yasgur, Suviel und Gilly, mit Tauric und den Hexenmähren. Aber er würde keinen von ihnen sehen können und auch von ihnen nicht gesehen werden.
»Ich hatte einmal einen Bruder«, erzählte er Besarl, als die Dämonenbrut ihm einen zerfetzten, weggeworfenen Umhang reichte. »Ich wünschte, er hätte erfahren, dass ich meine innere Dunkelheit besiegt und mich erfolgreich gegen die äußere gewehrt habe. Aber das wird er nie wissen.«
»Alles, was sich aus der Leere erhebt, kehrt auch dorthin zurück«, antwortete Besarl. »Wenn Ihr Eure Aufgabe erfüllt habt, wird er es wissen.«
Coireg dachte über die Worte der Dämonenbrut nach. Es war ein langer, erhellender Moment, und er verneigte sich tief. »Ich danke Euch, Besarl. Eure Worte haben mich verändert.«
»So sollte es sein, Freund Coireg«, antwortete die Dämonenbrut. »Wollen wir beginnen?«
»Beginnen wir.«
Besarl schritt voran in den Schlund von Keshada.
Das ist also das Ende, das der Anfang sein wird, dachte Coireg. Aber wird dieser Anfang uns auch zu einem lohnenden Ende führen?
21
Ich kam von den Bergen,
Mit einem Lied auf den Lippen.
Doch mit Fackel und Schwert
Stieg ich in den Abgrund hinab.
GUNDAL: DER UNTERGANG VON GLEORAS
Hand über Hand zog sich Byrnak die steile Felswand zu den befestigten Traumhöfen des Großen Schatten hinauf und bohrte dabei mit seinen Fingern Löcher in den Fels. Unter ihm tobte die Belagerung. Die erbittertsten Kämpfe fanden um die beiden ungeheuren Löcher statt, welche der Malmer in die äußere Mauer geschlagen hatte, bevor die Verteidiger ihn mit einer gut gezielten Ladung Mauerwerk zerstören konnten. Außerdem wurde ein niedrigerer Wall, von dem Netze und Sturmleitern hingen, bereits hart umkämpft.
Der brutale Anblick befriedigte Byrnak. Die Zerstörung des Orlag-Trutzturms hatte ihm den Ruf eingebracht, rücksichtslos und zielstrebig vorzugehen, was ihm bei seinen Verhandlungen mit den anderen Milizanführern sehr zugute gekommen war. Fast ebenso wichtig waren die Magier, die von seiner offenkundigen Beherrschung des Brunn-Quell angezogen worden waren, und deren Loyalität er mit dem Versprechen, sie ebenfalls in dieser Kunst zu unterweisen, gewonnen hatte.
Je höher er kletterte, desto schwieriger wurde es, in dem Menschengewühl am Fuß der Zitadelle Freund und Feind zu unterscheiden. Die schimmernde Aura verwischte die Einzelheiten und verschmolz die Kämpfer zu einer wogenden, dunklen Masse. Byrnak betrachtete das Schauspiel einen Moment lang, lachte und setzte seinen Aufstieg fort.
Auf halbem Weg änderte er die Richtung, überquerte die Felswand horizontal in Richtung Zitadelle und sprang auf einen breiten, mit Stuckverzierungen überladenen Balkon. Er betrat die Zitadelle, erklomm ihre Stockwerke und tötete alle, denen er unterwegs begegnete. Trauben von stutzerhaft gekleideten, maskierten Höflingen kreischten und flohen vor dem gezackten, schwarzen Schwert, mit der er alles
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