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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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allen vier Seiten standen Sitzreihen, und auf ihnen befanden sich zahlreiche Zuschauer. Allerdings waren sie ebenso unstet und geisterhaft wie die Gebäude der Traumhöfe des Großen Schatten. Und genauso schweigsam. Byrnak kümmerten die Zuschauer nicht. Er wusste, dass sein Auftauchen hier ein Duell ankündigte, entweder mit dem Großen Schatten selbst oder seinem Champion. Würde es der General der Dämmerung sein oder ein anderer, monströser Diener?
    »Ich bin bereit!«, blaffte er die nebulösen Zuschauer an. »Tritt vor und verteidige dich!«
    Einen Moment lang passierte gar nichts. Nur die Zuschauer drängten sich auf ihren Sitzen, lachten und plauderten miteinander, wechselten die Plätze und deuteten auf die Arena hinab, alles, ohne einen einzigen Laut von sich zu geben. Dann tauchte jedoch eine Gestalt auf der anderen Seite des im Schatten liegenden Kreuzganges auf. Der Mann trug die Rüstung eines Schwarzen Ritters und hatte ein Langschwert auf den Rücken geschnallt. Byrnak wusste sofort, dass dies nicht der General der Dämmerung war. Dessen Aura kannte er. Nein, es war jemand anders, der ihm allerdings ebenfalls vage bekannt vorkam.
    »Wer bist du?«, fragte er höhnisch. »Welchen schwächlichen Gegner hat der Große Niemand an seiner Stelle vorgeschickt?«
    Der Ritter antwortete nicht, sondern griff nach dem Schwert über seiner Schulter und zückte eine lange, gerade Klinge, die silbrig grün schimmerte. Als Byrnak sie sah, erzitterte er.
    »Ich bin hier, um Göttern und Möchtegern-Göttern den Garaus zu machen«, erwiderte der Schwarze Ritter. »Nicht, um vor ihnen zu kriechen.«
    Die bebende Furcht in Byrnaks Innerem verwandelte sich bei diesen Worten in heiße Wut auf seinen Feind. »Du wirst nicht mehr kriechen können, wenn ich mit dir fertig bin!«, knurrte er, zog sein Schwert und griff an. Calabos hatte ebenfalls das Labyrinth der Traumhöfe überwunden. Er war mehr als einmal stehen geblieben und hatte sich umgedreht, weil er spürte, dass jemand ihn verfolgte. Er sah jedoch niemanden und ging weiter. Er eilte an den sich verändernden Gebäuden vorbei und über die Straßen, die ihn zu locken schienen. Er überquerte eine Steinbrücke, deren Balustrade sich dreimal verwandelte, während er darüber schritt, als er eilige Schritte hinter sich hörte. Er wirbelte herum und griff nach seinem Schwert.
    Es war der alte Culri, der schwankend vor ihm stehen blieb, seine Hände auf seine Knie stützte und nach Atem rang.
    »Verdammt sollen … diese … verrückt gewordenen Straßen sein!«
    »Du
solltest verflucht sein, weil du so ein eigensinniger alter Mann bist«, erwiderte Calabos. »Wir sind hier im Herzen der Gefahr! Geh sofort zurück!«
    Culri kam wieder zu Atem und wischte sich mit einem schmutzigen Ärmel den Schweiß von der Stirn. »Ich habe einen verdammt langen Weg hinter mich gebracht, und jetzt will ich ihn bis zum Ende gehen.« Calabos schüttelte den Kopf. »Du bist ein Narr, Alter.« Er drehte sich herum und ging weiter. »Gewiss, ich war ein Narr und noch Schlimmeres, Calabos.« Culri lachte leise. »Aber benimmst du dich bei diesem Abenteuer etwa weniger verrückt als ich, sag?«
    »Vielleicht, denn ich weiß mehr über seine Gefahren als du!«
    Sie setzten ihr Wortgefecht noch eine Weile fort und streuten dabei ihre Beobachtungen und Spekulationen über diese unstete Stadt ein, durch die sie gingen. Schon bald beschritten sie eine schmale Straße, die in einem Bogengang mündete. Dessen düsterer Torweg senkte sich und endete in einem finsteren Kreuzgang um eine Arena aus Lehm.
    Aus dem Schatten sah Calabos, wie die mit einem Kettenpanzer bekleidete Gestalt von Corlek Ondene aus einem anderen Durchgang auftauchte. Sein Gesicht glühte beinahe von der Macht des Geistes, der ihn kontrollierte. Als er den gespenstischen Zuschauern seine Herausforderung entgegenbrüllte, sah Culri Calabos an, dann den Ondene-Schattenkönig, und dann wieder Calabos.
    »Hier?«, fragte er leise. »Ist das hier der Ort, wo alles endet?«
    »Bleib in Deckung«, erwiderte Calabos und trat aus dem Schatten.
    »Nein, warte …!«
    Der Schattenkönig, der sich Byrnak nannte, sah Calabos kommen und schnaubte verächtlich. »Wer bist du? Welchen schwächlichen Gegner hat der Große Niemand an seiner Stelle vorgeschickt?« Calabos spürte die Macht, die von Byrnak ausging. Er war offensichtlich viel stärker als zuvor. Er fühlte auch die Hitze des Brunn-Quell, die an den Rändern seiner Sinne glühte und

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