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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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verstümmelte oder erschlug, was sich ihm in den Weg stellte.
    Das ist der wahre Genuss der Herrschaft, dachte Byrnak. Sobald ich den unwürdigen Herrn des Nachtreichs besiegt habe, werde ich eine neue Ordnung in jeden Winkel und jedes Leben bringen. Ich werde jede Hand und jeden Rücken brauchen, wenn ich die Eroberung all der anderen Welten beginne, die jenseits von dieser liegen. Während er seine blutige Spur in den Hallen hinterließ, richtete er einen Teil seiner Wahrnehmung nach innen. Er war neugierig, ob der ursprüngliche Geist seines Wirtskörpers wahrnahm, was sich ereignete. Byrnaks inneres Auge flog zu einem engen Ort, wo der undurchsichtige Kern des Menschen Ondene residierte. Bilder und Erinnerungen wanden sich fest um einen dumpfen Funken, zweifellos die letzte Glut seiner Hoffnung. Schließlich erreichte Byrnak eine kühle Kammer und eine geschwungene Mauer, die auf das Dach der Zitadelle führte. Er trat in die eisige Finsternis hinaus und sah die silbergrauen Klippen, die sich zu beiden Seiten erstreckten. Er befand sich jetzt am Rand der Dachplattform, blickte über das Nachtreich und brüllte lachend seinen Triumph und seinen Trotz hinaus. Dann wandte er sich zu den steilen Felswänden und der breiten Treppe um, die zu einem offenen Durchgang führte, und lief los. Mit leichtfüßigen Sprüngen nahm er drei Stufen auf einmal.
    Zwei schlanke Türme mit Aussichtsplattformen an der Spitze flankierten diesen Durchgang, aber beide waren ebenso verlassen wie die gepflasterte Straße darunter. Obwohl keine Wachen zu sehen waren, durchdrang ihn das Gefühl, von zahllosen Augen beobachtet zu werden. Auf der Schwelle des Torwegs hielt Byrnak inne und starrte finster auf die dunklen Fenster des großen, prachtvollen Gebäudes direkt gegenüber. Er war sicher, dass er eben noch Gestalten gesehen hatte, die sich darin bewegten. Er überquerte die Schwelle, und das Gebäude verblasste, während ein anderes, kleineres an seiner Stelle auftauchte. Es hatte ein spitzes Satteldach. Einige Momente später verwandelte es sich in einen säulengeschmückten Tempel mit einem hohen Glockenturm.
    Während er wachsam die Straße entlangging, ereigneten sich pausenlos solche Veränderungen um ihn herum. Eine lautlose Stadt tat sich vor ihm auf, aus kurzlebigen Gebäuden, Mauern und Giebeln, die ineinander verschmolzen, Türen, die sich zu Eingängen von Hinterhöfen weiteten, Bogengängen, die zu Fenstern schrumpften. Straßen, die plötzlich ihre Richtung änderten, zu Sackgassen wurden oder Kreuzungen bildeten, von denen Seitenstraßen abgingen.
    Byrnak runzelte gereizt die Stirn, als die Straße, der er folgte, plötzlich von Reihenhäusern versperrt wurde, während sich gleichzeitig eine große Villa zu seiner Rechten teilte und eine neue Abbiegung schuf. Er wusste, dass er durch dieses flimmernde, neblige Labyrinth gesteuert wurde, und ihm war auch klar, dass er es kontrollieren konnte, wenn er wollte. Mit einem Machtwort konnte er alles erstarren lassen. »Treib du nur deine Spielchen!«, brüllte er die sich ständig verändernden Gebäude an. »Das wird deinen Untergang nur verzögern, nicht verhindern!«
    Während er durch eine neue Öffnung schritt, bemerkte er jedoch andere Einzelheiten. Zum Beispiel die riesigen, dunklen Säulen, die mitten aus mutierenden Höfen aufragten und von der Dunkelheit über ihm verschluckt wurden. Sie veränderten sich nicht. Und während die Gebäude neben ihm verschwammen und sich verzerrten, erkannte er hinter ihnen etwas ebenso Unveränderliches wie diese Säulen. Es war ein gewaltiges, geneigtes Podest, das sich fast eine halbe Meile weit erstreckte. Auf seiner Spitze führten Stufen zu einer breiten Plattform, auf der ein Thron stand, der einem riesigen, erhobenen Schwert glich. Hinter dem Thron erstreckte sich eine hohe, blassgraue, schwach gesprenkelte Wand zu beiden Seiten, während auf dem Herrschersitz selbst…
    Saß dort eine dunkle Gestalt? Und starrten ihn aus der Entfernung Augen voll uralten Hasses an? Byrnak konnte es zwar nicht genau erkennen, aber er fühlte den Zorn dieser unerbittlichen Wesenheit. Er lachte barsch auf und ging weiter.
    Straßen schlössen und öffneten sich, Gassen führten auf sich selbst zurück, und Treppen verwandelten sich in Brücken. Dann verengte sich die Straße, der er folgte, zu einem gemauerten Durchgang, der in einer Vorkammer endete. Sie führte auf einen Kreuzgang hinaus, der die festgestampfte Erde eines Kampfplatzes umgab. Auf

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