03 - Schatten Krieger
erst nach und nach erfahren, von der Nacht am Strand angefangen bis zu diesem Moment, in dem wir an der Spitze einer finsteren, unheiligen Flotte segeln …«
Bureng runzelte die Stirn und dachte nach. »Aber es gibt noch einen wie mich. Er haust in Sejeend, ein junger Mann, geschüttelt von Furcht, der die Stimmen nicht begreift, die in seinem Schädel hausen. Als das Gottfragment in mir erwachte, habe ich es sofort akzeptiert, er aber kämpft gegen diese heranrauschende Welle an, wehrt sich gegen das Unausweichliche.« Er lachte. »Der erbärmliche Narr. Ich spüre seine Panik davor, langsam zu ertrinken. Ihm ist nicht klar, dass diese Vereinigung erst der Anfang ist, nicht das Ende, an dem alle Stimmen wie eine sprechen …«
Er lächelte, und Rikken grinste beflissen.
»Also gibt es … noch mehr von diesen … zerbrochenen Geistern, Käpt'n?«
»Ja, Rikken. Und ich will, dass du mir nicht mehr von der Seite weichst, jetzt, da du mein Geheimnis kennst«, erklärte Bureng. »Hanavoks Schiffe müssen sich mit diesem drückenden Nebel vor der Sonne schützen, deshalb sind wir so langsam. Also werden wir nicht vor morgen Nachmittag in die Vaale-Straße einlaufen, selbst wenn wir heute Nacht eine größere Strecke zurücklegen. Sobald wir uns der Straße nähern, müssen wir auf die Dämmerung warten, bevor wir angreifen. Das Netz der Hexerei ist nach Sonnenuntergang stärker.« »Wie kann ich Euch dienen, Käpt'n?«
»Du bleibst bei mir, wenn wir die Mauern des Hojamar-Frieds durchbrechen und den Palast selbst stürmen«, sagte er. »Wenn sich mir ein dunkler Geist nähert, könnte deine Hilfe von unschätzbarem Wert sein.« Rikken nahm Haltung an und verbeugte sich ergeben.
»Ich bin Euer Diener, Kapitän. Meine Klinge gehört Euch.«
»Gut, gut. Jetzt muss ich dir noch einiges erzählen, aber schenk mir zuerst einen Becher Goldwasser aus dieser kleinen Kiste da drüben ein …«
Gräfin Ayoni hörte, wie die Tür ihres Gefängnisses geöffnet wurde und schwere Stiefel das Innere betraten. Die Person murmelte kurz mit dem Wachposten am Ende des kurzen Gangs. Einen Moment später tauchte der Gardist an dem vergitterten Fenster auf und entriegelte die Tür.
»Ein Besucher, Gräfin!«
Er trat zur Seite und ließ den Ehemann von Ayoni vorbei, Graf Jarryc. Als sie sein geliebtes Gesicht sah, bröckelte ihre sorgfältig aufrechterhaltene stoische Miene. Sie stand rasch auf und sank in seine Arme. So blieben sie einige Momente lang stehen und murmelten sich tröstende Worte zu, bis Ayoni brennende Tränen über die Wangen liefen.
»Verflucht sollen sie sein!«, knurrte der Graf. »Dieser Stall ist nicht einmal einem Hund angemessen!« »Ich habe meine kleine Wandlampe und einen Band liturgische Verse von Roharkan, die mir der Erzmagier freundlicherweise überlassen hat.« Sie tupfte sich mit einem Taschentuch die Augen ab. »Stell dir vor, wie viel schlimmer es sein könnte. Ich könnte in einem der verlausten Kerker Magramons vegetieren, und du könntest tatsächlich in Gefahr sein.«
Jarryc lächelte säuerlich. »Wir sind mittlerweile eine Tagesreise von Sejeend entfernt, und es gibt kein Anzeichen, ja nicht einmal einen Hauch einer angeblichen ›Bedrohung‹ durch die Mogaun. Warum überrascht mich das nicht? Ich muss Ilgarions Stabssitzungen ertragen und seine wahnsinnigen Befehle ausführen, und das ohne jeden Kommentar, weil Tangaroth dich und Chellour hier gefangen hält.« Er verzog die Lippen und blickte zu dem niedrigen Dach hinauf. »Ich habe deine Schließer gesehen, als ich hergebracht wurde.« Ayoni wusste, dass er auf die drei erfahrenen Kriegsmagier anspielte, die der Erzmagier auf dem Dach postiert hatte. Sie sollten sie und Chellour scharf im Auge behalten und jeden noch so kleinen Versuch von Zauberei sofort unterbinden.
»Ich hätte mir nie träumen lassen, dass deine Pflicht als Wächterin dich in eine solche Lage führen könnte«, sagte er mit einem traurigen Lächeln.
»Es tut mir so Leid, Liebster«, erwiderte sie. »Aber als ich sah, wie sie die arme Fyndil und den Herzog behandelten, habe ich einfach den Kopf verloren …«
Sie legte eine Hand auf seine Brust und senkte den Kopf. Jarryc strich ihr zärtlich über das Haar. »Das braucht dir nicht Leid zu tun, Liebste«, sagte er. »Es gibt andere, die eine weit größere Bürde auf sich geladen haben, als du und ich es jemals tun könnten.«
Jemand räusperte sich vernehmlich an der offenen Zellentür.
»Verzeiht, Euer Gnaden,
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