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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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aber laut Befehl des Erzmagiers darf dieser Besuch nicht lange dauern.« Der Graf warf dem Wachposten einen kühlen Blick zu und drückte seine Frau an sich. Sie schlang einen Arm um seinen Hals, und ihre Lippen berührten sich zum Abschied einen Moment, sehnsüchtig und traurig. Sie ahnten, dass Schicksal oder Willkür noch ein gerüttelt Maß an Grausamkeit für sie bereithielt. Dann trennten sie sich voneinander und hielten sich an den Händen, während sie sich in die Augen sahen. Schließlich lösten sie auch ihre Finger voneinander. Jarryc drehte sich herum, verließ die Zelle und verschwand. Als die Tür zugesperrt wurde und der Riegel an seinen Platz fiel, lauschte sie seinen Schritten, die sich langsam entfernten, bis sie schließlich ganz verklangen.
    Sie setzte sich auf ihre Pritsche, die nur mit einer Strohmatte gepolstert war, und kämpfte gegen ihre Verzweiflung an.
    »Geht es Euch gut, Ayoni?«, fragte Chellour laut aus der Nachbarzelle.
    »Ruhe da! Kein Gerede …«
    Ayonis Verzweiflung schlug in Zorn um. Sie stand auf und trat an die Zellentür.
    »Es könnte nicht besser sein, lieber Chellour«, erwiderte sie. »Und wie geht es Euch an diesem schönen Abend?«
    »Ach, Ihr wisst ja, wie das ist. Zu viel guter Wein und erlesene Delikatessen. Dieser Überfluss kann einem so richtig den Magen verderben …«
    Der Wachposten tauchte vor ihrer Zellentür auf und schlug mit einem kurzen Stock dagegen. »Das reicht jetzt! Ihr kennt die Regeln: keine Unterhaltung, überhaupt keine, für die Dauer Eurer Einkerkerung.« Er schnaubte verächtlich. »Oder soll ich den Erzmagier bitten, Euch wieder schlafen zu legen?« Ayoni schüttelte den Kopf und ging schweigend wieder zu ihrer Pritsche zurück. In die Zellen waren mehrere Amulette der Niederen Macht eingelassen, die Tangaroths Magiern erlaubte, jeden Gefangenen in einen unfreiwilligen Schlummer zu versetzen und ihn zu wecken, wann und wie es ihnen beliebte. Chellour und sie hatten diesen erzwungenen Schlaf bereits zweimal über sich ergehen lassen müssen. Er hinterließ eine tiefe, traumlose Lücke zwischen diesem und dem nächsten Moment. Ayoni verspürte nicht das geringste Verlangen, diese unangenehme Erfahrung zu wiederholen. Stattdessen legte sie sich auf den dünnen Strohsack und versuchte ihre sorgenvollen Gedanken um Jarryc zu vertreiben, indem sie echten Schlaf suchte. Nach einer Weile verschwamm die Gefängniszelle vor ihren Augen, und der Schlaf senkte sich herab. Einige Traumpfade drängten sich ihr auf, von denen jeder zu einem lebhaften Flickmuster des Vertrauten und Unwahrscheinlichen führte. Bevor sie sich für einen entscheiden konnte, geschah etwas Merkwürdiges. Das undeutliche Netz schimmerte, und die Schatten vertieften sich, als jemand in einer brüchigen, rauen Stimme flüsterte. Er wisperte ein Gebet oder einen Gesang in einer Sprache, die ihr irgendwie bekannt vorkam … Die Decke des Schlafes wurde fadenscheiniger und löste sich schließlich vollkommen auf. Sie saß im Dunkeln auf dem Rand ihrer Pritsche. Ihre Wandlampe hatte die letzten, spärlichen Talgreserven verbrannt. Doch die Dunkelheit war seltsam, denn alles schien mit einer schwachen, strahlenden Aura überzogen zu sein, wie von einer Staubschicht, die sich über das Funkeln eines Diamanten legt. Ayoni sah sich langsam um und schnappte verblüfft nach Luft, als sie eine Gestalt auf der Pritsche hinter sich liegen sah. Die Gestalt trug ihr eigenes Gesicht. Erschreckt sprang sie auf, stützte sich Halt suchend an die Zellenwand und … stolperte hindurch in die nächste Zelle, in der Chellour gerade sein schlafendes Spiegelbild musterte. Überrascht richtete sich ihr Magierkollege auf und grinste, als er sie erkannte.
    »Seid gegrüßt, Gräfin. Sind wir Gast in unseren jeweiligen Träumen? Oder sogar in den Nachtgespinsten von jemand ganz anderem?«
    »Was auch immer hier passiert, anscheinend entgeht es der Aufmerksamkeit unserer Wächter«, sagte sie. »Ich habe mich noch nicht nach draußen getraut«, meinte Chellour und streckte die Hand aus, die ungehindert durch die Außenwand seiner Zelle glitt.
    »Es gibt kein Draußen«, schnarrte eine Stimme hinter ihnen.
    Sie drehten sich um und sahen einen alten, kahlköpfigen Mann, der schmutzige Felle und eine geflickte Tunika trug. Eine lange Kette aus Perlen, Amuletten und Knochen war um seinen Hals geschlungen, und Ayoni fiel auf, dass er fast dreißig Zentimeter über dem Boden schwebte. Dies musste ein Schamane der

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