03 - Sinnliche Versuchung
Schrank
rumoren.
Als sie sich
umdrehte, warf Dane sich gerade einige Leinentücher über die Schulter.
»Gehst du weg?«,
fragte sie, als er zur Tür ging.
»Ich werde im Fluss
baden.« Es war mehr ein Knurren. Er zögerte und lehnte sich mit der gesunden
Schulter an den. Türrahmen. Ein Mundwinkel zog sich zu einem trägen Lächeln
nach oben, während er sie von Kopf bis Fuß betrachtete. »Vielleicht lockt dich
das auch, Kätzchen und du kommst mit?«
Wie gern hätte sie
ihm jetzt eine schallende Ohrfeige verpasst! »Bilde dir nur nichts ein!«, sagte
sie schnippisch. »Nichts wäre mir mehr willkommen als ein Bad. Aber du kommst
als Begleiter leider nicht in die engere Wahl!«
Erschrocken
lauschte sie ihren eigenen Worten. Sie bekam kaum Luft. Was zum Teufel war in
sie gefahren? Großer Gott, hatte sie das soeben tatsächlich gesagt? Sie war
über ihre Kühnheit entsetzt.
Und Dane war
belustigt. »Kätzchen! Ich gebe zu, ich bin erstaunt, aber zu gern würde ich
wissen, wer die erste Wahl wäre. Was für ein glücklicher Mann!«
Julianna warf ihm
einen vernichtenden Blick zu, aber sein Lächeln wurde breiter. Anscheinend
hatte sie seine gute Laune wiederhergestellt. Es sah ihm ähnlich, sie mit ihrer
eigenen törichten Bemerkung aufzuziehen. »Eine knappe Viertelstunde, Kätzchen,
und der Fluss gehört dir. Du brauchst nur dem Pfad zwischen den Eichen zu
folgen. Du kannst es nicht verfehlen.«
Noch lange nachdem
er sie allein gelassen hatte, brannte ihr das Gesicht. Sie blickte auf seine
Taschenuhr, die er auf den Tisch gelegt hatte. Zwanzig Minuten waren vergangen.
Wo blieb er?, fragte sie sich ungeduldig.
Fünfzehn Minuten
später marschierte sie um den Tisch herum. Panik erfasste sie. Er müsste schon
längst zurück sein. Was war los? Vielleicht hatte er seine Kräfte überschätzt.
Vielleicht hatte er das Bewusstsein verloren? Oder hatte sich verletzt?
Hastig raffte sie
ein Leinentuch, frische Anziehsachen und einen Riegel Seife zusammen und
stürzte zur Tür hinaus.
Hoch oben in den
Baumwipfeln sangen die Vögel. Es war ein wunderschöner, warmer Tag, aber sie bemerkte
es nicht, als sie den Pfad entlangeilte. Hinter einer Biegung sah sie den Fluss
zwischen den Baumstämmen hindurchschimmern. Dahinter lag eine mit bunten
Blumen gesprenkelte Wiese. Julianna hob den Rock und stieg über eine knorrige
Wurzel. Beim Anblick aufeinandergelegter Kleidungsstücke blieb ihr das Herz
stehen. Dann schaute sie auf das Wasser, auf dem sich etwas bewegte.
Ohne sich ihrer
Anwesenheit bewusst zu sein, ließ sich Dane träge auf dem Rücken treiben. Sie
verharrte steif wie ein Stock. Die Kehle zog sich ihr zusammen. Er war nackt. Nackt. Ihre Gedanken spielten verrückt, dann siegte der Verstand. Dumme Gans!, schalt sie sich. Wie soll er den sonst baden ?
Es platschte, dann
stand er auf den Beinen, schüttelte das Wasser aus den Haaren und ging auf das
Ufer zu. Beim Aufblicken entdeckte er sie.
Zu spät, um
wegzulaufen, um sich zu verstecken. Sie war gefangen, wie ein Hase in der
Falle.
»Eine unerwartete
Freude, Kätzchen. Hast du es dir doch überlegt und leistet mir Gesellschaft?«
Julianna konnte
sich nicht von der Stelle rühren, auch wenn es um ihr Leben gegangen wäre. Der
Puls raste. Das Herz pochte in den Ohren.
Die Kehle war
ausgetrocknet. »Du warst so lange weg. Ich dachte, irgendetwas stimmt da nicht.
Ich dachte, dir sei etwas passiert.« Um Gottes willen, sie wollte sich nicht
kindisch aufführen, weder verlegen noch scheu wirken, noch wollte sie ihn mit
offenem Mund anstarren. Vor allen Dingen hatte sie nicht die Absicht, sich
bloßzustellen. Nein, sie würde nicht zeigen, dass er der erste nackte Mann war,
den sie in ihrem Leben erblickt hatte - abgesehen davon würde sich ihr
dieser Anblick wie ein Mal in das Gedächtnis brennen.
Das Wasser war ruhig
und klar. Sie wünschte, sie wäre an einer seichteren Stelle stehen geblieben.
Ein kühner Gedanke, aber das kümmerte sie nicht. Dann hätte sie Gelegenheit
gehabt, seine Gestalt in aller Ruhe näher in Augenschein zu nehmen und ihre
Neugier zu befriedigen. Aber im Augenblick blieb ihr nichts anderes übrig, als
mit dem vorlieb zu nehmen, was sich ihr bot.
Er war
beeindruckend männlich. Die glatte Haut glänzte vor Nässe. Ein roter hässlicher
Streifen verlief über die Schulter und ihr Herz zog sich schuldbewusst
zusammen. Am liebsten hätte sie die Narbe berührt und den Schmerz mit den
Lippen weggeküsst.
Die Blicke
wanderten tiefer. Die
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