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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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es nicht so? Du wolltest genauso gern wie Dacán wissen, wer der Erbe Illans war. Doch während Dacán ihn suchte, um ihn für Laigins Zwecke zu nutzen, wolltest du ihn finden, um den Letzten aus der Reihe der ursprünglichen Könige zu vernichten. Das würde die Dynastie der Corco Loígde in Osraige endgültig sichern.«
    Es herrschte gespanntes Schweigen. Niemand sprach. Alle Augen waren auf Salbach gerichtet. Es war Schwester Grella, die die Stille mit einem Angstschrei brach, als sie zum erstenmal die Schrecklichkeit des Geschehenen begriff.
    »Aber es stimmt nicht … Ich wußte doch nicht, daß Salbach … Ich wußte doch nicht, daß er sie töten wollte … Ich bin nicht verantwortlich für den Tod all dieser unschuldigen Kinder … Das bin ich nicht.«
    Salbach wandte sich um und fuhr sie an, sie solle still sein.
    »Als Dacán herausfand, wo sich die Erben Illans aufhielten«, sprach Fidelma schonungslos weiter, »lief Grella mit der Neuigkeit zu dir. Es war am Tag vor dem Tode Dacáns. Er hatte festgestellt, daß der Vorsteher von Sceilig Mhichil, dem Kloster des Erzengels Michael, ein Vetter Illans war. Er hatte herausbekommen, daß die Erben Illans zu ihrer Sicherheit dorthin gebracht worden waren. Er schrieb es auf und setzte hinzu, daß er nach Sceilig Mhichil aufbrechen werde. Er wurde ermordet, bevor er seine Reise antreten konnte.«
    »Woher wußte er das? Die hier aufbewahrten Aufzeichnungen sagen doch sicher nichts über den Aufenthaltsort der Erben Illans aus?« wollte der Oberrichter wissen.
    »Seltsamerweise doch. Dacán fand das Testament Illans auf einigen Stäben der Dichter. Die Ironie der Geschichte liegt darin, daß Scandlán sich nach dem Tode Illans seiner Burg und seiner Habe bemächtigte, darunter auch seiner Bibliothek. In dieser Bibliothek befand sich das Testament, das er absichtlich in Ogham auf Stäben der Dichter geschrieben hatte. Scandlán konnte es nicht lesen und schickte es mit anderen Büchern zusammen als Geschenk an diese Abtei, die Hauptabtei der Corco Loígde.«
    »Selbst dann«, wandte Barrán ein, »hätte doch jeder erfahrene Gelehrte das Testament in Ogham lesen und es deuten können?«
    »Illan war anscheinend ein gebildeter Mann, denn das Testament war verschlüsselt. Ich fand einen Stab aus dem Testament in Dacáns Zimmer, wo er ihn unvorsichtigerweise hatte liegengelassen. Sein Mörder hatte ihn nicht bemerkt. Ich verfüge nur über einen kleinen Rest des Stabes und damit nur über ein kleines Stück des Testaments. Die anderen Stäbe wurden vernichtet.«
    Sie holte den angebrannten Stab hervor, den sie in der Nacht zuvor aus der Gruft in der Kirche mitgenommen hatte.
    »Nur dieses Stück ist übrig. Darauf steht: ›Die Entscheidung des Ehrenwerten bestimmt die Pflegschaft meiner Kinder.‹«
    »Das hört sich wie Kauderwelsch an«, lachte Forbassach.
    »Nicht, wenn man den Code und den ganzen Text kennt. Auf dem Stab, den ich in Dacáns Zimmer fand, stand außerdem: ›Möge mein süßer Vetter für meine Söhne auf dem Felsen Michaels sorgen, wie es mein ehrenwerter Vetter bestimmen wird.‹«
    »Noch mehr Kauderwelsch!« höhnte Forbassach.
    »Dacán war nicht der Meinung. Er wußte, daß Sceilig Mhichil der Felsen Michaels war. Es war leicht zu ermitteln, daß der Vorsteher dort Mel hieß. Der Name bedeutet ›süß‹. Mel war folglich Illans ›süßer‹ Vetter!«
    »Du läßt die Lösung des Rätsels sehr leicht erscheinen«, bemerkte der Oberrichter.
    »Dann erlaube mir, später darauf zurückzukommen. Für jetzt genügt es, daß Dacán das Rätsel des Testaments entzifferte und sein Ergebnis auf einem Pergament niederschrieb. Schwester Grella las es und teilte es Salbach mit. Der schickte sofort Intat zum ›Felsen Michaels‹. Doch Illans Söhne waren nicht mehr dort. Intat erfuhr, daß zwei Söhne Illans auf dem Felsen gewesen und daß sie von einem Mönch abgeholt worden waren. Dieser Mönch war ein Vetter von Pater Mel.
    Hier kam wieder Grella ins Spiel, sie hielt Salbach auf dem laufenden. Grella war inzwischen die Seelenfreundin von Schwester Eisten in Rae na Scríne geworden. Durch einen der Zufälle, wie sie nur zu oft im Leben vorkommen, war Eisten genau die Person, in deren Obhut die Söhne Illans gegeben worden waren, nachdem man sie von Sceilig Mhichil fortgeholt hatte. Man hatte sie in das Waisenhaus in Rae na Scríne geschickt. Schwester Eisten beging den größten Fehler ihres Lebens. Sie vertraute das Geheimnis ihrer Seelenfreundin

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