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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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forderte? Du sagst, das Schiff aus Laigin kam sechs Tage nach dem Mord hier an?«
    Tóla hob die Schultern.
    »Wir leben an der Küste, Schwester. Wir stehen in ständiger Verbindung mit vielen Teilen des Landes, und unsere Schiffe fahren sogar nach Gallien, mit dem wir regelmäßigen Handel treiben. Der Wein in dieser Abtei beispielsweise wird direkt aus Gallien importiert. Sind Gezeiten und Wind günstig, kann eine schnelle barca von hier aus in zwei Tagen die Mündung des Flusses Breacán erreichen. Fearna ist nur wenige Stunden zu Pferde von der Flußmündung entfernt. Ich bin selbst mehrmals dort gewesen. Ich kenne das Fahrwasser an dieser südlichen Küste gut.«
    Fidelma wußte, wozu eine barc , ein schnelles Küstenschiff, mit dem man Handel betrieb, in der Lage war.
    »Du hast schon recht, Tóla, das sind ideale Bedingungen«, stimmte sie zu. »Trotzdem hat Abt Noé erstaunlich schnell vom Tode seines Bruders erfahren. Wann kam denn das Kriegsschiff aus Laigin hier an? Ich meine das, das noch in der Bucht vor Anker liegt.«
    »Ungefähr drei Tage, nachdem das andere Schiff mit der Leiche Dacáns nach Fearna ausgelaufen war.«
    »Dann wurden beide Schiffe offensichtlich innerhalb weniger Tage nach Dacáns Ermordung von Laigin ausgesandt. Der König von Laigin muß sofort gewußt haben, was er tun wollte, als er von der Ermordung Dacáns erfuhr.« Sie sprach wie zu sich selbst. Tóla glaubte darauf keine Antwort geben zu müssen. Schließlich sagte sie: »Als du die Leiche Dacáns untersucht hast, ist dir sonst noch etwas aufgefallen?«
    »Was zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht«, gestand Fidelma. »Irgend etwas Ungewöhnliches?«
    Tóla machte eine verneinende Geste.
    »Da waren nur die Stichwunden, die zu seinem Tode führten, weiter nichts.«
    »Aber wies denn sein Körper keine Blutergüsse auf, keine Anzeichen für einen Kampf, bevor er gefesselt wurde? Keine Anzeichen, daß er gewaltsam niedergehalten wurde, damit man ihn binden konnte? Oder daß man ihn bewußtlos schlug, um ihn fesseln zu können?«
    »Du meinst, wie konnte ihn sein Feind fesseln, ohne daß er sich wehrte?«
    »Genau das meine ich, Tóla«, erwiderte Fidelma. »Ließ er sich von seinem Angreifer an Händen und Füßen fesseln, ohne Widerstand zu leisten?«
    Zum erstenmal während ihres Gesprächs machte Tóla ein ernstes Gesicht.
    »Ich habe keine Blutergüsse gesehen. Mir ist nicht aufgefallen …«
    Er hielt inne.
    »Was ist?« fragte Fidelma.
    »Ich bin unfähig«, seufzte Tóla.
    »Wieso?«
    »Ich hätte mir damals selbst diese Frage stellen sollen und habe es nicht getan. Ich bin aber sicher, daß sein Körper keine blauen Flecken aufwies und daß die Fesseln an den Handgelenken und den Knöcheln sehr fest waren, doch keine Flecken hinterlassen hatten.«
    »Woraus bestanden die Fesseln?« fragte Fidelma zur Kontrolle dessen, was sie schon erfahren hatte.
    »Aus Stoffstreifen, die man irgendwo abgerissen hatte. Ich erinnere mich, daß sie aus buntem Leinen waren.«
    »Weißt du noch, welche Farben sie hatten?«
    »Blau und rot, glaube ich.«
    Fidelma nickte. Die Aussage deckte sich mit der von Bruder Conghus.
    »Ich nehme an, sie wurden weggeworfen?« erkundigte sich Fidelma.
    Zu ihrer Überraschung schüttelte Tóla den Kopf.
    »Nein, keineswegs. Unser Apotheker, Bruder Martan, hat ein großes Interesse an Reliquien und meinte, die Fesseln Dacáns könnten einst eine sehr begehrte und wertvolle Reliquie darstellen, besonders, wenn die Kirche ihn als einen Mann von großer Heiligkeit anerkennt.«
    »Also dieser Bruder …?«
    »Martan«, ergänzte Tóla.
    »Also dieser Bruder Martan hat die Fesseln aufbewahrt?«
    »Genau so ist es.«
    »Na«, sagte Fidelma erleichtert und lächelte, »das ist ja wunderbar. Ich werde sie allerdings zeitweilig beschlagnahmen müssen, weil sie Beweisstücke im Rahmen meiner Untersuchung sind. Du kannst Bruder Martan sagen, daß er sie zurückerhält, sobald ich fertig bin.«
    Tóla nickte nachdenklich.
    »Aber weshalb, glaubst du, ließ sich Dacán von seinen Feinden ohne Widerstand fesseln, Fidelma?«
    »Vielleicht merkte er zu spät, daß sie seine Feinde waren. Nur noch eine Frage: Du sagtest, die Leiche war bereits erkaltet und Dacán vermutlich schon eine Weile tot. Wie lange?«
    »Das ist schwer zu beurteilen. Mindestens einige Stunden. Ich weiß nicht, wann man Dacán zuletzt gesehen hat, aber er könnte etwa gegen Mitternacht umgebracht worden sein. Mit Sicherheit trat der Tod während der

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