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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verbeugung, welche mit meinem äußeren Habitus gewiß im lebhaftesten Zwiespalt gestanden hat, und bewegte mich rückwärts zur Portière hinaus. Als ich in die Gaststube trat, richteten sich die Blicke der bedienenden Geister mit sichtbarer Achtung auf mich. Gustel Eberbach war gleich vorhanden und kam eilig herbei.
    „Nein, Herr Nachbar, sind Sie ein Glückskind! So lange hat noch kein Mensch Audienz bei der Doña gehabt, nicht einmal halb so lang. Sie müssen ihr sehr gefallen haben!“
    „Im Gegenteil!“ erwiderte ich lachend. „Sie will mich nur unter der Bedingung hier behalten, daß ich mich bessere. Sie meinte, ich sähe leibhaftig wie ein Bär aus.“
    „Hm, so ganz unrecht hat sie nicht; aber da kann ich helfen. Ich werde Sie hinauf in meine Kammer führen und Ihnen alles besorgen, was Sie brauchen: Rasierzeug, Wasser, Seife, alles, alles!“
    „Das wird nicht nötig sein, denn wir werden bald unser Logis angewiesen bekommen.“
    „Glauben Sie das nicht. Die Befehle in Beziehung der Logis habe ich erst Punkt acht zu holen, keine Minute eher.“
    „Wir sollen das beste Logis bekommen, sagte die Doña. Wo wird das sein?“
    „Die Logements' sind allesamt droben unter dem Dach. Sie werden also denjenigen Verschlag erhalten, welcher sich durch die frischeste Luft auszeichnet.“
    In diesem Augenblick ertönte der laute Schall einer Glocke.
    „Das ist sie, Herr Nachbar. Ich muß hinein, denn wenn sie zu so ungewöhnlicher Zeit ruft, muß etwas passiert sein.“
    Sie eilte davon, und ich setzte mich zu den Gefährten, welche, trotzdem hier in San Francisco das Erscheinen eines Westmannes oder Indianers etwas ganz gewöhnliches ist, dennoch die Blicke der Gäste auf sich zogen. Besonders war es die majestätische Gestalt und das ganze charaktervolle Äußere Winnetous, welches die Aufmerksamkeit erregte, und daß Sam, dem Kleinen, die Ohren fehlten, mußte einen jeden zu der Überzeugung bringen, das er manches erlebt haben müsse, was keinem von ihnen widerfahren war.
    „Nun?“ fragte Bernard.
    „Er ist bereits vor drei Monaten fort und hat nur ein einzigesmal vom Yellow-water-ground Nachricht von sich gegeben. Eure Briefe sind ihm dahin nachgeschickt worden.“
    „Wo ist dieser Ort?“
    „Es ist, soviel ich mich besinne, ein Nebental des Sacramento, in welchem viel Gold gefunden worden ist. Es soll dort von Diggers (Goldsucher) förmlich gewimmelt haben; jetzt aber scheinen sie sich noch weiter am Fluß hinaufgezogen zu haben.“
    „Hat er hier irgend etwas deponiert?“
    „Habe wirklich Doña Elvira nicht danach gefragt.“
    „Müssen sie aber dennoch danach fragen!“
    „Dazu wird sich bald die Gelegenheit geben. Wir sind nämlich alle zum Souper geladen.“
    „Ah, das ist freundlich! Übrigens werde ich mich bei unserm Bankhaus erkundigen, ob er dagewesen ist.“
    Jetzt kam meine freundliche Nachbarin auf uns zu.
    „Herr Nachbar, ich wurde Ihretwegen gerufen. Das Souper ist um neun, und Ihre Zimmer soll ich Ihnen schon jetzt anweisen.“
    „Zimmer? Ich denke, solche sind gar nicht da!“
    „Es gibt dahinten einen Anbau, welcher einige Räume enthält. Dabei sind zwei Stuben, welche die Doña nur benutzt, wenn Besuch von Verwandten kommt.“
    „Dort hat wohl auch Doña Alma gewohnt?“
    „Ja, ich habe davon gehört, obgleich ich damals noch nicht hier gewesen bin.“
    „Haben Sie nicht gehört, ob diese Dame einen gewissen Allan Marshal kannte, der damals hier logiert hat?“
    „O ja. Man hat darüber viel gesprochen und gelacht. Sie hat diesem Herrn förmlich nachgestellt, so daß er sich ihrer kaum erwehren konnte. Doch kommen Sie; ich habe bereits die Schlüssel!“
    Wir standen auf und folgten ihr. Die beiden Stuben, welche wir erhielten, waren gegen die übrige Ausstattung des ‚Hotel‘ kostbar zu nennen; die eine bekam Winnetou mit Sans-ear und die andere ich mit Bernard. Bob erhielt einen eigenen Raum angewiesen.
    Die gefällige Nachbarstochter versorgte uns mit allem, was nötig war, unserem äußeren Menschen ein mehr zivilisiertes Aussehen zu geben, und so waren wir bald in der Lage, ausgehen zu können. Winnetou blieb zurück; er war zu stolz, um den Menschen auf den Straßen und Plätzen der Stadt als Gegenstand der Schaulust zu dienen. Auch Sam streckte sich auf sein Lager.
    „Was soll ich mit?“ meinte er. „Laufen kann ich, das brauche ich hier zum Beispiel nicht erst zu üben, und Häuser und Menschen habe ich bereits gesehen. Macht, daß wir aus diesem

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