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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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großen, grünen Unke ertönen. Das war auch ein zwischen mir und Winnetou verabredetes Rückzugszeichen gewesen, und ich war überzeugt, daß er es hören und befolgen werde. Den Indianern konnte dieser Unkenruf nicht auffällig sein, da die Gegenwart eines solchen Tieres hier im hohen, feuchten Gras leicht vermutet werden konnte und es ja auch die Abendzeit war, an welcher diese Amphibien gewöhnlich ihren Ruf erschallen lassen.
    Ich hielt es für nötig, dieses Zeichen zu geben. Der Apache lag unter dem Wind und konnte leicht entdeckt werden. Was ich erfahren hatte, war vollständig genug, und so war es jedenfalls geraten, ihn zu benachrichtigen, daß unser Zweck erreicht sei.
    Auch die Höhe aufwärts mußte ich die Spur vertilgen, und so war ich endlich froh, als ich trotz der Dunkelheit unser Dickicht glücklich erreichte.
    „Nun, wie war es?“ fragte Fred.
    „Wartet, bis Winnetou kommt.“
    „Warum? Ich brenne vor Begierde.“
    „So verbrennt meinetwegen! Man redet nicht gern Überflüssiges, und ich müßte ja meinen Bericht zweimal geben, erst Euch und dann dem Apachen.“
    Damit mußte er sich begnügen, obgleich es sehr lange dauerte, ehe der Apache kam.
    Endlich hörten wir das Strauchwerk rascheln; er huschte zu uns heran und ließ sich an meiner Seite nieder.
    „Mein Bruder Scharlih hat mir das Zeichen gegeben?“ sagte er.
    „Ja.“
    „So ist mein Bruder glücklich gewesen?“
    „Ja. Was hat der Häuptling der Apachen erfahren?“
    „Er hat nichts erfahren. Er brauchte eine große Zeit, um an den Pferden vorüber zu kommen, und als er das eine Lagerfeuer beinahe erreicht hatte, hörte er den Ruf der Kröte. Dann mußte er seine Fährte auswischen, und die Sterne sind hoch gestiegen, ehe er kommen konnte. Was hat mein Bruder gesehen?“
    „Ich habe alles gehört, was wir zu wissen brauchen.“
    „Mein weißer Bruder ist immer glücklich, wenn er den Feind belauscht. Er mag erzählen!“
    Ich berichtete, was ich gehört hatte. Als ich fertig war, meinte Fred:
    „So ist also Eure Vermutung richtig gewesen, Charles. Das mit dem Überfall des Cañon war gut erraten!“
    „Es war nicht schwer!“
    „Und wie sah der Lange aus? Einen Schnitt hatte er über die Stirn?“
    „Ja.“
    „Und einen großen Bart?“
    „Ja.“
    „Er ist es, obgleich er früher keinen Bart getragen hat. Den Schnitt hat er sich bei dem Überfall einer Farm da unten bei Leavenworth geholt. Und wie wurde er genannt?“
    „Rollins.“
    „Das muß man sich merken. Es ist bereits der vierte falsche Name, den ich von ihm höre. Aber was werden wir tun, Sir? Heut herausholen können wir ihn doch nicht.“
    „Das ist allerdings unmöglich. Und übrigens kann Euch an seiner Bestrafung allein doch nichts gelegen sein. Die andern Railtroublers sind nicht weniger schlecht als er. Ich will Euch sagen, Fred, daß ich mich auf allen meinen Streifzügen möglichst gehütet habe, einen Menschen zu töten, denn Menschenblut ist die kostbarste Flüssigkeit, welche es gibt. Ich habe lieber großen Schaden getragen, ehe ich zur tödlichen Waffe griff, und wenn es doch geschehen mußte, so geschah es sicherlich im äußersten Grad der Notwehr. Und selbst da habe ich lieber den Feind kampfunfähig gemacht, als daß ich ihm das Leben nahm.“
    „Ah“, meinte der Dicke, „da seid Ihr grad wie Old Shatterhand. Dieser soll auch nur in der größten Not einen Indianer töten. Das Wild schießt er in das Auge; aber wenn ihn der Feind zur Gegenwehr zwingt, so zerschmettert er ihm entweder das rechte Bein oder den rechten Arm, oder er schlägt ihm einfach die Faust an den Kopf, daß er zusammenbricht und stundenlang liegen bleibt.“
    „Uff!“
    Diesen gedämpften Ruf der Verwunderung stieß der Apache aus. Er merkte erst jetzt, daß Walker noch gar nicht wußte, daß ich selbst Old Shatterhand sei. Ich nahm von diesem Ruf keine Notiz und fuhr fort:
    „Dennoch aber kann es mir nicht einfallen, einen Bösewicht oder gar eine ganze Schar solcher Kerls ruhig laufen zu lassen. Das hieße ja, ihr Mitschuldiger werden und diese Rotte gegen brave Leute loszulassen. Herausholen können wir diesen Haller nicht; aber es wäre mir ein leichtes gewesen, ihn vorhin unschädlich zu machen, indem ich ihn niederschoß. Doch will ich kein Mörder sein, und gegen das, was er verbrochen hat, wäre so ein schneller Tod ja geradezu eine Belohnung gewesen. Ich meine vielmehr, daß wir auch seine Helfershelfer fassen müssen, und das kann nur dann geschehen, wenn

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