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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir sie nicht gar zu sehr anstrengen; es kam ja alles darauf an, sie bei Kräften zu erhalten. Daher kam es, daß wir in den ersten beiden Tagen den Verfolgten nicht näher kamen.
    „Die Zeit vergeht“, sagte Walker, „und wir werden zu spät kommen.“
    „Wir kommen nicht zu spät“, antwortete ich ihm. „Die Gefangenen sind für den Marterpfahl aufgehoben, und dieses Schicksal werden sie erst dann haben, wenn die Ogellallah in ihren Dörfern angekommen sind.“
    „Wo befinden sich diese Dörfer jetzt?“
    „Die Dörfer der Ogellallah sind jetzt droben im Quackingasp-Ridge“, antwortete Winnetou, „und wir werden diese Räuber noch viel eher erreichen.“
    Am dritten Tag stießen wir auf ein ganz bedeutendes Hindernis: es teilte sich die Fährte. Die eine Hälfte lief grad nach Norden fort, und die andere ging nach dem Westen ab. Die erstere war die bedeutendere.
    „Sie wollen uns aufhalten!“ meinte Fred.
    „Die weißen Männer mögen halten“, gebot Winnetou. „Die Spur darf von keinem Fuß berührt werden.“
    Darauf gab er mir einen Wink, den ich sofort verstand. Ich sollte die grad fortlaufende, und er wollte die links abgehende Fährte beobachten. Wir ritten also beide in den angegebenen Richtungen weiter; die andern mußten warten.
    Ich ritt wohl eine Viertelstunde weit. Die Zahl der Pferde, welche hier gegangen waren, war schwer zu bestimmen, da die einzelnen Tiere hintereinander her geschritten waren; aber aus der Tiefe und der Form der gemeinschaftlichen Hufeindrücke konnte ich schließen, daß es nicht viel über zwanzig gewesen seien. Während dieser Untersuchung bemerkte ich im Sand einige dunkle, kleine, runde Flecken, daneben zu beiden Seiten eine eigentümliche Schichtung der trockenen Sandkörner, und vor diesen Zeichen sah die Stelle aus, als sei mit einem breiten Gegenstand auf dem Sand hin und her gerieben worden. Ich kehrte sofort im Galopp um und fand Winnetou bereits meiner wartend.
    „Was hat mein Bruder gesehen?“ fragte ich ihn.
    „Nichts als die Fährte von Reitern.“
    „Vorwärts!“
    Mit diesen Worten wandte ich mich wieder um und eilte voran.
    „Uff!“ rief der Apache.
    Er wunderte sich über meine Sicherheit und merkte aus derselben, daß ich einen untrüglichen Beweis gefunden haben müsse, daß die Gefangenen in dieser Richtung fortgeschleppt worden seien. Als ich die Stelle erreichte, hielt ich an und fragte den Dicken:
    „Master Walker, Ihr seid ein guter Westmann. Seht Euch einmal diese Spur an, und sagt mir, was sie zu bedeuten hat!“
    „Spur?“ fragte er. „Wo?“
    „Hier!“
    „Ah! Was soll denn das für eine Spur sein! Hier ist der Wind über den Sand gegangen!“
    „Schön! Er wird wohl auch noch öfters darüber gehen! Ich wette mit Euch, um was Ihr wollt, daß Winnetou von diesen beinahe ganz unsichtbaren Zeichen ganz dieselbe Ansicht haben wird wie ich. Mein roter Bruder mag sie sich betrachten!“
    Der Apache stieg ab, bückte sich, warf einen langen, forschenden Blick auf die Stelle und sagte:
    „Mein Bruder Scharlih hat den richtigen Weg gewählt, denn hier sind die Gefangenen geritten.“
    „Woher will man dies sehen?“ fragte Fred halb ungläubig und halb ärgerlich darüber, daß er nicht scharfsinnig genug war, das Richtige zu treffen.
    „Mein Bruder blicke genau her!“ sagte Winnetou. „Diese Tropfen sind Blut; rechts und links davon lagen die Hände und nach vorn der Leib eines Kindes – – –“
    „Welches“, fiel ich ein, „vom Pferd fiel, so daß ihm die Nase blutete!“
    „Ah!“ rief der Dicke.
    „O, das ist nicht so schwer zu sehen! Aber ich wette, es kommt noch etwas anderes, was uns viel größere Mühe machen wird. Vorwärts!“
    Ich hatte recht. Wir hatten den Weg kaum zehn Minuten fortgesetzt, so kamen wir an eine felsige Stelle, und von da an hörten alle Spuren auf.
    Die andern mußten halten bleiben, um uns das Suchen nicht zu erschweren, und es dauerte gar nicht lange, so stieß der Apache einen freudigen Ruf aus und brachte mir einen starken gelb gefärbten Faden.
    „Was sagt Ihr dazu, Fred?“ fragte ich.
    „Dieser Faden stammt aus einer Decke.“
    „Richtig! Seht Euch die scharfen Enden desselben an! Man hat die Decken zerschnitten und die Teile derselben den Pferden um die Hufe gewickelt, damit sie keine Spur hinterlassen sollen. Wir müssen uns auf das äußerste anstrengen!“
    Wir suchten weiter, und richtig! einige dreißig Schritte davon bemerkte ich im Gras, welches auf nun wieder sandigem

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