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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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tief. Unten bildete er eine vielleicht vierzig Fuß im Durchmesser haltende Fläche, und da lagen – die von uns gesuchten Bewohner von Helldorf-Settlement, an Händen und Füßen gebunden. Ich besiegte meine Überraschung und zählte die Leute. Es fehlte keiner; aber bei ihnen befand sich eine zahlreiche Ogellallah-Wache.
    Ich untersuchte jeden Fußbreit dieses ausgebrannten Kraters, ob man von hier hinunter könne. Ja, es ging, wenn man kühn war, ein tüchtiges Seil besaß und ein Mittel fand, die Wache zu entfernen. Es waren mehrere Felsenvorsprünge da, welche man als Anhalte- und Ruhepunkte benutzen konnte.
    Jetzt zog sich Winnetou zurück, und ich tat desgleichen.
    „Das ist die Höhle des Berges?“ fragte ich.
    „Ja.“
    „Wo ist der eigentliche Eingang?“
    „An der Seite, die gegen Osten liegt. Aber kein Mensch kann ihn erzwingen.“
    „So steigen wir hier hinab. Wir haben Lassos, und unsere Bahnarbeiter sind mit Pferdestricken reichlich versehen.“
    Er nickte, und wir begannen den Abstieg. Es war mir völlig unbegreiflich, warum die Indianer die westliche Seite des Berges nicht bewachten. Ein unbemerkte Annäherung wäre uns dann unmöglich gewesen.
    Als wir unten wieder ankamen, tauchte die Sonne hinter dem Horizont hinab, und wir begannen unsere Vorbereitungen. Es wurden alle vorhandenen Stricke gesammelt und zu einem längeren Seil verbunden. Winnetou las sich zwanzig der gewandtesten Männer aus; die andern sollten die Pferde bewachen. Zwei von diesen aber sollten sich dreiviertel Stunden nach unserm Fortgang auf die Pferde werfen und in einem Bogen um den Berg herum nach Osten reiten, um weit draußen einige Feuer anzuzünden, doch so, daß die Prärie nicht anbrannte; dann aber sollten sie schleunigst zurückkehren. Durch diese Feuer sollte die Aufmerksamkeit der indianischen Wächter von uns ab- und hinaus auf die Prärie gelenkt werden.
    Die Sonne war verschwunden, und der Westen färbte sich mit hellen Tinten, welche nach und nach in den tiefsten Purpur übergingen, sich dann wieder entfärbten und im Abendgrau erloschen. Winnetou hatte den Platz, an dem wir uns befanden, verlassen. Er war mir in den letzten Stunden ganz anders vorgekommen, als er sonst zu sein pflegte. Der feste, sichere Blick seines Auges hatte sich in ein eigentümliches, unruhiges Flackern verwandelt, und auf seiner immer glatten Stirn waren, bei ihm etwas noch nie Dagewesenes, Falten erschienen, welche auf eine ganz ungewöhnliche Sorge deuteten oder auf Gedanken von einem solchen Ernst, daß sie imstande waren, das von mir so oft bewunderte Gleichgewicht seines Innern zu stören. Es bedrückte ihn etwas, und ich glaubte nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht zu haben, ihn danach zu fragen. Darum ging ich fort, um nach ihm zu sehen.
    Er stand am Rand des Waldes, an einen Baum gelehnt, und blickte starren Auges gen Westen in die über dem Horizont liegenden Wolkengebilde, deren vorher goldumsäumte Ränder im letzten Erblassen begriffen waren. Trotzdem ich sehr leise ging und trotz der Versunkenheit, in welcher er sich augenscheinlich befand, hörte er nicht nur meine Schritte, sondern wußte sogar, wer sich ihm näherte. Ohne sich nach mir umzusehen, sagte er:
    „Mein Bruder Scharlih kommt, um nach seinem Freund zu sehen. Er tut recht daran, denn bald wird er ihn nicht mehr sehen.“
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und antwortete:
    „Lagern Schatten auf dem Gemüt meines Bruders Winnetou? Er mag sie verjagen.“
    Da hob er die Hand und deutete gegen Westen.
    „Dort flammte das Feuer und die Glut des Lebens; nun ist's vorbei und wird finster. Gehe hin! Kannst du die Schatten verjagen, die dort niedersinken?“
    „Nein; aber das Licht kommt am frühen Morgen wieder, und ein neuer Tag bricht an.“
    „Für den Hancock-Berg wird morgen ein neuer Tag beginnen, aber nicht für Winnetou. Seine Sonne wird erlöschen, wie diese dort erloschen ist, und nimmer wieder aufgehen. Die nächste Morgenröte wird ihm im Jenseits lachen.“
    „Das sind Todesahnungen, denen sich mein lieber Bruder Winnetou nicht hingeben darf! Ja, der heutige Abend wird ein sehr gefährlicher für uns sein; aber wie oft haben wir dem Tod in das Auge geschaut, und doch ist er, so oft er die Hand nach uns ausstreckte, vor unserm heitern, festen Blick zurückgewichen. Verbann die Schwermut, die dich ergriffen hat! Sie hat ihren Grund nur in den körperlichen und geistigen Anstrengungen der letzten Tage.“
    „Nein, Winnetou läßt

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