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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ohne sich vor dem Tod zu fürchten, immer und immer in die Ohren schreien, daß er unter die Feiglinge gegangen und nicht länger würdig sei, sich einen Krieger, einen Häuptling seines tapferen Volkes zu nennen. Nein, nein, sprich nicht davon, daß ich zurückbleiben soll. Soll mein Bruder Shatterhand mich im stillen, wenn er es auch nicht laut tun würde, zu den mutlosen Coyoten rechnen? Soll Winnetou sich selbst verachten? Lieber zehnmal, hundertmal und tausendmal den Tod!“
    Dieser letztere Grund gebot mir allerdings, zu schweigen. Winnetou wäre an dem Selbstvorwurf, feig gehandelt zu haben, innerlich und äußerlich zu Grunde gegangen. Er fuhr nach einer kurzen Pause fort:
    „Wir standen dem Tod so oft gegenüber, und mein Bruder war stets auf ihn vorbereitet und hat für mich in sein Notizbuch eingeschrieben, was geschehen soll, wenn er einmal im Kampf fällt. Ich soll dann das Buch nehmen und es lesen und ausführen. Das wird von den Bleichgesichtern ein Testament genannt. Winnetou hat auch ein Testament gemacht, aber noch nichts davon gesagt. Heut, wo er die Nähe des Todes fühlt, muß er davon sprechen. Willst du der Vollstrecker sein?“
    „Ja. Ich weiß und ich wünsche, daß deine Ahnung nicht in Erfüllung geht, daß du noch viele, viele Sonnen auf der Erde wandelst; aber wenn du einmal stirbst und ich deinen letzten Willen kenne, soll es mir die heiligste der Pflichten sein, ihn auszuführen.“
    „Auch wenn es schwer, sehr schwer sein würde und mit großen Gefahren verbunden?“
    „So fragt Winnetou doch nicht im Ernst. Schicke mich in den Tod; ich gehe!“
    „Ich weiß es, Scharlih. Für mich würdest du ihm in den offenen Rachen springen. Du wirst tun, was ich mir von dir erbitte. Du allein bist's, der es ausführen kann. Erinnerst du dich, daß wir einst, als ich dich noch nicht so wie jetzt kannte, über den Reichtum miteinander sprachen?“
    „Ja, sehr genau.“
    „Ich hörte es damals deiner Stimme an, daß du doch vielleicht anders dachtest, als du sagtest. Das Gold hatte großen Wert für dich. Habe ich da recht gedacht?“
    „Du hast dich wenigstens nicht ganz geirrt“, gestand ich ein.
    „Und jetzt? Du wirst mir die Wahrheit sagen.“
    „Jeder Weiße kennt den Wert des Besitzes, doch trachte ich nicht nach toten Schätzen und äußeren Genüssen. Das wahre Glück gründet sich nur auf die Schätze, welche man im Herzen sammelt.“
    „Ich wußte, daß du heut so sprechen würdest. Du weißt, daß ich viele Orte kenne, wo Gold in Gängen und als Nuggets und Staub zu finden ist; ich brauchte dir nur einen einzigen solchen Ort zu sagen, so wärest du ein reicher, ein sehr reicher Mann, aber auch dann nicht mehr ein – glücklicher Mann. Der gute, weiße Manitou hat dich nicht geschaffen, um weichlich in Reichtümern zu schwelgen; dein starker Körper und deine Seele sind zu Besserem bestimmt. Du bist ein Mann und sollst ein Mann bleiben; darum bin ich stets entschlossen gewesen, dir keinen der Fundorte des Goldes zu verraten. Wirst du mir dafür zürnen?“
    „Nein“, antwortete ich, in diesem Augenblick wirklich der Wahrheit gemäß. Ich stand vor dem besten Freund, den ich je gehabt habe; er sah den Tod vor sich und vertraute mir seinen letzten Willen an; wie hätte es mir da beikommen können, niedere Gier nach Gold zu zeigen!
    „Und doch wirst du Gold zu sehen bekommen, viel Gold“, sprach er weiter; „aber es ist nicht für dich bestimmt. Wenn ich gestorben bin, so suche das Grab meines Vaters auf; du kennst es ja. Wenn du am Fuß desselben, genau an der Westseite, in die Erde gräbst, wirst du das Testament deines Winnetou finden, der dann nicht mehr bei dir ist. Ich habe meine Wünsche aufgezeichnet, und du wirst sie erfüllen.“
    „Mein Wort ist wie ein Schwur“, versicherte ich ihm mit Tränen in den Augen. „Keine Gefahr, und sei sie noch so groß, kann mich abhalten, auszuführen, was du aufgeschrieben hast.“
    „Ich danke dir! Wir sind jetzt fertig. Die Zeit zum Angriff ist gekommen. Ich werde den Kampf nicht überleben. Laß uns Abschied nehmen, mein lieber, lieber Scharlih! Der gute Manitou mag dir vergelten, daß du mir so viel, so viel gewesen bist. Mein Herz fühlt mehr, als ich mit Worten sagen kann. Laß uns nicht weinen, die wir Männer sind! Begrabe mich in den Gros-Ventre-Bergen, an dem Ufer des Metsurflusses, auf meinem Pferd und mit allen meinen Waffen, auch mit meiner Silberbüchse, die in keine anderen Hände kommen soll. Und wenn du dann zu

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