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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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waren. Darum folgte ich der Spur, welche vielleicht eine Stunde alt sein mochte.
    Bald sah ich, daß es drei Reiter gewesen waren, und dann kam ich an eine Stelle, wo sie kurze Zeit angehalten hatten. Einer von ihnen war abgestiegen, um wahrscheinlich einen gelockerten Riemen fester anzuziehen. Der Eindruck seiner Füße verriet mir, daß er Stiefel anhatte, also ein Weißer war, und weil ich keine Veranlassung hatte, anzunehmen, daß ein Weißer jetzt und hier sich in Gesellschaft von zwei Indianern befinde, lautete der einfache Schluß, daß ich drei Bleichgesichter vor mir hatte.
    Es fiel mir nicht ein, ihretwegen von meiner Richtung abzuweichen, und ich ritt auf ihrer Fährte weiter. Ich war ja, falls ich auch mit ihnen zusammentraf, nicht gezwungen, bei ihnen zu bleiben. Sie waren langsam geritten, und so kam es, daß ich sie nach zwei Stunden vor mir sah. Zu gleicher Zeit erblickte ich auch die Hügel, zwischen denen sich der Fluß hier abwärts schlängelte.
    Es war gegen Abend, und ich hatte die Absicht gehabt, am Fluß zu nachtlagern; es war wohl nicht nötig, diese Absicht wegen der drei Fremden aufzugeben. Sehr wahrscheinlich hatten sie dasselbe vor; aber ich war ja nicht gezwungen, ihnen Gesellschaft zu leisten. Kurz nachdem sie in das Gesträuch, welches die Hügel bedeckte, verschwunden waren, erreichte ich dasselbe auch, und als ich an den Fluß gelangte, waren sie grad damit beschäftigt, ihre Pferde abzuschirren. Sie schienen recht gut beritten und ebenso bewaffnet zu sein, aber ihr Aussehen war nicht sehr vertrauenerweckend.
    Sie erschraken, als sie mich so plötzlich sahen, beruhigten sich aber schnell, erwiderten meinen Gruß und kamen, als ich in einiger Entfernung von ihnen anhielt und nicht vollends zu ihnen hinritt, zu mir heran.
    „Mann, habt Ihr uns erschreckt!“ sagte der eine von ihnen.
    „Habt ihr ein böses Gewissen, daß euch mein Anblick solchen Schreck einjagt?“ fragte ich.
    „Pshaw! Wir schlafen auf unsern Gewissen; also müssen sie gut sein, denn ein böses Gewissen ist kein sanftes Ruhekissen, wie Ihr wissen werdet. Aber der Westen ist eine gefährliche Gegend, und wenn so plötzlich ein Fremder vor einem auftaucht, möchte man am liebsten mit der Hand gleich nach dem Messer greifen. Dürfen wir fragen, woher Ihr kommt?“
    „Vom Beaver-Fork herüber.“
    „Und wo wollt Ihr hin?“
    „Nach dem Rio Pecos.“
    „Da habt Ihr es weiter als wir. Wir wollen nur nach den Mugworthills.“
    Das erregte meine Aufmerksamkeit, denn die Mugworthills waren ganz dieselbe Berggruppe, welche von Winnetou und seinem Vater Nugget-tsil genannt worden war. Was wollen diese drei Männer dort? Auch ich wollte hin. Sollte ich mich ihnen anschließen? Da war es nötig, zu erfahren, welche Absicht sie hinführte. Darum fragte ich:
    „Mugworthills? Was ist das für eine Gegend?“
    „Eine sehr schöne. Es steht sehr viel wilder Beifuß dort, und Beifuß heißt auch Mugwort; daher der Name. Aber es ist nicht nur Beifuß dort zu finden, sondern etwas noch ganz anderes.“
    „Was?“
    „Hm! Wenn Ihr das wüßtet! Werde mich aber hüten, es zu sagen! Würdet wohl gleich mit nach den Mugworthills wollen!“
    „Plappermaul!“ fuhr ihn der zweite an. „Rede doch nicht so dumm daher!“
    „Pshaw! Woran man gern denkt, das hat man auf der Zunge. Was seid Ihr denn eigentlich, Fremder?“
    Es läßt sich denken, daß das, was er jetzt gesagt hatte, mich frappierte. Er sprach wirklich von dem Nugget-tsil; ich selbst hatte damals den Beifuß gesehen, welcher massenhaft dort wuchs. Seine Worte klangen so geheimnisvoll; ich beschloß, bei diesen Leuten hier zu bleiben, ihnen aber nicht zu sagen, wer ich war. Ich erteilte ihm also die Auskunft:
    „Bin Fallensteller, wenn Ihr nichts dagegen habt.“
    „Haben gar nichts einzuwenden. Und Euer Name? Oder wollt Ihr ihn verschweigen?“
    „Kann ihn frei und allen Leuten nennen. Ich heiße Jones.“
    „Seltener Name, außerordentlich selten!“ lachte er. „Ob wir ihn uns wohl merken können? Wo habt Ihr denn aber Eure Fallen?“
    „Die sind mir von den Comanchen abgenommen worden, mit der ganzen Jagdbeute von zwei Monaten.“
    „Das ist Pech!“
    „Ja, großes Pech. Bin aber froh, daß sie mich nicht selbst auch erwischt haben.“
    „Glaube es. Diese Kerls verschonen keinen Weißen, zumal in der jetzigen Zeit.“
    „Sind die Kiowas nicht ebenso schlimm?“
    „Ja.“
    „Und dennoch wagt ihr euch in ihr Gebiet?“
    „Bei uns ist's etwas anderes; wir

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